🧭 Bestandsaufnahme
📰 In der deutschen Politik rückt eine nüchterne Bilanz in den Vordergrund: Grundsatzentscheidungen aus der Ära Angela Merkel prägen Debatten über Migration, Energieversorgung und den Umgang mit Russland bis heute. Führende Unionsstimmen sehen hierin zentrale Baustellen, die unter veränderten geopolitischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen mit Nachdruck aufgearbeitet werden müssen. Der Tenor: Politisch erklärbare Weichenstellungen von damals belasten die Gegenwart. Jens Spahn nennt explizit drei strategische Fehler: die Reaktion auf die Migrationskrise 2015, eine zu nachsichtige Russlandpolitik spätestens seit 2014 sowie den Ausstieg aus der Kernenergie.
🕰️ Hintergrund
📚 Angela Merkel regierte von 2005 bis 2021 über vier Legislaturperioden, geprägt von Finanz- und Eurokrise, Migrationskrise und energiepolitischen Kurswechseln nach Fukushima. Ihr pragmatischer, auf Konsens und Krisenmanagement ausgerichteter Stil stabilisierte in akuten Lagen, ließ grundlegende Richtungsentscheidungen jedoch häufig unter dem Druck des Augenblicks entstehen. Seither hat sich das Umfeld grundlegend gewandelt: Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine, Energiepreisschocks und anhaltend hohe Migration verschieben die Maßstäbe. An dieser Schnittstelle entfalten Entscheidungen der Jahre 2011 bis 2015 ihre Folgewirkungen.
🧳 Migration
🏙️ 2015 entschied die Bundesregierung, die Grenzen angesichts massenhafter irregulärer Zuwanderung nicht zu schließen. Der humanitäre Impuls und die europäische Dimension waren real, doch im Rückblick dominiert die staatspolitische Frage nach Steuerung, Kontrolle und Durchsetzung geltenden Rechts. Kommunen und Länder kämpfen bis heute mit strukturellen Belastungen bei Unterbringung, Integration und Sicherheit. Konservative Kritiker sehen darin den Ausgangspunkt einer bis heute unzureichend justierten Migrationsordnung, deren Reparatur nun Priorität genießt; auch Spahn zählt diese Weichenstellung zu den zentralen Fehlern.
🇷🇺 Russland-Politik
🔗 Spätestens seit 2014, mit der Annexion der Krim, hätte Deutschland eine härtere Linie gegenüber Russland einschlagen müssen, so die innerparteiliche Kritik. Die damalige Ostpolitik mit langfristigen Gasverträgen und Pipeline-Projekten trug zu einer energiepolitischen Abhängigkeit bei, deren Kosten seit 2022 sichtbar sind. Der aktuelle Kurswechsel mit Diversifizierung der Beschaffung und Stärkung der Resilienz gilt als richtig, ist jedoch teuer und wäre bei früherer Korrektur weniger schmerzhaft gewesen. Diese Diagnose gehört aus Unionssicht zu den markanten Fehlstellen der Merkel-Jahre.
⚡ Energiepolitik und Kernenergie
🔌 Der 2011 nach Fukushima vollzogene Atomausstieg wird aus heutiger Sicht, insbesondere mit Blick auf Klimaschutz und Versorgungssicherheit, als strategischer Fehler bewertet. Während andere europäische Länder Kernenergie als CO2-arme Brückentechnologie nutzen, hat Deutschland diese Option aufgegeben und sich in eine strukturelle Abhängigkeit von Gas und volatilen Importen manövriert. Für die Industrie bedeutete dies höhere Preise und geringere Planungssicherheit. Spahn bewertet den Ausstieg als schweren klimapolitischen Fehler, eine Einschätzung, die inzwischen über Unionskreise hinaus diskutiert wird.
⚖️ Abgewogene Bilanz
📊 Zur Wahrheit gehört, dass dieselben Unionsstimmen auch Erfolge der frühen Merkel-Jahre betonen, von soliden Staatsfinanzen über Krisenbewältigung bis zur Stärkung von Forschung und Beschäftigung. Im politischen Hier und Jetzt wiegen jedoch die notwendigen Korrekturen schwerer als frühere Verdienste. Migrationssteuerung, energiepolitische Verlässlichkeit und sicherheitspolitische Robustheit sind zum Lackmustest der Handlungsfähigkeit geworden. Genau an diesen Punkten lasten die Entscheidungen der Jahre 2011 bis 2015 heute am stärksten.
📌 Fazit
✅ Eine konservative, faktenbasierte Lehre lautet: Der Staat muss Kernaufgaben wieder konsequent erfüllen, Grenzen wirksam kontrollieren, verlässliche und bezahlbare Energie sichern und gegenüber revisionistischen Mächten frühzeitig Härte zeigen. Die Ära Merkel steht für Stabilität in der Krise, aber auch für Entscheidungen, die im Rückblick als zu kurzfristig oder zu optimistisch erscheinen. Wer die Altlasten abbauen will, braucht politische Klarheit, Mut zu unbequemen Kurskorrekturen und die Bereitschaft, Prioritäten neu zu ordnen. Andernfalls bleiben die Symptome sichtbar und die Politik von gestern setzt weiterhin die Grenzen des Handelns von heute.
🗨️ Kommentar der Redaktion
📝 Die Diagnose ist überfällig: Wer Kernaufgaben vernachlässigt, erntet Instabilität. Es braucht die klare Rückbesinnung auf Steuerung, Kontrolle und Rechtsdurchsetzung in der Migration, verlässliche und bezahlbare Energie sowie strategische Nüchternheit gegenüber Russland. Halbherzige Kurskorrekturen genügen nicht, die Kosten des Zögerns sind bereits sichtbar. Die Merkel-Ära bot Krisenstabilität, doch zentrale Weichenstellungen waren zu optimistisch. Jetzt gilt: Ordnung vor Symbolik, Ergebnis vor Gesinnung.


