📊 Jugendstudie zeigt wachsendes Misstrauen, politische Verschiebung und neue europäische Bruchlinien
Die neue Jugendstudie „Junges Europa“ der TUI-Stiftung zeigt: Junge Europäer stehen Europa und der Demokratie zunehmend kritisch gegenüber. Zwar identifizieren sich viele mit der EU – doch nur 57 % bevorzugen ausdrücklich die Demokratie als Regierungsform. Gleichzeitig wächst die Kritik an Migration und am politischen System insgesamt.
Ein Trend, der aufhorchen lässt – und eine Herausforderung für die europäische Demokratie darstellt.
🧭 Europäische Identität: Ja – aber mit großen Unterschieden
In der Altersgruppe der 16- bis 26-Jährigen geben 59 % an, sich zumindest teilweise als europäisch zu sehen. Die Identifikation mit Europa ist in Deutschland (80 %), Italien und Spanien besonders hoch. In Frankreich (30 %) und Polen (48 %) hingegen dominieren nationale Identitäten.
EU-Mitgliedschaft bleibt mehrheitlich anerkannt
- 66 % der Befragten halten die EU-Mitgliedschaft ihres Landes für gut.
- In Deutschland liegt die Zustimmung mit 80 % über dem Schnitt.
⚠️ Demokratie unter Druck: Vertrauen schwindet, autoritäres Denken wächst
Nur 57 % der Jugendlichen in Europa geben an, dass Demokratie für sie die beste Staatsform ist. In Deutschland liegt der Wert bei immerhin 71 %, in Polen jedoch nur bei 48 %. Besonders besorgniserregend: 21 % der Befragten ziehen unter gewissen Umständen eine autoritäre Regierung der Demokratie vor.
- Mehrheit (61 %) der jungen Deutschen sieht die Demokratie im eigenen Land als gefährdet
- Nur 6 % finden, das System funktioniere gut und müsse nicht verändert werden
🔁 Gesellschaftlicher Wertewandel: Linksruck bei Frauen, Rechtsdrift bei Männern
Die politische Selbstverortung zeigt deutliche Verschiebungen:
Jahr | Links | Mitte | Rechts | Keine Angabe |
---|---|---|---|---|
2021 | 32 % | 38 % | 14 % | 16 % |
2025 | 32 % | 33 % | 19 % | 16 % |
- In Deutschland, Frankreich und Italien ordnen sich besonders junge Frauen stärker links ein
- In Polen und Griechenland gibt es eine stärkere konservative Tendenz bei jungen Männern
🔥 Migration & Klimaschutz: Wandel der Prioritäten
- 38 % der Befragten fordern stärkere Einschränkungen bei der Zuwanderung (2021: 26 %)
- Nur 32 % fordern uneingeschränkt Vorrang für Klimaschutz – 2021 waren es noch 44 %
- Wichtigstes Thema: Lebenshaltungskosten (36 %), gefolgt von Verteidigung & Sicherheit (25 %)
🌐 EU als Machtfaktor? Eher nein
Die EU wird im globalen Vergleich nur von 42 % als eine der drei wichtigsten Mächte gesehen. Weit vorn liegen:
- 🇺🇸 USA (83 %)
- 🇨🇳 China (75 %)
- 🇷🇺 Russland (57 %)
Die jungen Europäer fordern:
- Mehr Wirtschaftswachstum fördern (35 %)
- Mehr europäischen Zusammenhalt (34 %)
- Mehr Ausgaben für Verteidigung (20 %)
- Weniger Bürokratie (13 %)
📜 Fazit: Ein Europa der Skepsis – aber auch der Chancen
Die Jugend Europas ist nicht per se anti-europäisch oder demokratiefeindlich – aber sie ist kritisch, anspruchsvoll und zunehmend unsicher, was politische Versprechen und gesellschaftliche Zukunft angeht. Die wachsende Zweifel an Demokratie, Migration und Klimaschutz zeigen: Die EU steht vor einer Generation, die nicht alles glaubt – aber viel erwartet.
Jetzt braucht es mehr Dialog, mehr Ehrlichkeit und konkrete Ergebnisse – statt Phrasen.