📰 Entscheidung in Warschau Polens Staatspräsident Karol Nawrocki hat das für Anfang Dezember geplante bilaterale Treffen mit Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán abgesagt. Er beschränkt seinen Aufenthalt in Ungarn auf den Gipfel der Präsidenten der Visegrád‑Gruppe in Esztergom am Mittwoch, 3. Dezember 2025; der vorgesehene offizielle Besuch in Budapest am Donnerstag entfällt. Als Grund nennt die Präsidialkanzlei Orbáns jüngste Reise nach Moskau.
🧠Anlass und Kontext Orbán war am 28. November 2025 in der russischen Hauptstadt und betonte dabei erneut die Schlüsselrolle russischer Energielieferungen für Ungarn. Der Kurs Budapests steht seit Langem im Spannungsfeld zwischen EU‑Solidarität gegenüber der Ukraine und nationaler Energiepolitik. In Warschau gilt gegenüber Moskau ein sicherheitspolitisch restriktiver Ansatz, entsprechende Signale kommen regelmäßig aus dem Umfeld des Präsidenten.
🗣️ Begründung aus dem Präsidialamt Marcin Przydacz, Leiter des außenpolitischen Büros im polnischen Präsidialamt, erklärte, Nawrocki berufe sich auf das Vermächtnis des verstorbenen Präsidenten Lech Kaczyński, wonach Europas Sicherheit auf Solidarität beruhe – auch in Energiefragen. Vor diesem Hintergrund und „im Zusammenhang mit Orbáns Besuch in Moskau“ werde das Programm in Ungarn auf das V4‑Präsidententreffen beschränkt.
📅 Ablauf und Anpassungen Die zuvor angekündigten Begegnungen in Budapest – darunter das Gespräch mit Orbán – wurden abgesagt. Der Schwerpunkt liegt nun ausschließlich auf dem Treffen der V4‑Staatsoberhäupter in Esztergom am Mittwoch; die persönliche Gesprächsebene im bilateralen Format entfällt am Folgetag.
- Abgesagt: bilaterales Gespräch mit Viktor Orbán
- Abgesagt: offizieller Besuch in Budapest am Donnerstag
- Verbleibend: Teilnahme am V4‑Präsidentengipfel in Esztergom
📌 Signal an Budapest und die Visegrád‑Gruppe Inhaltlich setzt Warschau den Akzent auf Koordination im V4‑Format, ohne die bilaterale Bühne für politische Signale aus Budapest zu bieten. Damit wird ein klarer Rahmen markiert, in dem institutioneller Austausch möglich bleibt, persönliche Aufwertung eines russlandfreundlichen Kurses jedoch ausbleibt.
🔎 Einordnung Die Entscheidung ist ein nüchternes Machtwort und zugleich ein Test für den Zusammenhalt Mitteleuropas. Polen markiert eine rote Linie gegenüber Alleingängen in Richtung Moskau und betont die Erwartung europäischer Geschlossenheit in Sicherheits‑ und Energiefragen.
🧩 Ausblick Dass Nawrocki am V4‑Gipfel festhält, zeigt den Willen zum fortgesetzten institutionellen Dialog. Für Budapest erhöht sich damit der Druck, die eigene Energiepolitik europäisch zu vermitteln; andernfalls drohen vertiefte Risse im ohnehin belasteten Verhältnis der Visegrád‑Partner.
🗨️ 🗨️ Kommentar der Redaktion Warschau setzt den richtigen Akzent: Solidarität vor Sonderwegen. Ein Kurs, der Moskau symbolisch aufwertet, ist in der aktuellen Lage politisch und moralisch verfehlt. Die Visegrád‑Kooperation darf kein Vehikel für nationale Selbstinszenierung werden, wenn sie europäische Geschlossenheit unterminiert. Budapest ist gut beraten, Energieinteressen in ein gemeinsames Sicherheitsverständnis einzubetten, statt sie gegen die Partner auszuspielen. Wer Prinzipien relativiert, riskiert Vertrauen – und damit Einfluss.


