Bautzen. Nach der Absage der Romantica ziehen 30 Händler eigenständig nach und organisieren eine kleinere Einkaufsnacht bei Kerzenschein. Doch die Botschaft an Rathaus, Vereine und Stadtrat ist klar: Ohne klare Zuständigkeiten, Finanzierung und vereinfachte Auflagen drohen weitere Großveranstaltungen zu kippen. In der jüngsten Stadtratssitzung saßen zwölf Händler im Saal – ihr Anliegen schaffte es nicht auf die Tagesordnung, sondern nur in die Bürgersprechstunde.
📌 Key Facts
- ❌ Romantica abgesagt: Innenstadtverein nennt Kommunikationsmängel, schwierige Finanzierung, verschärfte Auflagen & Haftungsrisiken
- 🕯️ Ersatz: 30 Händler planen Einkaufsnacht bei Kerzenschein
- 🏛️ Stadtrat: Händler*innen fordern Dialog auf Augenhöhe – Thema nicht terminiert
- 🛡️ Kernprobleme: Kosten für Sicherheit, Genehmigungen, Versicherungen, Ehrenamts-Haftung
- ⏱️ Druck: Bedarf an dauerhafter Lösung für Stadtfeste (Planungssicherheit 2026ff.)
🔎 Worum es konkret geht
- Kommunikation: Händler und Verein beklagen fehlende Koordination und späte Entscheidungen.
- Finanzierung: Hohe Sicherheits-, GEMA-, Technik- und Reinigungs-kosten überfordern Ehrenamt & Einzelhandel.
- Auflagen & Haftung: Sicherheitskonzepte, Rettungswege, Versicherungssummen und Private-Haftung schrecken ab.
- Verlässlichkeit: Ohne mehrjährige Planung verlieren Sponsoren und Programmpartner den Atem.
🛠️ Was jetzt auf den Tisch gehört
- Städtische Event-Taskforce („One-Stop“)
– Fester Ansprechpartner, Checklisten, Fristenkalender, Musterbescheide; wöchentliche Sprechstunde. - Mehrjahresrahmen 2026–2028
– Terminkorridor der Großevents (Frühjahr/Sommer/Herbst), Reservierung Plätze/Technik, Prioritätenliste. - Finanzierungsmix
– Städtischer Sockel + Sponsoring-Pool (Stadt/Region) + Standgebühren + Crowd/Spendenquittung;
– Sicherheitsfonds der Stadt (zweckgebunden für Absperrung, Sanitätsdienst). - Auflagen „light“ mit Standards
– Standard-Sicherheitskonzept für wiederkehrende Formate (Skalierung nach Besucherzahl);
– Digitale Genehmigung mit Einreichfrist (z. B. 8 Wochen), Reaktionsfrist der Ämter (z. B. 10 Tage). - Haftung entprivatisieren
– Städtische Trägerschaft oder gGmbH/Verein 2.0 als Rechtsträger → Ehrenamt enthaftet;
– Rahmenversicherung (Haftpflicht/Veranstalter) als Sammelvertrag. - Innenstadt-Mehrwert sichern
– City-Gutscheine, längere ÖPNV-Taktung, barrierearme Wege, ruhige Zonen für Familien/Ältere.
🗓️ Vorschlag Fahrplan
- Binnen 2 Wochen: Runder Dialogtermin Rathaus–Verein–Händler (mit Protokoll & To-do-Liste)
- Binnen 6 Wochen: Beschlussvorlage im Stadtrat: Taskforce, Sicherheitsfonds, Terminrahmen
- Q1/2026: Pilot-Event mit Standard-Auflagen & Sammelversicherung
- Nach dem Pilot: Transparenzbericht (Kosten, Besucher, Umsatz-Effekte), Feinschliff für 2026/27
🧭 Fazit
Bautzen kann lebendige Innenstadt – wenn Rollen, Regeln und Ressourcen stimmen. Die Kerzen-Einkaufsnacht zeigt Engagement, ersetzt aber keine strukturierte Lösung. Jetzt braucht es Planungssicherheit, entlastete Ehrenamtliche und verlässliche Finanzierung – sonst bleibt es bei Ad-hoc-Feuerwehr.
✍️ Kommentar der Redaktion
Innenstadtfeste sind Daseinsvorsorge – keine Bittprozession.
Wer Frequenz, Umsätze und Identität will, muss Veranstalten ermöglichen, nicht verhindern. Das heißt: Haftung weg vom Ehrenamt, ein Ansprechpartner, ein Sicherheitsstandard, ein Fonds. Alles andere ist Kerzenlicht gegen Gegenwind. Der Stadtrat sollte das Thema priorisieren, verbindlich beschließen – und bis Ostern 2026 ein Pilotfest garantieren.