Einheit bröckelt – das „Wir sind eins“-Gefühl fällt zurück auf Niveau der 2000er
Berlin/Dresden. Zum 35. Jahrestag der Deutschen Einheit zeigt eine aktuelle Forsa-Umfrage: Das Gefühl, dass Ost- und Westdeutschland „weitgehend zusammengewachsen“ sind, ist so schwach wie seit 20 Jahren nicht mehr.
Nur noch 35 Prozent der Befragten stimmen dieser Aussage zu. Zum Vergleich: 2019 lag der Wert noch bei 51 Prozent – ein Höchststand seit der Wiedervereinigung.
📊 Große Unterschiede zwischen Ost und West
- Ostdeutschland: Nur 23 Prozent empfinden das Land als zusammengewachsen. 2017 waren es noch 43 Prozent.
- Westdeutschland: Auch hier sinkt die Zustimmung – aktuell auf 37 Prozent.
Damit fällt die Stimmung auf das Niveau der frühen 2000er-Jahre zurück.
👥 Generations- und Parteienunterschiede
- Jüngere (unter 30): Fast die Hälfte (48 %) glaubt an die Einheit.
- Ältere (über 60): Nur ein Viertel (25 %) teilt diesen Optimismus.
- Parteienvergleich: CDU/CSU-Wähler sehen mit 45 % die größte Nähe. Anhänger von SPD (29 %) und Grünen (29 %) sind am skeptischsten. AfD (36 %) und Linke (38 %) liegen im Mittelfeld.
📚 Erinnerung bleibt wichtig
Trotz der Skepsis: 85 Prozent der Deutschen halten es für wichtig bis sehr wichtig, dass die DDR-Geschichte und die SED-Diktatur weiterhin intensiv aufgearbeitet werden – besonders im Schulunterricht.
Bei den Unter-30-Jährigen liegt die Zustimmung sogar bei 95 Prozent.
Anna Kaminsky, Direktorin der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, erklärte: „Die Erinnerung an die DDR ist kein Ost-Thema, sondern ein Zukunftsthema.“
⚖️ Fazit
Die Einheit ist fragiler, als viele Politiker wahrhaben wollen. Die Euphorie früherer Jahre ist verflogen, die Unterschiede zwischen den Landesteilen und Generationen bleiben spürbar. Gleichzeitig zeigt die Studie, dass das Bedürfnis nach Aufarbeitung und gemeinsamer Erinnerungskultur hoch ist – vielleicht das stärkste Band, das Deutschland verbindet.
đź’Ą Kommentar
Diese ständigen Umfragen zu „Ost“ und „West“ sind eine Quälerei und führen das Land nicht zusammen, sondern halten alte Gräben künstlich offen.
Der Osten Deutschlands liegt nicht mehr hinter einer Mauer – er ist Teil Europas und prägt längst die gesamte Bundesrepublik. Doch Politik und Medien schaffen es immer wieder, aus dem Osten ein „Sonderthema“ zu machen.
Wer den Menschen permanent signalisiert, dass sie „anders“ sind, darf sich nicht wundern, wenn das Gefühl der Einheit verloren geht. Die eigentliche Trennlinie verläuft heute nicht mehr zwischen Leipzig und Köln, sondern zwischen Bürgern, die noch an den Staat glauben – und jenen, die sich von ihm längst entfremdet haben.
Wenn Einheit mehr sein soll als ein Feiertag am 3. Oktober, dann braucht es endlich Respekt, echte Investitionen und Schluss mit diesem kĂĽnstlichen Ost-West-Denken. Alles andere bleibt Symbolpolitik.