Wolfgang Böhmer – Arzt, Politiker, Querdenker: Wenn er damals geahnt hätte, was die Politik für ihn bereithält, wäre er vielleicht Chefarzt geblieben. Doch trotz aller Widrigkeiten bereut er den Wechsel in die Politik bis heute nicht.
Böhmer, der spätere Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, gehört zu den eher leisen, aber unbeirrbaren politischen Charakteren Ostdeutschlands. In einer politischen Karriere, die ihn von der Klinik bis an die Spitze eines Bundeslandes führte, begegnete er auch Angela Merkel – und das nicht immer harmonisch. Legendär ist die Szene, in der Merkel ihm vorwarf: „Was soll der Blödsinn?“
Vom Chefarzt zum Ministerpräsidenten
Wolfgang Böhmer, Jahrgang 1936, war zunächst erfolgreicher Chefarzt der Gynäkologie in Burg bei Magdeburg. Erst nach der Wende entschloss er sich, in die Politik zu wechseln – damals ein mutiger Schritt für jemanden, der seine gesamte Karriere im medizinischen Bereich aufgebaut hatte.
Ein schwieriges Verhältnis zu Merkel
Besonders das Verhältnis zur späteren Bundeskanzlerin Angela Merkel war von Spannungen geprägt. Böhmer galt als konservativer Pragmatiker, der sich nicht scheute, unbequeme Wahrheiten auszusprechen – auch gegenüber Parteifreunden. Die berühmte Szene, in der Merkel ihn energisch fragte, „was der Blödsinn soll“, steht sinnbildlich für die internen Machtkämpfe der CDU Anfang der 2000er Jahre.
Dennoch keine Reue
Rückblickend sagt Böhmer selbst, dass er die Entscheidung, in die Politik zu wechseln, nie bereut habe. Auch wenn der Weg steinig war, habe er viel für Sachsen-Anhalt erreichen können – in einer Zeit, in der das Bundesland wirtschaftlich und gesellschaftlich stark unter Druck stand.