📰 Neustart nach dem Einsturz Dresden treibt den Ersatz der beschädigten Carolabrücke voran. Vier Planungsbüros mit Standorten in Berlin, Dresden, Frankfurt am Main und München sollen bis Mitte Mai 2026 tragfähige Entwürfe vorlegen. Nach Ablauf der gesetzlichen Wartefrist Mitte Dezember 2025 soll der Zuschlag erfolgen, die Entscheidung über den Favoriten ist für den Herbst 2026 vorgesehen. Die Fertigstellung der neuen Brücke ist für 2031 geplant. Das Vorgehen markiert den Übergang vom Krisenmodus zur strukturierten Neuplanung.
🧯 Hintergrund des Schadensereignisses In der Nacht zum 11. September 2024 stürzte der Brückenzug für Straßenbahn und Fußgänger plötzlich ein. Verletzte gab es nicht, doch die Schäden sind so gravierend, dass das Gesamtbauwerk abgetragen werden muss. Als wahrscheinliche Ursache nennt die Stadt Korrosion mit Versagen von Spanngliedern. Der Befund wirft Fragen zur Langzeitunterhaltung und zum baulichen Zustand älterer Großbrücken über die Elbe auf.
🧭 Klare Leitplanken für den Neubau Der Neubau soll robust, langlebig und wartungsarm sein. Vorgesehen ist maximal ein Pfeiler in der Elbe. Die Brücke muss sich in das historisch sensible Stadtbild einfügen, die Sichtachsen zur Altstadt wahren und dort, wo sinnvoll, traditionelle Materialien wie Sandstein oder Granit aufnehmen. Natur- und Gewässerschutz sind in der Planung zu berücksichtigen.
🏛️ Beteiligung und Expertise Ein Begleitgremium aus Stadtrat, Kammern und Verbänden ist vorgesehen. Zudem sind öffentliche Beteiligung und die Einbindung internationaler Fachleute angekündigt. Damit soll die fachliche Qualität der Entwürfe gesichert und die Akzeptanz in der Stadtgesellschaft gestärkt werden.
🧰 Die nominierten Büros Nominiert wurden die ARGE FHECOR Deutschland TSSB, die GRASSL GmbH, Leonhardt, Andrä und Partner sowie Schüßler-Plan. Diese vier Büros sind aufgefordert, tragfähige und stadtverträgliche Entwürfe auszuarbeiten.
🗓️ Verfahrensschritte und Termine Nach dem Zuschlag wird das Vergabeverfahren abgeschlossen. Es folgt die Planungsphase bis ins Frühjahr 2026. Anschließend sind Bewertung und Ratsbeschluss im Herbst 2026 vorgesehen. Parallel dazu sollen die Büros bis Mitte Mai 2026 belastbare Entwürfe vorlegen, um die Entscheidung fundiert vorzubereiten.
🧱 Stadtbild und Materialwahl Die Planung hat die besondere Sensibilität des Umfelds zu berücksichtigen. Sichtachsen zur Altstadt sind zu wahren, die Einbindung in das historische Gefüge ist zwingend. Traditionelle Materialien wie Sandstein oder Granit können dort zum Einsatz kommen, wo es gestalterisch und funktional sinnvoll ist.
🌿 Schutz von Natur und Gewässer Der natur- und gewässerschutzrechtliche Rahmen ist integraler Bestandteil der Planungen. Die Reduktion auf maximal einen Pfeiler in der Elbe dient dem Flussraum und mindert Eingriffe. Ziel ist ein funktionales Bauwerk, das ökologische Anforderungen beachtet.
🔎 Transparenz und Lebenszykluskosten Entscheidend ist Transparenz bei Kriterien, Risiken und Lebenszykluskosten. Ebenso wichtig sind ein realistisches Terminmanagement und die klare Adressierung von Bau- und Verkehrsfolgen. Der Anspruch an Dauerhaftigkeit und geringe Folgekosten darf im Verlauf politischer und gestalterischer Debatten nicht erodieren.
🚀 Ausblick bis 2031 Gelingt der Prozess, kann die neue Carolabrücke mehr sein als ein Ersatzbau. Angestrebt ist ein nüchternes, zweckmäßiges und zugleich stadtverträgliches Infrastrukturprojekt. Mit verlässlicher Planung und belastbaren Entwürfen lässt sich verloren gegangenes Vertrauen zurückgewinnen.
🗨️ Kommentar der Redaktion Dresden wählt zu Recht ein geordnetes, mehrstufiges Vorgehen statt eines symbolträchtigen Schnellschusses. Priorität müssen Dauerhaftigkeit, Wartungsarmut und klare Lebenszykluskosten behalten. Jede Abweichung vom Pfad der Nüchternheit zugunsten kurzlebiger Gesten wäre ein Fehler. Der Stadtrat ist gefordert, Kriterien strikt anzuwenden und den Terminplan diszipliniert zu führen. Wer Verantwortung trägt, muss sie transparent wahrnehmen und die Brücke als kritische Infrastruktur behandeln, nicht als Bühne.


