🗞️ Zwischenerfolg im unbemannten Luftkampf Die Türkei meldet einen wichtigen Meilenstein: Das Strahlflugzeug Kızılelma des Herstellers Baykar hat über Tekirdağ/Çorlu ein F‑16‑Kampfflugzeug der türkischen Luftwaffe erfasst und in einem elektronisch simulierten Schuss „neutralisiert“.
⚙️ Technikpaket MURAD und Gökdoğan Grundlage war die Kombination aus dem nationalen AESA‑Radar MURAD und der jenseits der Sichtlinie einsetzbaren Luft‑Luft‑Lenkwaffe Gökdoğan; ein realer Waffeneinsatz erfolgte nicht. Laut Hersteller wurde im Simulationsmodus ein „direkter Treffer“ erzielt.
🧪 Ablauf des Versuchs Der Versuch fand am 19. November 2025 statt. Eine F‑16 flog eng in Formation mit Kızılelma, eine zweite F‑16 fungierte als Ziel. Kızılelma identifizierte das Ziel in rund 30 Meilen Entfernung per MURAD‑Radar, setzte ein elektronisches Abfeuer‑Signal für die untergehängte Gökdoğan‑Rakete ab und erzielte im digitalen Gefecht die simulierte Wirkung.
📊 Flugdaten und Erprobungsstand Der Flug dauerte rund 1 Stunde und 45 Minuten in durchschnittlich 15.000 Fuß Höhe. Mit diesem Einsatz überschritt die kumulierte Erprobungszeit von Kızılelma die Marke von 55 Stunden.
🛰️ Ziel der Validierung Die Sequenz diente neben dem Formationsflug der Validierung der Sensor‑/Effektorkette sowie des Datenflusses zwischen Radar, Träger und Lenkwaffe – ein entscheidender Schritt für künftige Luft‑Luft‑Fähigkeiten der Plattform.
🏭 Industrieller Hintergrund Die Türkei treibt seit Jahren den Aufbau einer eigenständigen verteidigungstechnischen Basis voran. Unbemannte Luftfahrzeuge gelten dabei als kosteneffiziente Ergänzung zu bemannten Kampfflugzeugen, übernehmen riskante Missionen, erweitern das Lagebild und entlasten Piloten. Der Kurs ist auch eine Reaktion auf engere Exportregeln und die Verwundbarkeit globaler Lieferketten in Krisen.
🤝 Manned‑Unmanned Teaming Der Ansatz zielt auf Verbundoperationen, in denen Drohnen als Vorhut, Sensorträger oder Shooter auftreten, während bemannte Jets ihre Wirkung aus größerer Entfernung entfalten. Der aktuelle Test wird in Ankara als Meilenstein für diese künftige Kooperation gewertet.
🧭 Einordnung und Grenzen Aus konservativer Perspektive ist Nüchternheit geboten: Der „Abschuss“ fand ausschließlich im Simulationsrahmen statt; unabhängige Verifikationen der Leistungsdaten liegen nicht vor. Ob Kızılelma mehr ist als ein technischer Demonstrator, wird sich erst in Übungen mit scharfer Munition, in störintensiven Umgebungen und in der robusten Integration in Führungs‑ und Logistikketten entscheiden.
🗨️ Kommentar der Redaktion Der Test ist bemerkenswert, aber er bleibt ein digitaler Beleg, kein Wirknachweis. Ohne scharfe Schüsse, Störszenarien und unabhängige Messungen ist Zurückhaltung angezeigt. Entscheidend wird sein, ob Sensorik, Datenfluss und Effektoren unter realem Druck zuverlässig und wiederholbar funktionieren. Erst dann verdient die Plattform den Sprung vom Demonstrator zum militärischen Mittel der Wahl. Bis dahin ist das Ergebnis ein nützlicher Marker – nicht mehr, nicht weniger.


