Berlin. Kaum ein Thema bewegt Deutschland so stark wie die Zukunft der Rente. Politiker und Arbeitgeberverbände warnen seit Jahren: Die Kosten explodieren, das System sei kaum noch zu finanzieren. Doch neue Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeichnen ein anderes Bild – und lassen Kritiker von einer „Rentenlüge“ sprechen.
📊 Mehr Geld, aber weniger Anteil an der Wirtschaft
- Nominal steigen die Zuschüsse: Der Bund gibt 2026 voraussichtlich fast 128 Milliarden Euro zur Stabilisierung der Rentenversicherung.
- Relativ sinkt der Anteil: Gemessen an der Wirtschaftskraft schrumpft der Rentenzuschuss seit 20 Jahren.
- 2004: 77,2 Milliarden Euro = 3,37 % des BIP
- 2024: 115,1 Milliarden Euro = 2,66 % des BIP
- 2014: Anteil lag noch bei 2,75 %
Fazit: Die deutsche Wirtschaft ist so stark gewachsen, dass die Rente den Bundeshaushalt relativ weniger belastet als früher.
🗣️ Wagenknecht: „Unfinanzierbarkeit ist eine Lüge“
Die Zahlen hatte Sahra Wagenknecht (BSW) beim Statistischen Bundesamt abgefragt. Ihr Fazit:
- Wäre der Anteil am BIP heute so hoch wie 2004, müsste der Bund 30 Milliarden Euro mehr in die Rente investieren.
- Kritik: „Die Regierung will bald mehr für Rüstung ausgeben als für die Rente.“
- Forderung: Erhöhung des Steuerzuschusses um 30 Milliarden zulasten des Verteidigungsetats + Pflichtversicherung für alle Erwerbstätigen nach österreichischem Modell.
⚖️ Die Position der Bundesregierung
Die Koalition unter Kanzler Friedrich Merz (CDU) setzt auf andere Schwerpunkte:
- Herbst der Reformen: Einschnitte beim Sozialstaat geplant, u. a. beim Bürgergeld.
- Bürgergeld-Kosten machen nur 4,2 % der Sozialausgaben aus, sinken aber ebenfalls im Verhältnis zur Wirtschaft.
- Rentenkommission berät über langfristige Reformen. Erste Maßnahmen: steuerfreier Zuverdienst im Ruhestand bis 2000 € pro Jahr.
- Kein Zwang, sondern Anreize für längeres Arbeiten und freiwilliges Hinausschieben des Renteneintritts.
📝 Kommentar der Redaktion
Die Debatte um die Rente wird seit Jahren mit Angstbildern geführt – steigende Kosten, Überalterung, Zusammenbruch des Systems. Die neuen Zahlen widerlegen diese Dramatisierung teilweise: Die Rente ist nicht unbezahlbar, sie wird nur politisch so dargestellt.
👉 Fazit: Wer Milliarden für Rüstung findet, kann auch Milliarden für die Rente aufbringen. Die Frage ist nicht, ob wir es uns leisten können – sondern wofür wir unser Geld einsetzen wollen.


