Beziehungen auf dem Tiefpunkt – doch ein Sektor bietet Hoffnung auf Annäherung
Peking/Brüssel – Am Donnerstag treffen sich die Spitzen der Europäischen Union mit der chinesischen Führung in Peking zum 25. China-EU-Gipfel – in einer Atmosphäre tiefgreifender Spannungen. Ein hochrangiger EU-Beamter spricht von den „schlechtesten Beziehungen seit Jahrzehnten“. Hauptgrund: Sanktionen, Wirtschaftsinteressen und wachsende geopolitische Differenzen.
🔍 Überblick: Die sechs größten Streitpunkte
1. Russland-Sanktionen und chinesische Firmen
Die EU hat in ihrem jüngsten Sanktionspaket gegen Russland auch mehrere chinesische Unternehmen und Banken aufgelistet. Das führte zu scharfer Kritik aus Peking – das Handelsministerium spricht von „erfundenen Anschuldigungen“ und droht mit Gegenmaßnahmen.
2. Zwangstechnologietransfers
Viele europäische Firmen berichten über indirekten Technologiediebstahl in China. Besonders der Druck auf Joint Ventures, wertvolles Know-how zu überlassen, sorgt für Unmut in Brüssel.
3. Überkapazitäten bei grünen Technologien
China produziert Solarzellen, Windräder und E-Autos in gewaltigen Mengen und zu Dumpingpreisen. Die EU sieht darin eine Bedrohung für ihre eigene grüne Industrie und prüft Gegenmaßnahmen.
4. Ungleichgewicht im Handel
China exportiert deutlich mehr in die EU als umgekehrt. Während europäische Märkte weit offen sind, bleiben viele chinesische Sektoren für EU-Firmen verschlossen oder stark reguliert.
5. Menschenrechte und autoritäre Politik
Die EU kritisiert Pekings Umgang mit Minderheiten wie den Uiguren, das harte Vorgehen in Hongkong und den repressiven Kurs gegenüber der Zivilgesellschaft. China wiederum sieht darin Einmischung in seine inneren Angelegenheiten.
6. Geopolitik und Nähe zu Russland
Die enge strategische Partnerschaft zwischen Peking und Moskau bereitet der EU zunehmend Sorgen – insbesondere in Bezug auf den Ukraine-Krieg. Chinas Weigerung, Russlands Angriff zu verurteilen, gilt als diplomatischer Spaltkeil.
🤝 Hoffnung: Gemeinsame Interessen bei Klimaschutz und grüner Transformation
Trotz der Spannungen gibt es ein gemeinsames Interesse an globalem Klimaschutz. China und die EU gehören zu den größten Investoren in grüne Technologien. Vor allem beim Ausbau der Wasserstoffwirtschaft und CO₂-Zertifikate-Handel könnten Kooperationen entstehen – wenn auch unter schwierigen Bedingungen.
🧭 Fazit: Gipfel mit Symbolcharakter, wenig Substanz erwartet
Angesichts der zahlreichen Konfliktlinien rechnen EU-Beamte nicht mit einer gemeinsamen Abschlusserklärung. Vielmehr geht es beim Gipfel darum, den Gesprächsfaden nicht abreißen zu lassen. Das Treffen mit chinesischen und europäischen Wirtschaftsvertretern am Nachmittag könnte die einzige produktive Komponente bleiben.