🌐 Eskalation im Streit um Seltene Erden Die US-Regierung drängt angesichts verschärfter chinesischer Exportkontrollen für Seltene Erden auf rasche Gespräche mit Peking. Der US-Handelsbeauftragte Greer kündigte ein Treffen mit chinesischen Vertretern in Malaysia an und nannte Pekings Vorgehen „aggressiv“ und „unverhältnismäßig“. Zugleich hat US-Präsident Donald Trump zusätzliche Zölle von 100 Prozent auf chinesische Waren ab dem 1. November 2025 in Aussicht gestellt – eine weitere Eskalationsstufe im Handelskonflikt. Auch die EU fordert Abhilfe; Chinas Handelsminister Wang wird in Brüssel zu Beratungen erwartet.
🧲 Warum Seltene Erden entscheidend sind Seltene Erden sind unverzichtbar für Hochtechnologie, Verteidigung und Energiewende – insbesondere für Dauermagnete in Elektromotoren von E‑Autos und in Windkraftanlagen. Die starke Konzentration der Wertschöpfung birgt strategische Risiken für Industriestaaten, die auf reibungslose Lieferketten angewiesen sind.
🔒 Pekings Kontrollen, Washingtons Vorwürfe China hat jüngst Exportkontrollen für nahezu alle Seltenen Erden angekündigt. Aus Sicht Washingtons bricht Peking damit die Zusage, essenzielle Rohstoffe zuverlässig zu liefern. Greer will daher in Südostasien ausloten, ob und wie die neuen Vorgaben entschärft werden können. Parallel setzt die US-Regierung auf Druck: Die angekündigten 100‑Prozent‑Zölle sollen am 1. November 2025 greifen und ergänzen bestehende Handelsbarrieren.
🇪🇺 Europa unter Zugzwang EU-Handelskommissar Maroš Šefčovič kritisierte die chinesischen Maßnahmen als „ungerechtfertigt und schädlich“ und strebt „dringende Lösungen“ an. Für die kommenden Tage wurde ein Treffen mit dem zuständigen chinesischen Minister Wang in Brüssel vereinbart. Die EU fürchtet Produktionsausfälle in Schlüsselbranchen, sollte der Zugang zu Vorprodukten und Technologien rund um Seltene Erden weiter eingeschränkt bleiben.
⚖️ Lieferketten zwischen Preisdruck und Unsicherheit In Washington dienen die Zölle als Hebel gegenüber Peking – mit ungewissem Ergebnis. Sollte China an den Kontrollen festhalten, drohen Preisauftrieb und Planungsunsicherheit entlang zahlreicher Lieferketten. Umgekehrt könnte ein Verhandlungserfolg vorübergehend Stabilität bringen, ohne jedoch die strukturelle Abhängigkeit westlicher Industrien von chinesischer Verarbeitungskapazität grundsätzlich zu lösen.
🧭 Kurzfristige Prioritäten, langfristige Weichen Die Auseinandersetzung um Seltene Erden ist mehr als ein weiterer Zollstreit: Es geht um die Kontrolle über strategische Rohstoffe, die die industrielle Wettbewerbsfähigkeit der nächsten Dekade prägen. Kurzfristig sind diplomatische Schadensbegrenzung und transparente Genehmigungsverfahren entscheidend. Langfristig führt kein Weg an Diversifizierung, heimischer Wertschöpfung und technischer Substitution vorbei – nüchtern, realistisch und ohne Illusionen über schnelle Unabhängigkeit.
- Kurzfristig: Gespräche intensivieren und Genehmigungen transparent handhaben.
- Langfristig: Lieferketten diversifizieren, heimische Wertschöpfung ausbauen und Substitution vorantreiben.
🗨️ Kommentar der Redaktion Peking setzt mit den Exportkontrollen ein machtpolitisches Signal – darauf müssen USA und EU geschlossen, zügig und berechenbar reagieren. Strafzölle können kurzfristig Hebelwirkung entfalten, ersetzen aber keine strategische Sicherung kritischer Wertschöpfung. Europa tut gut daran, rasch Klarheit zu schaffen und den Zugang zu Vorprodukten zu stabilisieren, statt auf Zeit zu spielen. Entscheidend sind jetzt transparente Verfahren und belastbare Zusagen, flankiert von konsequenter Diversifizierung. Illusionen über schnelle Unabhängigkeit helfen nicht; gefragt sind Realismus, Disziplin und ein langer Atem.