Ein Kommentar
Der Rückzug kommt spät. Zu spät. Nach monatelangem Streit um die Erweiterung des Asylheims in Niesky zieht das Landratsamt Görlitz die Reißleine – der Ausbau ist vom Tisch. Was bleibt, ist ein politisches Trümmerfeld. Und ein Landrat, dessen Glaubwürdigkeit in der Migrationspolitik massiv gelitten hat.
Ignorieren, aussitzen, scheitern
Zu lange hielt Landrat Stephan Meyer an einer Strategie fest, die von Anfang an zum Scheitern verurteilt war. Statt frühzeitig auf Transparenz, Bürgerdialog und dezentrale Lösungen zu setzen, verfolgte er stur den Weg großer Unterkünfte – gegen den wachsenden Widerstand der Bevölkerung.
Der Protest war nicht überraschend. Vielerorts fühlen sich die Bürger in dieser Debatte übergangen, nicht mitgenommen, nicht gehört. Meyers Beharren auf überholten Konzepten hat das Vertrauen weiter zerstört.
Der politische Schaden ist enorm
Jetzt der Rückzieher. Aber der Preis ist hoch: Der Imageschaden für den Landrat ist erheblich. Denn was bleibt, ist der Eindruck, dass er nicht aus Überzeugung handelt, sondern aus purem Druck. Aus einem Fehler wird kein Erfolg, nur weil man ihn spät korrigiert.
Ein strukturelles Problem
Dieser Vorgang zeigt aber auch ein strukturelles Problem in der Migrationspolitik auf Kreisebene: fehlende Strategie, schlechte Kommunikation und eine Realitätsverweigerung gegenüber berechtigten Sorgen der Bevölkerung.
Vertrauen verspielt
Das Vertrauen der Bürger in den Landrat ist angekratzt – vielleicht dauerhaft beschädigt. Wer zu spät auf berechtigte Einwände reagiert, riskiert nicht nur seine Glaubwürdigkeit, sondern treibt auch Wähler in die Arme populistischer Kräfte. Das hätte Meyer wissen müssen.