🧭 Einleitung „Brüssel“ reklamiert für sich, Maßstäbe zu setzen – beim Klima, bei Energie und bei Mobilität. Wenn die politische Spitze jedoch anders handelt, als sie es Bürgern und Unternehmen abverlangt, entsteht ein Vertrauensproblem. Aktuelles Beispiel ist die Reiseroutine an der Spitze der EU-Kommission.
📜 Hintergrund und Kodex Die Europäische Kommission fordert seit Jahren sparsamere, klimafreundliche Mobilität. Zugleich gilt für ihre Mitglieder ein klarer Verhaltenskodex: Flüge mit Privatmaschinen sind nur als letzte Option vorgesehen, wenn andere Verbindungen terminlich nicht ausreichen. Genau an dieser Schnittstelle zwischen Anspruch und Wirklichkeit entzündet sich die Kritik.
📊 Zahlen und Strecken 2023 Laut Berichten nutzte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen im Jahr 2023 insgesamt 23 Mal Privatflüge, darunter dreimal auf der kurzen Strecke zwischen Brüssel und Straßburg, die per Zug in weniger als fünf Stunden zu bewältigen ist. Die Kommission verweist zur Rechtfertigung auf enge Terminkalender und betont, dies seien im Verhältnis zur Gesamtzahl der Reisen absolut minimale Ausnahmen. Gerade diese Ausnahmen nähren jedoch den Vorwurf der Doppelmoral.
🕰️ Frühere Fälle Die Kritik ist nicht neu: Bereits 2021 stand die Anreise von der Leyens zur Klimakonferenz COP26 per Privatjet in der Diskussion. 2023 reiste sie zur COP28 gemeinsam mit Ratspräsident Charles Michel im Privatflugzeug. Die Debatte um Glaubwürdigkeit begleitet die Kommissionsspitze damit fortlaufend.
🌍 Klimabilanz der Privatjets Umweltorganisationen verweisen darauf, dass eine einzige Stunde Flug im Privatjet rund zwei Tonnen CO2 verursachen kann. Diese Größenordnung steht den politischen Appellen zur Emissionsvermeidung spürbar entgegen und verschärft den Widerspruch zwischen Anspruch und Verhalten.
🏛️ Argumentation der Kommission In der öffentlichen Darstellung verweist die Kommission auf die Zwänge enger Terminpläne und die Notwendigkeit effizienter Abläufe. Daraus leitet sie die Nutzung von Privatflügen als seltene und aus ihrer Sicht vertretbare Ausnahmen ab. Kritiker bezweifeln, dass dies dem proklamierten Vorbildanspruch gerecht wird.
🔎 Die Vertrauensfrage Wer Regulierung und Verzicht einfordert, muss bei sich selbst beginnen. Solange Spitzenfunktionsträger auf Kurz- und Mittelstrecken auf Privatflüge setzen, wächst der Eindruck, Bürger und Betriebe würden mit strengeren Maßstäben gemessen als die eigene Führung. Vertrauen schwindet, wenn Regeln als Symbolrhetorik erscheinen.
🛠️ Konsequenzen und Maßnahmen Gefordert ist weniger Pose, mehr Praxis. Konkrete Schritte ergeben sich aus dem eigenen Kodex und aus dem Anspruch glaubwürdiger Führung:
- Strikte Anwendung des Verhaltenskodex ohne Ausnahmeroutine.
- Konsequente Nutzung von Zug und Linienflügen auf Kurz- und Mittelstrecken.
- Transparente, nachvollziehbare Begründungen für unvermeidbare Ausnahmen.
- Jährliche, prüffähige Rechenschaft über Dienstreisen.
✅ Schlussfolgerung Eine Politik, die auf klare Regeln statt auf Moralinszenierung setzt, ist die konservative Antwort auf schwindendes Vertrauen. Nur durch überprüfbare Konsequenz lässt sich der Eindruck zerstreuen, die Führung nehme sich selbst aus. Vorbild beginnt an der Spitze.
🗨️ Kommentar der Redaktion Wer Klimavorreiter sein will, darf keine Privatjet-Ausnahmen zur Routine machen. Drei Flüge zwischen Brüssel und Straßburg bei unter fünf Stunden Zugzeit sind ein falsches Signal. Entweder gilt der Kodex, oder er ist wertlos. Die EU-Spitze muss mit gutem Beispiel vorangehen, sonst verliert sie das Recht, Verzicht zu verlangen. Transparenz und Disziplin jetzt – statt Ausreden.


