📰 Überblick Das Dresdner Wahrzeichen „Blaues Wunder“ verschwindet sukzessive hinter Gerüsten und zweilagigen Schutzplanen. Der Verkehr rollt bereits durch eine tunnelartige Konstruktion über die Loschwitzer Brückenhälfte. Nach der vollständigen Einhausung soll ab der dritten Januarwoche die alte Beschichtung abgetragen und anschließend der neue Korrosionsschutz aufgebracht werden – ein sichtbarer Schritt, um die stählerne Ikone wieder wetterfest zu machen.
🚧 Aktueller Bauzustand und Zeitplan Die vollständige Einhausung dient als Voraussetzung für die anstehenden Strahlarbeiten. Mit dem Start der Abtragungen in der dritten Januarwoche beginnt die Phase der Substanzsanierung, auf die unmittelbar der Aufbau des neuen Korrosionsschutzsystems folgt.
🏗️ Dringender Sanierungsbedarf Die Sanierung des 132 Jahre alten Bauwerks ist überfällig: Bei der jüngsten Hauptprüfung erhielt die Brücke die Zustandsnote 3,0 („nicht ausreichend“). Das Mittelteil wurde bereits zwischen Februar 2022 und März 2023 erneuert; dort leuchtet der neue Anstrich, während an den Brückenenden der Rost deutlich sichtbar bleibt.
📋 Vergabe und Bauorganisation Verzögerungen traten 2023/24 aufgrund vergaberechtlicher Streitigkeiten auf; die Stadt hob das Verfahren auf und schrieb neu aus. Den Auftrag für Korrosionsschutz und Stahlbau erhielt im April die Leonhard Weiss GmbH & Co. KG. Aus statischen Gründen wird in sieben Einzelabschnitten gearbeitet, jeweils zwei Abschnitte laufen parallel; der Loschwitzer Pylon wird gesondert behandelt.
🚗 Verkehrsführung während der Bauarbeiten Der motorisierte Verkehr bleibt – abgesehen von nächtlichen Sperrpausen für Gerüstbau und Umbauten – grundsätzlich aufrechterhalten. Geführt wird er mittig, um an den Rändern Platz für Arbeiten zu schaffen.
🖌️ Technik des Korrosionsschutzes Zunächst wird die Altbeschichtung abgestrahlt. Es folgen vier Schichten neuer Farbe, wobei Kanten und Nietköpfe händisch vorzubehandeln sind. Der Hauptauftrag erfolgt per Airless-Verfahren; in engen Blechstößen kommt eine spezielle Düse zum Einsatz, bei Kälte werden Heißlüfter zugeschaltet. Parallel dazu werden Detailreparaturen vorgenommen, darunter das Ersetzen von Nieten und die Beseitigung von Rostschäden an Blechkanten. Zum Umweltschutz werden die Arbeitsbereiche – wie bereits am Mittelteil – komplett eingehaust.
💶 Finanzierung und Kostenrahmen Für das aktuelle Loschwitzer Paket sind rund 17,5 Millionen Euro vorgesehen, die Hälfte davon aus dem Fördertopf des Freistaats für den kommunalen Straßenbau. Insgesamt kalkuliert die Stadt für das laufende Vorhaben knapp 38 Millionen Euro. Darüber hinaus werden mittelfristig weitere Großposten an Ankerkammern, Pfeilern, Lagern und Fahrbahn fällig. Je nach Baupreisniveau könnten die Gesamtkosten bis auf etwa 130 Millionen Euro anwachsen. Ein vom Stadtrat beschlossener Brückenfonds steuert zunächst 3,6 Millionen Euro bei.
🗓️ Zeitliche Meilensteine und Ausblick Geplant ist, die Loschwitzer Seite bis Ende 2029 zu sanieren; ab 2026 soll parallel die Blasewitzer Seite folgen, mit Gesamtfertigstellung dort bis 2030. Die Einhausung bis Januar und der anschließende Start der Strahlarbeiten markieren den Übergang von der Vorbereitung zur Substanzsanierung. Angesichts der Vorgeschichte mit Verzögerungen und steigenden Kosten ist eine stringente Projektsteuerung mit klarer Kommunikation unerlässlich. Die Dresdner dürfen erwarten, dass Termine und Budgets eingehalten, Verkehrsbehinderungen minimiert und die Qualität des Korrosionsschutzes dauerhaft gesichert werden.
🗨️ Kommentar der Redaktion Die Sanierung muss jetzt ohne weitere Ausflüchte konsequent durchgezogen werden. Nach den Verzögerungen der vergangenen Jahre ist kein Raum mehr für neue vergaberechtliche Hängepartien oder nebulöse Kostensteigerungen. Verwaltung und Auftragnehmer stehen gleichermaßen in der Pflicht: Termine sind zu halten, Budgets zu sichern, Qualität ist nicht verhandelbar. Der Verkehr ist verlässlich zu führen, nächtliche Sperrpausen dürfen nicht zum Alltag werden. Wer jetzt liefert, stärkt Vertrauen und erspart der Stadt spätere, teurere Nacharbeiten.


