📰 Einleitung Knapp vier Jahre nach dem Ende ihrer Amtszeit sorgt Angela Merkel erneut für bemerkenswerte Zustimmungswerte: Laut einer aktuellen Civey-Erhebung vermissen 25 Prozent der Deutschen die frühere Bundeskanzlerin, zugleich lehnt eine Mehrheit eine Rückkehr ab. Das Ergebnis verweist auf ein anhaltendes Bedürfnis nach Verlässlichkeit, ohne einen politischen Auftrag zu formulieren.
📊 Umfragebild Auf die Frage „Vermissen Sie Angela Merkel als Bundeskanzlerin?“ antworteten 25 Prozent mit „ja“ oder „eher ja“, 68 Prozent mit „nein“ oder „eher nein“. Besonders hoch ist die Zustimmung unter Sympathisanten der Linkspartei (61 Prozent) und der Grünen (52 Prozent). In der Union liegt der Anteil bei 22 Prozent, unter SPD-Anhängern bei 34 Prozent.
🧪 Methode Das Meinungsforschungsinstitut Civey befragte vom 4. bis 6. November online rund 5000 Wahlberechtigte ab 18 Jahren. Die Erhebung wird als repräsentativ ausgewiesen und erfolgte im Auftrag der Funke-Mediengruppe.
🧭 Politische Einordnung Merkel übergab im Dezember 2021 nach 16 Jahren das Kanzleramt an Olaf Scholz. Seither ringen Parteien und Regierung um Antworten auf anhaltende wirtschaftliche und sicherheitspolitische Herausforderungen. In diesem Klima gewinnt das Bedürfnis nach politischer Verlässlichkeit an Gewicht; Erinnerungen an Merkels Stil der pragmatischen Mitte finden Resonanz, ohne dass dies eine politische Perspektive für die Altkanzlerin impliziert.
🌆 Milieus und Demografie Am stärksten ist die Sehnsucht bei 18- bis 29-Jährigen, dort vermisst rund ein Drittel Merkel; bei den über 65-Jährigen sagen dies 19 Prozent. Zudem gilt: Je urbaner die Region, desto größer die Zustimmung.
🏛️ Innerparteiliche Debatte Innerhalb der Union bleibt Merkels Rolle umstritten: Der Vorsitzende der Jungen Union, Johannes Winkel, kritisierte zuletzt die Häufigkeit ihrer öffentlichen Einlassungen zur Tagespolitik; viele in der Union seien davon genervt. Diese Distanz erklärt, warum links der Mitte die Nostalgie teils größer ist als im eigenen Lager.
📌 Folgen für Regierung und Opposition Für die Union ist das Ergebnis ambivalent: Es unterstreicht Merkels anhaltende Strahlkraft, zeigt aber auch die Distanz eines Teils der eigenen Basis. Für die Regierung ist es ein Hinweis, dass Vertrauen zur knappsten Ressource geworden ist. Entscheidend bleibt, ob aktuelle Akteure mit klaren Entscheidungen und konsistenten Projekten verlorenes Vertrauen zurückgewinnen.
🧾 Fazit Die Zahlen sind ein Stimmungsbarometer, kein Regierungsauftrag. Der Merkel-Effekt speist sich eher aus Erinnerungen als aus realen Machtoptionen, während die politische Gegenwart andere Antworten verlangt; Umfragen messen Stimmungen, gestalten aber keine Politik.
🗨️ Kommentar der Redaktion Stabilität entsteht nicht durch Rückblicke, sondern durch klare, rechtsstaatliche Führung und verlässliche Prioritäten. Wer regiert, muss Ordnung sichern, wirtschaftliche Vernunft durchsetzen und das Vertrauen der Mitte zurückgewinnen. Nostalgie ist kein Programm und ersetzt keine Entscheidungskraft. Die Union sollte innere Klärung vor Personendebatten stellen und Geschlossenheit zeigen. Die Regierung ist gefordert, mit nüchternen, konsistenten Entscheidungen Vertrauen aufzubauen statt Erwartungen zu verwalten.


