Militärische Eskalation in Ostasien wird wahrscheinlicher
Taipeh/Peking – Die Spannungen zwischen China und Taiwan nehmen weiter zu. Während Peking Taiwan als abtrünnige Provinz betrachtet, bekräftigt Taiwan regelmäßig seinen Anspruch auf Selbstbestimmung und Demokratie. Westliche Geheimdienste und Analysten warnen zunehmend: Ein Angriff Chinas auf Taiwan ist kein theoretisches Gedankenspiel mehr – sondern eine reale Bedrohung in den kommenden Jahren.
Sollte China eine militärische Operation gegen Taiwan starten, hätte dies weitreichende Konsequenzen – sowohl für die Region als auch für die gesamte Weltwirtschaft und das internationale Sicherheitssystem.
Militärische Ausgangslage: China im Vorteil – aber zu welchem Preis?
China verfügt über die größte Armee der Welt. Mit modernisierten Raketenstreitkräften, einer schlagkräftigen Marine und fortschrittlicher Cyberkriegsführung ist das Land militärisch deutlich überlegen.
Taiwan hingegen setzt auf eine asymmetrische Verteidigungsstrategie: mobile Raketenbatterien, moderne Drohnen, hochentwickelte Luftabwehr und eine stark motivierte Reservearmee sollen im Ernstfall eine Invasion so teuer wie möglich machen.
Militäranalysten gehen davon aus, dass ein Angriff vermutlich mit massiven Raketen- und Luftangriffen beginnt, gefolgt von einer Blockade oder einer amphibischen Invasion.
Wird der Westen eingreifen?
Die Vereinigten Staaten haben keine formelle Verteidigungsgarantie gegenüber Taiwan, sind aber durch den Taiwan Relations Act verpflichtet, das Land bei der Selbstverteidigung zu unterstützen.
Zahlreiche Analysten gehen davon aus, dass die USA militärisch eingreifen würden – ebenso wie Japan und Australien. Ob europäische Länder über reine Sanktionen hinaus ebenfalls militärische oder logistische Hilfe leisten würden, ist bislang offen.
Ein offener Konflikt zwischen den USA und China wäre jedoch ein Szenario von historischer Tragweite – mit unkalkulierbaren Risiken für beide Seiten.
Wirtschaftliche Schockwellen weltweit
Die Auswirkungen eines Krieges um Taiwan auf die globale Wirtschaft wären massiv. Taiwan ist der weltweit führende Hersteller von Halbleitern, insbesondere hochentwickelter Mikrochips, die in Smartphones, Autos, Computern, Medizintechnik und Rüstungstechnik verbaut werden.
Ein Krieg würde zu einem sofortigen Zusammenbruch globaler Lieferketten führen. Unternehmen weltweit – von der Autoindustrie bis zur IT-Branche – wären betroffen.
Zudem verlaufen rund 40 Prozent des weltweiten Seehandels durch die Straße von Taiwan. Ein militärischer Konflikt würde diese Route blockieren und den globalen Handel schwer treffen.
Finanzmärkte und Energiepreise im Krisenmodus
Ein Angriff Chinas auf Taiwan würde umgehend zu starken Verwerfungen an den Finanzmärkten führen. Börsenkurse würden einbrechen, die Preise für Energie, Rohstoffe und Nahrungsmittel würden in die Höhe schnellen.
Experten gehen davon aus, dass der wirtschaftliche Schock weit größer wäre als jener nach dem russischen Angriff auf die Ukraine.
Sanktionen und neue Blockbildung
Sanktionen gegen China wären nahezu sicher. Diese wären aufgrund der wirtschaftlichen Verflechtung zwischen China und dem Westen allerdings deutlich komplexer als im Fall Russlands.
Gleichzeitig würde ein Angriff auf Taiwan die Welt noch stärker in zwei geopolitische Blöcke spalten: auf der einen Seite die westlichen Demokratien, auf der anderen Seite China, Russland, Iran und Nordkorea sowie möglicherweise weitere autokratische Staaten.
Fazit: Globale Zeitenwende wäre unausweichlich
Ein Angriff Chinas auf Taiwan wäre weit mehr als ein regionaler Konflikt. Er würde das internationale System, wie wir es seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs kennen, fundamental verändern.
Für Deutschland und Europa wäre dieser Konflikt eine Zäsur. Die wirtschaftliche Abhängigkeit von China müsste radikal reduziert werden, geopolitische Fragen würden endgültig in den Mittelpunkt der Politik rücken.
Noch ist ein Krieg vermeidbar. Doch die Risiken steigen – und die Welt muss sich auf den Ernstfall vorbereiten.