Zittau, das „Tor zum Dreiländereck“, erlebte in der Kaiserzeit (1871–1918) eine Phase des Aufschwungs, die bis heute sichtbar ist. Auch wenn Kaiser Wilhelm II. selbst nie offiziell in Zittau Station machte, prägte die Epoche das Gesicht der Stadt nachhaltig – wirtschaftlich, kulturell und architektonisch.
🏭 Wirtschaftliche Blüte – „Sächsisches Manchester“
Mit Beginn der Kaiserzeit entwickelte sich Zittau zu einem wichtigen Industriezentrum.
- Die Textilindustrie boomte: Zittau war europaweit bekannt für Stoffe und feine Tuche.
- Maschinenbau und Glasindustrie ergänzten die Wirtschaftskraft.
- Unternehmerfamilien wie die Haeblers errichteten prächtige Villen, die bis heute vom damaligen Reichtum zeugen.
Zittau galt bald als das „sächsische Manchester“ – eine Stadt im Pulsschlag der Moderne.
🚂 Eisenbahn & Mobilität
Die 1859 eröffnete Eisenbahnverbindung brachte in der Kaiserzeit volle Wirkung:
- Zittau wurde zum Knotenpunkt zwischen Sachsen, Böhmen und Schlesien.
- Der Bahnhof entwickelte sich zum Tor für Handel, Reisen und Militärtransporte.
- Zahlreiche hochrangige Persönlichkeiten passierten die Stadt – auch wenn der Kaiser selbst wohl nur auf der Durchreise war.
🎭 Kultur & Bürgerstolz
Die Zeit stand auch im Zeichen kultureller Selbstbehauptung:
- 1905 wurde das prächtige Zittauer Theater eröffnet – im Jugendstil und bis heute kulturelles Herzstück.
- Gewerbe- und Industrieausstellungen demonstrierten das Können der Zittauer Unternehmer.
- Bürgervereine, Musik- und Turnvereine prägten den Alltag – Zeichen eines wachsenden städtischen Selbstbewusstseins.
🕍 Spuren im Stadtbild
Noch heute finden sich kaiserzeitliche Monumente in Zittau:
- Das Reichsbankgebäude (heute Stadtbibliothek) – Symbol preußischer Macht.
- Kaiserstraße und Wilhelmplatz – Relikte kaiserlicher Namensgebung.
- Jugendstilvillen am Weinaupark – gebaut von Fabrikantenfamilien als Statussymbole.
⚔️ Militärisches Flair
Die Oberlausitz war in der Kaiserzeit ein bedeutendes Manövergebiet. Auch in Zittau spürte man den militärischen Geist:
- Regimenter wurden ausgebildet und bei Übungen in der Region eingesetzt.
- Militärparaden und Gedenktage prägten das Stadtleben.
✨ Fazit
Die Kaiserzeit war für Zittau eine Epoche des Aufschwungs und der Selbstbehauptung. Zwischen Industrieglanz, kulturellem Stolz und architektonischem Erbe legte die Stadt das Fundament für ihr heutiges Bild. Auch wenn Kaiser Wilhelm hier nicht residierte, weht sein Zeitalter noch immer durch die Straßen – in Stein, in Namen und in Geschichten.