🧊 Wiederauftauchen mit einzigartigem Datensatz: Ein autonomer Messroboter ist nach monatelanger Funkstille in der Ostantarktis wieder aufgetaucht und bringt einen Datensatz mit, der erstmals systematische Messungen direkt unter Eisschelfen ermöglicht. Die Auswertung weist auf einen Warmwassereinfluss am Denman-Gletscher hin, während der Shackleton-Eisschelf derzeit als weniger exponiert gilt. Für Projektionen des Meeresspiegelanstiegs ist dies ein Befund von erheblicher Tragweite.
🛰️ Hintergrund der Mission: Der sogenannte Argo-Float wurde 2020 nahe dem Totten-Gletscher ausgesetzt, trieb ab und verschwand unter dickem Schelfeis – neun Monate lang ohne Satellitenkontakt. Insgesamt verbrachte der Roboter rund zweieinhalb Jahre in entlegenen Gewässern und lieferte nahezu 200 Temperatur- und Salzgehaltsprofile. Die Ergebnisse der Mission wurden in Science Advances veröffentlicht.
📌 Eckdaten im Überblick:
- Einsatzstart 2020 nahe dem Totten-Gletscher
- Neun Monate ohne Satellitenkontakt unter Schelfeis
- Rund zweieinhalb Jahre Einsatzdauer in entlegenen Gewässern
- Nahezu 200 Profile von Temperatur und Salzgehalt
- Publikation der Ergebnisse in Science Advances
🧭 Navigation ohne GPS: Unter dem Eis konnte der Roboter keine GPS-Position übermitteln. Das Forschungsteam rekonstruierte seinen Weg aus Messungen der Eisunterkante, die mit Satellitendaten abgeglichen wurden.
📈 Messprogramm und Datentiefe: Der Float erstellte alle fünf Tage Profile vom Meeresboden bis zur Eisbasis. Damit liegen systematische Messungen direkt unter Eisschelfen vor.
🌡️ Kontraste unter den Eisschelfen: Unter dem Shackleton-Eisschelf ist derzeit kein warmes Tiefenwasser nachweisbar. Unter dem Denman-Eisschelf hingegen dringt warmes Wasser vor und beschleunigt die Basalschmelze.
🌊 Meeresspiegelpotenzial: Laut Forschern enthält der Denman-Gletscher genug Eis, um den Meeresspiegel um etwa 1,5 Meter zu heben; zusammen mit dem Totten-Gletscher wären rechnerisch bis zu fünf Meter möglich.
🧩 Bedeutung für Modelle und Prognosen: Die Beobachtungen sind wissenschaftlich bedeutsam und für Projektionen des Meeresspiegelanstiegs relevant. Laut CSIRO sollen die Daten Klimamodelle verfeinern und Unsicherheiten bei Meeresspiegel-Prognosen reduzieren; zusätzliche Messsonden in schwer zugänglichen Regionen sind geplant.
⚠️ Einordnung und Grenzen: Es handelt sich um Ergebnisse eines einzelnen, zufällig driftenden Messroboters. Die Resultate sind als belastbare Puzzlesteine zu werten, nicht als endgültiges Gesamtbild. Politisch empfiehlt sich nüchterne Vorsicht: Priorität hat die systematische Datenerhebung, um robuste, technologieoffene Entscheidungen auf Grundlage belastbarer Evidenz zu ermöglichen.
🗨️ Kommentar der Redaktion: Die neuen Daten sind wertvoll, doch sie rechtfertigen weder Alarmismus noch vorschnelle politische Maßnahmen. Wer belastbare Entscheidungen treffen will, investiert zuerst in zusätzliche Messreihen und die unabhängige Verifikation der Befunde. Ein einzelner, zufällig driftender Sensor liefert Hinweise, ersetzt aber kein tragfähiges Beobachtungsnetz. Die Ergebnisse sind Anlass zur Präzisierung von Modellen, nicht zur Symbolpolitik. Technologieoffenheit und methodische Strenge sollten den Kurs bestimmen. Ziel muss es sein, Unsicherheiten messbar zu reduzieren und Entscheidungen zu treffen, die empirisch standhalten.


