Wahrheit oder Mythos? Die düstere Legende um das Görlitzer Drachenloch
🕯️ Görlitz – Zwischen Geschichte und Legende: Tief unter der Görlitzer Altstadt, so erzählen es die Alten, soll ein Drache gelebt haben – gefangen in einem Höhlensystem nahe der Neiße. Die Geschichte vom „Drachenloch“ ist eine der bekanntesten Legenden der Stadt. Doch was steckt dahinter? Historiker und Heimatforscher gehen der Wahrheit auf den Grund.
🧙 Die Legende vom Drachen in der Stadtmauer
Im Mittelalter – so die Sage – soll ein schrecklicher Drache regelmäßig die Stadt Görlitz heimgesucht haben. Er kam aus einer dunklen Höhle im Bereich der heutigen Nikolaivorstadt und verbreitete Angst und Schrecken unter den Bewohnern.
Der Rat der Stadt beauftragte einen mutigen Schmied, dem Untier ein Ende zu setzen. Bewaffnet mit einer glühenden Lanze und einer List lockte er das Biest in einen Hinterhalt und erschlug es – so heißt es. Zum Beweis soll das Drachenloch, ein einst zugemauerter Höhleneingang an der Stadtmauer, noch heute existieren.
📜 Gibt es Belege?
Historische Quellen zum Drachen sind rar. Doch im 16. Jahrhundert wurde der Drachenmythos erstmals schriftlich in Görlitzer Chroniken erwähnt. Heimatforscher Dr. Martin Schulz vom Oberlausitzischen Museum:
„Natürlich glauben wir nicht an Drachen im wörtlichen Sinn. Aber hinter solchen Sagen steckt oft eine Naturkatastrophe, ein Felssturz oder ein rätselhaftes Tier.“
Im Fall von Görlitz könnte es sich um ein Großsäugetier gehandelt haben, das durch das enge Tal der Neiße wanderte – oder gar um die übertriebene Darstellung eines Fabelwesens, das als moralische Warnung diente.
🏰 Die Wahrheit im Mythos
Spannend bleibt, dass sich unterhalb der Stadtmauer bei Ausgrabungen tatsächlich ein eingestürzter Zugang zu einem Gewölbe fand – heute mit einer Infotafel als „Drachenloch“ markiert. Archäologen vermuten ein altes Lager oder einen Fluchttunnel aus der Zeit der Hussitenkriege.