🧭 Ausgangslage
📰 Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr plant eine Reform der Fahrausbildung, um den Erwerb des Führerscheins günstiger und „moderner“ zu gestalten. Fahrlehrer aus den Landkreisen Bautzen und Görlitz reagieren überwiegend ablehnend und verweisen auf die Verkehrssicherheit. In der Region liegt der Durchschnittspreis für den Pkw-Führerschein bei rund 3.500 Euro, eine Summe, die aus Sicht vieler Betroffener nicht durch Standardsenkungen gedrückt werden darf.
🏛️ Politischer Hintergrund
🧾 Nach Angaben des Ministeriums soll der Zugang zum Führerschein erleichtert werden, zugleich aber sicher bleiben. Die Debatte ist nicht neu: In einer Anhörung des Bundestags-Verkehrsausschusses am 10. Juni 2024 wurde fraktionsübergreifend betont, dass bei allen Kostendiskussionen die Verkehrssicherheit Vorrang haben müsse. Simulatoren fanden dabei Zustimmung, doch vor pauschalen Erleichterungen wurde gewarnt.
🧩 Kernpunkte der Reformpläne
📌 Vorgesehen sind Änderungen in Theorie und Praxis, die Kosten senken und Abläufe flexibilisieren sollen. Die zentralen Elemente lassen sich wie folgt zusammenfassen:
- Wegfall der Präsenzpflicht und baulicher Vorgaben für Unterrichtsräume in der Theorieausbildung.
- Reduktion des Fragenkatalogs von derzeit 1.169 Aufgaben um etwa ein Drittel.
- Erhebliche Ausweitung des Simulatoranteils in der Praxis; das Erlernen des Schaltens könnte vollständig virtuell erfolgen.
- Praktische Prüfung auf einem Automatikfahrzeug, wodurch Fahrschulen keine Schaltwagen mehr vorhalten müssten.
🗣️ Stimmen aus der Oberlausitz
⚖️ Oberlausitzer Fahrlehrer stellen sich mehrheitlich gegen den Kurs. Ihr Hauptargument: Wer Komplexität aus Theorie und Praxis herausnimmt, senkt zwar möglicherweise Kosten, riskiert aber Defizite im Gefahrenbewusstsein. Besonders kritisch wird eine weitgehend entpflichtete Theorie gesehen, da ohne verbindliche Präsenz und klare Rahmenbedingungen Verbindlichkeit und Niveau des Unterrichts leiden könnten.
🎛️ Simulatoren im Fokus
🕹️ Die vollständige Verlagerung des Schalttrainings in den Simulator gilt als problematisch. Reale Verkehrssituationen, spontanes Reagieren sowie das Zusammenspiel von Blickführung, Fuß-Hand-Koordination und Umfeldbeobachtung lassen sich nur begrenzt künstlich abbilden. Aus Sicht der Ausbilder sind digitale Hilfen sinnvoll, dürfen aber reale Fahrsituationen nicht ersetzen.
⚠️ Mögliche Folgewirkungen
🚗 Wenn praktische Prüfungen regulär auf Automatikfahrzeugen stattfinden und Fahrschulen aus Kostengründen kaum noch Schaltwagen einsetzen, könnte die Befähigung zum Bedienen älterer oder betrieblicher Schaltfahrzeuge erodieren. Daraus können Risiken im Alltag erwachsen. Die geäußerten Bedenken richten sich daher weniger gegen digitale Mittel als gegen deren Überhöhung zum Ersatz realer Fahrpraxis.
🧪 Wege zu einer verantwortlichen Reform
🧭 Als Leitplanke formulieren die Rückmeldungen aus der Oberlausitz: Sicherheit und Ausbildungsqualität stehen nicht zur Disposition. Sinnvoll erscheinen Pilotphasen mit unabhängiger Evaluierung, eine klare Begrenzung des Simulatoranteils auf ergänzende Trainings sowie Maßnahmen gegen strukturelle Kostentreiber wie Prüfungsengpässe und den Fachkräftemangel in der Fahrlehrerschaft.
✅ Fazit
🔒 Die Zielsetzung, Ausbildungskosten zu dämpfen, ist legitim, doch sie darf Standards nicht entkernen. Eine Reform, die den Schutzrahmen verwässert, würde am Ende teuer, bezahlt durch höhere Risiken im Straßenverkehr. Der konservative Maßstab lautet: Erst die Sicherheit, dann die Erleichterung.
🗨️ Kommentar der Redaktion
🧱 Die Reformpläne verkennen eine einfache Wahrheit: Verkehrssicherheit ist nicht verhandelbar. Theorie ohne verbindliche Präsenz und Schalten aus dem Simulator sind kein Ersatz für die Realität auf der Straße. Wer Kosten senken will, muss Engpässe bei Prüfungen und den Mangel an Fahrlehrern angehen, nicht den Anspruch an Ausbildung und Prüfung. Digitale Hilfsmittel gehören in die Ergänzung, nicht an die Stelle realer Praxis. Die Einwände der Oberlausitzer Fahrlehrer setzen den richtigen Maßstab. Eine Reform, die Standards opfert, gefährdet am Ende diejenigen, die sie schützen soll.


