📰 Angriff auf Merz auf X Der russische Chefunterhändler Kirill Dmitrijew hat Bundeskanzler Friedrich Merz auf der Plattform X scharf attackiert und behauptet, der Kanzler sei „nicht einmal im Spiel“. Der Affront folgt auf Berichte über ein vertrauliches Krisentelefonat europäischer Spitzenpolitiker mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Berlin äußert sich zu den Inhalten nicht. Der Vorgang legt eine empfindliche Nahtstelle in der westlichen Ukraine-Diplomatie offen: Europas Anspruch trifft auf die Realität eines Machtgesprächs zwischen Washington, Moskau und Kiew.
🧩 Vertrauliche Krisenschalte im Fokus Auslöser der Attacke ist ein Medienbericht über eine Mitschrift der Krisenschalte zu Wochenbeginn. Demnach mahnte Merz Selenskyj, in den „nächsten Tagen extrem vorsichtig“ zu agieren, und äußerte Misstrauen gegenüber den US-Unterhändlern Steve Witkoff und Jared Kushner. Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron soll die Sorge geäußert haben, die USA könnten die Ukraine bei Territorialfragen „verraten“. Die Bundesregierung verweist auf Vertraulichkeit und kommentiert den Bericht nicht. Kurz vor der Schalte waren US-Unterhändler in Moskau bei Wladimir Putin, um Möglichkeiten eines Waffenstillstands auszuloten.
🎯 Spott und propagandistisches Framing Dmitrijew reagierte mit Spott und schwerem Geschütz. An die Adresse von Merz erklärte er, dieser habe sich durch „Kriegstreiberei“, „Torpedierung des Friedens“ und „unrealistische Vorschläge“ selbst disqualifiziert. Das Framing stützt die Erzählung Moskaus, der Westen trage Verantwortung für den Krieg. Dmitrijew gilt als zentraler Drahtzieher der russischen Gespräche mit Washington; der in den USA ausgebildete Ökonom setzt gegenüber der Trump-Administration betont auf wirtschaftliche Anreize.
🎭 Signal an Europa In der Sache sendet der Angriff eine klare Botschaft: Moskau will Europa als bloßen Zuschauer markieren. Damit soll Druck auf die innerwestliche Geschlossenheit entstehen. Der Versuch, europäische Einflussmöglichkeiten herunterzuspielen, zielt auf das Selbstverständnis der europäischen Hauptstädte.
🧭 Heikle Geometrie der Kontakte Der Schlagabtausch verweist auf die heikle Geometrie der laufenden Kontakte. Während Kiew auf belastbare Sicherheitsgarantien pocht, versucht Moskau über den Diskursfeldzug gegen europäische Regierungschefs, das Vertrauen in US-Formate zu unterminieren. Die Empörung über mögliche „Deals über die Köpfe der Europäer hinweg“ zeigt, wie sensibel Berlin, Paris und andere auf jede diplomatische Bewegung zwischen Washington und Moskau reagieren. Die eigene Handlungsfähigkeit hängt an Glaubwürdigkeit und Geschlossenheit der Allianz.
🛡️ Folgen für die europäische Handlungsfähigkeit Dmitrijews Spott ist mehr als eine persönliche Brüskierung; er ist Kalkül und Botschaft. Für den Kreml zahlt es sich aus, Zweifel an der transatlantischen Kohäsion zu schüren und Europas Einfluss kleinzureden. Für die Bundesregierung ergibt sich daraus eine nüchterne Lehre: Ohne sichtbaren europäischen Mehrwert am Verhandlungstisch droht strategische Selbstverzwergung. Gefordert sind eine stringente, abgestimmte Linie gegenüber Washington und Kiew, belastbare Sicherheitsparameter für die Ukraine und die klare Priorität, keine Deals zulasten europäischer Sicherheit zu akzeptieren. Wer „im Spiel“ ist, entscheidet letztlich die eigene Handlungsfähigkeit – durch Geschlossenheit, Klarheit und Kompetenz.
🗨️ Kommentar der Redaktion Moskaus Spott zielt darauf, europäische Regierungen zu verunsichern und die Reihen des Westens zu lockern. Die Antwort kann nicht öffentliche Nervosität sein, sondern Disziplin, Vertraulichkeit und geschlossene Front. Europa muss seinen Platz am Verhandlungstisch behaupten und rote Linien klar benennen, statt Absprachen hinter verschlossenen Türen zu dulden. Berlin und Paris sollten eine abgestimmte Führung übernehmen und jede Unterminierung der Allianzgeschlossenheit zurückweisen. Merz‘ Mahnung zur Vorsicht ist in diesem Umfeld folgerichtig; der Maßstab bleibt die Sicherheit Europas.


