📰 Miami-Gespräche ohne Ergebnis Nach weiteren Gesprächen zwischen Unterhändlern der Ukraine und den USA in Miami steht Präsident Wolodymyr Selenskyj vor zwei gleichermaßen unattraktiven Wegen: Entweder das von den USA getriebene Friedensprojekt scheitern lassen und die Verantwortung sichtbar Moskau zuweisen – oder Anpassungen akzeptieren, verbunden mit „hässlichen, schmerzhafte und gefährliche“ Kompromissen. Konkrete Ergebnisse wurden nicht bekannt, die Verhandlungen galten am Freitag als beendet.
🧭 Hintergrund und Akteure In Florida verhandelten der ukrainische Chefunterhändler Rustem Umerow mit den US-Gesandten Steve Witkoff und Jared Kushner. Vorausgegangen war ein fünfstündiges Gespräch der beiden mit Wladimir Putin in Moskau. Washington signalisierte verhaltenen Optimismus, äußerte zugleich Zweifel, ob ein tragfähiger Deal möglich ist. Kiew suchte in Miami vor allem Klarheit darüber, was in Moskau tatsächlich besprochen wurde.
⚖️ Option eins Risiko und Kalkül Option eins sieht vor, das Scheitern des Friedensprojekts bewusst in Kauf zu nehmen, um international herauszuarbeiten, dass nicht Kiew, sondern der Kreml eine faire Lösung blockiert. Das Risiko wäre ein fortgesetzter, womöglich jahrelanger Abnutzungskrieg, in dem Russland dank Ressourcen- und Munitionsvorteilen weitere Geländegewinne erzielen könnte. Zuletzt stand die Industriestadt Pokrowsk im Fokus russischer Angriffe.
🤝 Option zwei Entschärfen mit Zugeständnissen Option zwei zielt darauf, den Plan so zu entschärfen, dass Kiew ihn unterschreiben kann – mit Zugeständnissen, die innenpolitisch schwer vermittelbar wären und ohne belastbare Garantie, dass Moskau Zusagen einhält. Territorialfragen, Sicherheitsgarantien und eine mögliche NATO-Perspektive bleiben Kernstreitpunkte; der Kreml erklärte, bei Gebietsabtretungen gebe es noch keine Kompromisslösung. In einem vertraulichen Gespräch soll Frankreichs Präsident Emmanuel Macron gewarnt haben, Washington könnte Kiew beim Thema Territorium verraten, sollten Sicherheitsgarantien unklar bleiben.
🧩 Rechtliche Grenzen und militärische Lage Der ukrainische Präsident kann Gebietsabgaben nicht im Alleingang verfügen; Verfassung und Parlament setzen enge Grenzen. Zugleich ist die militärische Lage angespannt, die Personaldecke dünn, und Zeitgewinn wirkt derzeit eher zugunsten Russlands. US-Präsident Donald Trump sieht bei Putin zwar den Willen zum Frieden, räumt aber ein, dass ein Abschluss fraglich ist. Russland hält rund ein Fünftel des ukrainischen Territoriums besetzt und fordert mehr.
📉 Strategische Abwägung Für Selenskyj läuft es auf ein nüchternes Kosten-Nutzen-Kalkül hinaus: Entweder demonstrativ standhaft bleiben und weitere Kriegsrisiken samt möglicher Frontverluste tragen – oder schmerzhafte Kompromisse akzeptieren, die Souveränität und innenpolitische Stabilität auf die Probe stellen. Ohne klare, glaubwürdige Sicherheitsgarantien und ohne Druck auf Moskau wären Zugeständnisse kurzsichtig. Dass die Miami-Runde ohne greifbare Ergebnisse endete, unterstreicht den Bedarf an belastbaren Zusagen – und an einem Plan, der nicht nur den Krieg stoppt, sondern auch einen nächsten verhindert.
🗨️ Kommentar der Redaktion Ohne überprüfbare Sicherheitsgarantien darf Kiew keine territorialen Zugeständnisse machen. Ein Abnutzungskrieg ist bitter, doch eine erzwungene Übereinkunft ohne Durchsetzungsmittel wäre strategisch naiv. Washington muss Klarheit schaffen, nicht Hoffnung formulieren, und Moskau muss spürbaren Druck zu belastbaren Zusagen erfahren. Parlamentarische Verfahren und verfassungsrechtliche Grenzen sind einzuhalten, gerade in der Krise. Kompromiss ist nur dann vertretbar, wenn er Sicherheit erhöht und nicht Kapitulation in Raten bedeutet.


