🏗️ Neuer Impuls für den Nordhafen Swinemünde (poln. Świnoujście) plant am Nordhafen die Wiederbelebung eines seit mehr als drei Jahrzehnten brachliegenden Areals. Vorgesehen sind ein Yachthafen, Gastronomie, ein Museums- und Bildungsangebot sowie ein Aussichtspunkt – ein neuer öffentlicher Anziehungspunkt an der Ostsee. Erste Visualisierungen stammen aus der Stadtverwaltung.
🧭 Hintergrund und Zielsetzung Die nördlich des Stadtzentrums gelegenen Hafenflächen wurden lange industriell genutzt; große Teile liegen seit Jahren ungenutzt. Mit dem Vorstoß will die Kommune die Wasserlage für den Tourismus öffnen und zugleich ein städtebaulich vernachlässigtes Gebiet ordnen. Der dort verortete Yachthafen Basen Północny wird bereits separat modernisiert und soll die künftige Nutzung stützen.
🧩 Konzeptbausteine Kern der Überlegungen ist ein Ensemble aus Marina, Gastronomie, musealer beziehungsweise edukativer Nutzung und einem Aussichtsturm. Damit entstünde ein deutlich breiteres Angebot jenseits von Strand und Promenade, und das Ufer würde als öffentlicher Raum zurückgewonnen. Konkrete Termin- und Kostenangaben für diese Bausteine liegen derzeit nicht vor; die Visualisierungen skizzieren den Charakter eines maritimen Quartiers.
⚓ Modernisierung des Yachthafens Unabhängig davon erfährt der bestehende Yachthafen im Nordhafen eine technische Aufrüstung: veraltete Schwimmstege werden ausgetauscht, 21 neue Stege mit insgesamt 470 Liegeplätzen installiert, dazu 54 Plätze für Jetskis. Ebenso werden Strom- und Wasserversorgung erneuert sowie eine Glasfaser-Vorbereitung geschaffen. Das Vorhaben ist für 2025 bis 2026 terminiert; die Gesamtausgaben belaufen sich auf rund 23,06 Millionen Złoty, davon knapp 12,93 Millionen Złoty als EU-Förderung (rund 69 Prozent). Die Fördervereinbarung wurde am 26. Mai 2025 unterzeichnet.
💰 Finanzierung im Fokus Aus konservativer Perspektive stellen sich klassische Steuerzahlerfragen: Wie werden Investitions- und Folgekosten tragfähig verteilt, welche Priorität hat der öffentliche Raum gegenüber kommerzieller Dichte, und wie wird der Betrieb außerhalb der Saison wirtschaftlich gesichert?
- Investitions- und Folgekosten tragfähig verteilen
- Priorität des öffentlichen Raums gegenüber kommerzieller Dichte klären
- Wirtschaftlichen Betrieb außerhalb der Saison sichern
🚗 Verkehr und Umwelt als Gradmesser Ebenso zentral sind Verkehrsführung, Parkraum und Naturverträglichkeit – Themen, die bei Küstenprojekten regelmäßig über Akzeptanz und Qualität entscheiden. Von der Lösung dieser Punkte hängt ab, ob das neue Quartier im Alltag funktioniert und in der Bevölkerung Rückhalt findet.
🌊 Stadträumliche Chancen Gelingt die Wiederbelebung, entsteht ein maritim geprägter Stadtbaustein mit öffentlichem Mehrwert. Die Modernisierung des Yachthafens liefert dabei die notwendige Infrastruktur, während Museum, Gastronomie und Aussichtsturm den Ort touristisch aufladen könnten.
🔭 Ausblick Entscheidend wird sein, ob die Stadt Planungstiefe, Finanzierung, Verkehrs- und Umweltfragen stringent klärt und damit einen belastbaren Gegenentwurf zu kurzatmigen Küstenprojekten liefert. Gelingt dies, könnte der Nordhafen zu einem nüchtern geplanten, langfristig tragfähigen Aushängeschild der Region werden.
🗨️ Kommentar der Redaktion Öffentliche Investitionen brauchen klare Prioritäten und harte Kostendisziplin; Glanzbilder ersetzen keine belastbaren Zahlen. EU-Fördermittel sind Steuergeld und verlangen messbare Gegenleistungen sowie transparente Kontrolle. Der öffentliche Raum muss Vorrang vor dichter Kommerzialisierung haben, sonst verliert das Projekt seine Legitimation. Ohne schlüssiges Konzept für Verkehr, Parken und Naturverträglichkeit drohen Akzeptanzprobleme schon vor dem ersten Spatenstich. Erst wenn Betrieb und Pflege auch außerhalb der Saison gesichert sind, verdient das Vorhaben das Prädikat nachhaltig.


