DAS NEUSTE

🩺 Bis zu acht Tage frei: Präventionsprogramm der Rentenversicherung bleibt weitgehend ungenutzt

📰 Überblick Viele Beschäftigte in Deutschland haben Anspruch auf bezahlte Freistellung von bis zu acht Arbeitstagen für ein Präventionsprogramm der Deutschen Rentenversicherung, doch die Leistung ist wenig bekannt. Laut einem aktuellen Bericht steigen Anträge und Bewilligungen deutlich, dennoch schöpfen Millionen Anspruchsberechtigte das Angebot nicht aus. Das Programm soll Gesundheit stabilisieren und zugleich die Rentenkasse entlasten; vorgesehen sind konkrete, arbeitsfreie Präventionsphasen mit Lohnfortzahlung.

📈 Zahlen und Trend Die jüngsten Zahlen zeigen eine starke Ausweitung der Präventionsleistungen: 2024 wurden 64.525 Anträge gestellt und 56.233 bewilligt; die Ausgaben stiegen auf 47,3 Millionen Euro. Trotz dieses Anstiegs bleiben erhebliche Potenziale ungenutzt.

🧩 Prinzip und Ziel Die gesetzliche Rentenversicherung folgt dem Grundsatz „Prävention vor Reha vor Rente“. Ziel ist es, Krankheiten früh zu begegnen, Erwerbsminderungen zu vermeiden und langfristige Ausgaben der Sozialkassen zu dämpfen. Politisch gewinnt dies angesichts der demografischen Wende an Dringlichkeit: Mit dem Renteneintritt der Babyboomer verschiebt sich das Verhältnis von Einzahlern zu Beziehern spürbar.

🧑‍⚕️ RV Fit im Kern Kern der Leistung ist ein von Ärztinnen und Ärzten entwickeltes Präventionsprogramm für Berufstätige mit ersten Beschwerden. Der Einstieg erfolgt je nach Einrichtung entweder ambulant über drei Tage oder stationär über fünf Tage; in beiden Fällen werden Teilnehmende von der Arbeit freigestellt. Nach einer mehrmonatigen, berufsbegleitenden Trainingsphase folgt bei Bedarf eine Auffrischung von einem Tag ambulant oder drei Tagen stationär. In Summe können je nach Variante bis zu acht arbeitsfreie Präventionstage zusammenkommen.

🧾 Ablauf auf einen Blick

  • Einstieg: drei Tage ambulant oder fünf Tage stationär, arbeitsfrei.
  • Trainingsphase: mehrere Monate berufsbegleitend.
  • Auffrischung: ein Tag ambulant oder drei Tage stationär, arbeitsfrei.
  • Umfang: insgesamt bis zu acht Präventionstage.
  • Teilnahme: unter anderem versicherungspflichtige Beschäftigung in den vergangenen zwei Jahren.
  • Finanzierung und Freistellung: Kostenübernahme durch die Deutsche Rentenversicherung; Freistellung bei laufender Entgeltzahlung für ganztägige Start- und Auffrischungskurse.

🧭 Handlungsbedarf Die Kombination aus bezahlter Freistellung und vollfinanzierten Präventionsangeboten ist ein seltener, zugleich vernünftiger Hebel, um Arbeitsfähigkeit zu sichern und spätere Reha- oder Rentenleistungen zu vermeiden. Entscheidend sind Transparenz, Zielgenauigkeit und Wirksamkeitskontrolle: Wer profitiert, in welchen Branchen entstehen die größten Effekte, und wie lassen sich Mitnahmeeffekte vermeiden? Bund und Träger sollten die Kommunikation ausbauen, die Datenerhebung verbessern und die Programme konsequent auf jene Beschäftigtengruppen ausrichten, bei denen Prävention messbar Erwerbsminderung und Frühverrentung verhindert. So wird aus einer kaum bekannten Option ein tragfähiger Baustein solider Sozialpolitik.

🗨️ Kommentar der Redaktion Bezahlte Präventionstage sind ein vernünftiger Hebel, um Arbeitsfähigkeit zu sichern und die Rentenkasse zu entlasten. Damit das Programm mehr ist als gute Absicht, braucht es strikte Transparenz, saubere Erfolgsmessung und eine klare Fokussierung auf wirksame Zielgruppen. Streuverluste und Mitnahmeeffekte sind zu vermeiden; Steuergeld ist kein Experimentierfeld. Bund und Träger müssen die Kommunikation ausbauen und die Datenerhebung verbessern, damit Entscheidungen belastbar sind. Prävention gehört dorthin, wo sie messbar Erwerbsminderung und Frühverrentung verhindert – dann wird aus einer wenig bekannten Leistung solide Sozialpolitik.

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