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🏭 Industrie schlägt Alarm: Mehrheit denkt über Abwanderung nach – BDI fordert Kurswechsel

📉 Ein düsteres Lagebild Eine neue Unternehmensbefragung zeichnet ein düsteres Bild für den Produktionsstandort Deutschland: Zwei Drittel der befragten Industriebetriebe erwägen, in den kommenden Jahren Teile ihrer Fertigung ins Ausland zu verlagern. Als Treiber gelten Zölle, Protektionismus und geopolitische Risiken. Der Bundesverband der Deutschen Industrie mahnt rasches Gegensteuern der Politik an.

📊 Studienrahmen Die Erhebung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte gemeinsam mit dem BDI wurde im September und Oktober 2025 unter 148 Lieferketten-Verantwortlichen durchgeführt, vornehmlich aus Automobil-, Technologie-, Maschinenbau-, Energie- und Chemiebranchen. 84 Prozent der Teilnehmer stammen aus Großunternehmen, 16 Prozent aus kleinen und mittleren Betrieben. Die Veröffentlichung erfolgte am 27. November 2025.

🛃 Treiber der Verlagerungspläne Zölle, Protektionismus und geopolitische Risiken gelten als zentrale Belastungen. Der Handlungsdruck auf die Industrie steigt, und mangelnde Planungssicherheit erschwert Investitionsentscheidungen.

🧭 Umfang der Vorhaben 68 Prozent der Unternehmen geben an, wegen Zöllen in den nächsten zwei bis drei Jahren Produktion ganz oder teilweise zu verlagern. Das unterstreicht den anhaltenden Druck auf den Industriestandort.

🌍 Zielregionen der Abwanderung Innerhalb Europas planen 30 Prozent eine Verlagerung von Deutschland in andere EU-Länder. Außerhalb Europas rücken die USA stärker in den Fokus (26 Prozent), getrieben von der US-Zollpolitik. In Asien nennen 16 Prozent China, 14 Prozent Indien und 19 Prozent andere asiatische Länder; Mehrfachnennungen waren möglich.

🏭 Schon vollzogene Schritte Fast jedes fünfte Unternehmen (19 Prozent) hat nach eigenen Angaben aktuell keinerlei Produktion mehr in Deutschland; vor zwei Jahren lag dieser Wert noch bei 11 Prozent. Verlagerungen betreffen zunehmend auch Forschung und Entwicklung.

🔁 Gegenläufige Tendenzen Die Abwanderung verläuft nicht linear: Neun Prozent holen Produktion, die zuvor nach China verlagert wurde, zurück nach Europa; sieben Prozent planen Rückverlagerungen aus den USA. Ein Lieferkettenexperte von Deloitte mahnt, Kostenvorteile am neuen Standort verlören bei Lieferstörungen rasch an Gewicht.

🏛️ Forderungen des BDI BDI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Niedermark spricht von „stürmischen Gegenwinden“ durch geopolitische Verwerfungen. Er fordert entschlossenere und schnellere Reformen, um Standortnachteile abzubauen, und drängt auf die Mobilisierung privaten Kapitals für Schlüsseltechnologien – inklusive gezielter Anschubfinanzierungen, damit Innovationen in Werkhallen und Logistikzentren ankommen.

⚠️ Fazit und Ausblick Die Daten sind ein Warnsignal: Deutschland riskiert, weiter industrielle Substanz zu verlieren, wenn Rahmenbedingungen – von Energie- und Steuerlast bis zu Planungssicherheit und Regulierung – nicht zügig verbessert werden. Die wachsende Attraktivität der USA und einzelner EU-Standorte zeigt, dass Unternehmen dorthin gehen, wo Berechenbarkeit, Kostenwettbewerb und Investitionsanreize stimmen. Der Befund ist eindeutig konservativ zu lesen: Es braucht verlässliche Industriepolitik, weniger Bürokratie und schnellere Entscheidungen. Gelingt der Kurswechsel, können Rückverlagerungen und Investitionen wieder an Dynamik gewinnen – bleibt er aus, droht eine schleichende Erosion des Standorts.

🗨️ Kommentar der Redaktion Die Zahlen lassen keinen Interpretationsspielraum: Der Industriestandort steht unter massivem Druck. Wer jetzt zaudert, riskiert weitere Wertschöpfungsverluste und den Abfluss von Know-how. Die Politik muss Rahmenbedingungen entschlossen verbessern – mit Planungssicherheit, weniger Regulierungslast und klaren Investitionsanreizen. Private Mittel für Schlüsseltechnologien sollten rasch mobilisiert und staatliche Anschubfinanzierungen strikt auf Wirkung ausgerichtet werden. Ohne spürbaren Kurswechsel setzt sich die schleichende Erosion fort.

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