DAS NEUSTE

⚖️ Strengere Regeln für Ratenkäufe: 200‑Euro‑Schwelle zwingt PayPal und Klarna zu Bonitätschecks

📰 Überblick Ab dem 20. November 2026 gelten „Buy now, pay later“-Angebote in der Europäischen Union ausnahmslos als Verbraucherkredite. Damit enden die bisherigen Bagatellgrenzen: Auch Beträge unter 200 Euro und kurzfristige Laufzeiten sind nur noch nach Bonitätsprüfung möglich. Ziel ist ein höheres Schutzniveau gegen Überschuldung; Anbieter und Händler müssen mit spürbaren Anpassungen rechnen, bis hin zu strengeren Prüfprozessen an der digitalen Kasse, auch bei Diensten wie PayPal, Klarna, Ratepay oder Riverty.

🏛️ Hintergrund Die neue Verbraucherkreditrichtlinie (EU) 2023/2225 schließt Lücken der alten Regelung. Kleinbeträge und sehr kurze Laufzeiten fielen bislang teils aus dem Regulierungsrahmen, was Risiken für Verbraucher eröffnete. Künftig werden diese Produkte ausdrücklich erfasst; BNPL-Modelle rücken in den Mittelpunkt der Aufsicht. Die Mitgliedstaaten mussten die Vorgaben bis zum 20. November 2025 umsetzen, angewendet werden sie ab dem 20. November 2026.

📘 Was künftig als Kredit gilt Erfasst sind ausdrücklich Kreditbeträge unter 200 Euro, unentgeltliche Kredite sowie Vereinbarungen mit Rückzahlung binnen drei Monaten selbst bei nur „unerheblichen“ Gebühren. Damit entfallen die bislang gängigen Ausnahmen für „Kleinstbeträge“. Der bislang oft unregulierte Bereich kurzer, gebührenarmer Zwischenfinanzierungen wird in den regulierten Kreditkanon überführt.

💳 BNPL im Fokus „Jetzt kaufen, später zahlen“ fällt klar in den Anwendungsbereich, selbst wenn keine Zinsen erhoben werden. Anbieter müssen Prozesse, Informationspflichten und Entscheidungswege anheben. Das führt zu mehr Transparenz im Checkout und zu einem formellen Kreditprozess, der die bisherige Niedrigschwelle vieler BNPL-Angebote hinter sich lässt.

🧾 Rechnungskauf nur eng ausgenommen Ein reiner Zahlungsaufschub direkt durch den Händler kann außerhalb der Richtlinie liegen, wenn die Rechnung vollständig und zinsfrei binnen 50 Tagen beglichen wird; bei großen Online-Anbietern gilt dafür eine engere Frist von 14 Tagen. Wird allerdings ein Zahlungsdienstleister zwischengeschaltet, greift der Schutzrahmen der Richtlinie.

🔎 Strenge Bonitätsprüfung Vor Vertragsabschluss ist eine gründliche Kreditwürdigkeitsprüfung Pflicht. Anbieter dürfen hierfür relevante Informationen zu Einkommen und Ausgaben heranziehen und müssen Verfahren sowie Datengrundlagen dokumentieren. Daten aus sozialen Netzwerken bleiben tabu. Kredit darf nur gewährt werden, wenn die Rückzahlung voraussichtlich möglich ist.

🧠 Rechte bei automatisierter Entscheidung Stützt sich die Prüfung auf automatisierte Verfahren, erhalten Verbraucher ein Recht auf menschliche Überprüfung, eine nachvollziehbare Erläuterung der Entscheidung und ein Verfahren zur Anfechtung. Damit wird algorithmische Risikobewertung an klare, überprüfbare Leitplanken gebunden.

🗓️ Zeitplan und Umstellung in der Praxis Die nationalen Gesetze mussten bis zum 20. November 2025 verabschiedet werden; die Anwendungspflicht gilt ab dem 20. November 2026. Anbieter sollten ihre Schnittstellen, AGB und Prüfstrecken rechtzeitig anpassen, um Ablehnungsquoten, Retouren und Kaufabbrüche zu begrenzen und zugleich die neuen Informations- und Dokumentationspflichten zuverlässig zu erfüllen.

Fazit Die „200‑Euro‑Regel“ ist mehr als eine symbolische Korrektur. Sie beendet die Narrenfreiheit bei Kleinkrediten und zwingt den BNPL‑Markt in den regulierten Kreditkanon. Für Verbraucher bedeutet das weniger bequeme, aber verlässlichere Checkouts mit klaren Rechten; für Anbieter das Ende des „schnell und friktionslos um jeden Preis“. Besser etwas mehr Reibung an der Kasse als stille Risiken im Nachgang. Wer auf Rechnung oder in Raten kauft, sollte nur Verpflichtungen eingehen, die das eigene Budget dauerhaft trägt.

🗨️ Kommentar der Redaktion Diese Reform ist richtig und überfällig: Wer Kredit vergibt, muss solide prüfen. Der Komfort an der Kasse darf nie über der Solvenz stehen. Händler und Zahlungsdienste werden sich an mehr Disziplin gewöhnen müssen, statt Wachstum über verkappte Kleinkredite zu suchen. Wer das als Bürokratie abtut, verkennt die Folgekosten von Überschuldung. Lieber eine abgelehnte Transaktion als die nächste Schuldenfalle.

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