🚚 Einordnung Cyberkriminelle verlagern den klassischen Frachtdiebstahl zunehmend ins Digitale, und die Folgen sind auf der Straße unmittelbar spürbar. Täter dringen über kompromittierte Konten, manipulierte E‑Mails und Fernwartungssoftware in Systeme von Speditionen und Frachtmaklern ein, um echte Ladungen umzuleiten und physisch zu entwenden. Besonders betroffen ist der nordamerikanische Landverkehr, die beobachteten Muster gelten jedoch als Warnsignal auch für europäische Logistiker.
🧭 Hintergrund Der Sicherheitsanbieter Proofpoint beschreibt eine Bedrohungslage, die seit Anfang bis Mitte 2025 deutlich an Fahrt aufgenommen hat. Im Zentrum steht der Missbrauch legitimer Remote‑Monitoring‑ und ‑Management‑Werkzeuge. Verbreitet kommen ScreenConnect, SimpleHelp, PDQ Connect, Fleetdeck, N‑able und LogMeIn Resolve zum Einsatz. Diese signierten Installationsdateien wirken harmlos, verschaffen den Angreifern aber verdeckten Fernzugriff. Nach der Erstinfektion folgen Netzwerkerkundung und das Abgreifen von Zugangsdaten, um Berechtigungen auszuweiten.
📈 Trend und Kampagnen Seit August 2025 wurden fast zwei Dutzend Kampagnen gezählt. Proofpoint erwartet, dass cybergestützter Frachtdiebstahl weiter zunimmt, angetrieben durch das Wissen der Täter über Abläufe in der Disposition, auf Frachtbörsen und in Brokerketten.
🕵️ Angriffswege Der Einstieg erfolgt häufig über kompromittierte Accounts auf digitalen Frachtbörsen, über gekaperte E‑Mail‑Konversationen oder über breit gestreute Phishing‑Mails. Das Ziel bleibt analog, nämlich Warenströme so zu manipulieren, dass wertvolle Ladungen ohne Gewaltanwendung verschwinden.
🎯 Opferbild Die Auswahl der Opfer erfolgt oft opportunistisch. Grundsätzlich kann jedes Unternehmen mit digitaler Anbindung betroffen sein.
💸 Schadenslage Versicherungs‑ und Rückversicherungsdaten verweisen auf Schäden in Milliardenhöhe. Die Zahlen schwanken, doch die Tendenz ist klar steigend.
🧩 RMM‑Ketten Angreifer kombinieren RMM‑Tools in Ketten, um Persistenz zu sichern und Detektion zu umgehen. Beobachtet wurden Installationsroutinen, die mehrere Fernwartungsprogramme nacheinander nachladen.
🖥️ Operative Eingriffe Das Ergebnis ist verdeckte Kontrolle über Endpunkte und Zugriff auf Dispo‑Systeme. Angreifer können Buchungen löschen, Alarme unterdrücken oder Fahrereinsätze umlenken bis hin zur Übernahme realer Transporte.
🛡️ Sicherheitspolitischer Bruch Die Entwicklung markiert einen Wandel, denn Frachtdiebstahl ist nicht länger ein Randphänomen rein physischer Kriminalität, sondern Teil eines hybriden Angriffsbildes. Gefordert sind strengere Governance für Fernzugriffe, segmentierte Netze, konsequente Protokollierung und ein Zulassungsprozess für RMM‑Software. Ebenso wichtig sind belastbare Identitätsprüfung in Brokerketten, Schulungen für Disponenten und Fahrer sowie Meldewege, die Auffälligkeiten sofort eskalieren.
🔧 Handlungsdruck Wer Transportketten betreibt, muss IT‑ und Betriebssicherheit zusammen denken. Andernfalls bleibt die Tür zwischen Leitstand und Laderaum dauerhaft einen Spalt offen.
🗨️ Kommentar der Redaktion Die Branche darf die beschriebenen Muster nicht als vorübergehende Erscheinung interpretieren, sondern muss sie als strukturelles Risiko behandeln. Priorität hat eine klare Governance für Fernzugriffe und eine strikte Zulassung von RMM‑Software. Identitäten in Brokerketten sind konsequent zu prüfen, und Disponenten wie Fahrer brauchen belastbare Schulungen und eindeutige Meldewege. Das ist kein Alarmismus, sondern nüchterne Vorsorge angesichts klar steigender Schäden. Wer jetzt zaudert, riskiert operative Ausfälle und reale Verluste auf der Straße.


