🚀 Sojus‑5 vor dem Debüt: Russlands Hoffnungsträger zwischen Anspruch und Absatzrisiko

🚀 Erstflug rückt näher Nach fast einem Jahrzehnt Entwicklung rüstet Russland zum Erststart der neuen Trägerrakete Sojus-5 (Irtysch). Laut Regierungschef Michail Mischustin ist der Start für den 24. Dezember 2025 in Baikonur vorgesehen. Die Rakete soll die alternde Proton ersetzen, doch geopolitische Brüche und harte Konkurrenz machen den Markteintritt unsicher.

🧭 Konzeption und Ziele Die Sojus-5 ist als mittlere Trägerrakete konzipiert, 65,3 Meter hoch, 4,1 Meter im Durchmesser und für bis zu 18 Tonnen in eine niedrige Erdumlaufbahn ausgelegt. Kernstück ist das Flüssigkeitstriebwerk RD-171MV mit rund 800 Tonnen Schub. Entwicklung und Vordesign wurden 2017 abgeschlossen; das Programm soll die Abhängigkeit von ukrainischer Technologie überwinden, das RD-171MV nutzt nach Angaben von Roskosmos ausschließlich russische Komponenten. Im Oktober 2025 liefen in Moskau Bodentests der Erststufe, darunter ein 160-Sekunden-Testlauf.

🚂 Transport und Integration Die Rakete wurde in Einzelteilen per Bahn nach Baikonur gebracht, die Integration der Stufen erfolgt vor Ort. Das zweistufige System wiegt rund 530 Tonnen. Beim Antrieb setzt Roskosmos auf Kerosin und Flüssigsauerstoff; eine Wiederverwendung ist nicht vorgesehen, ökologische Vorteile gegenüber älteren Modellen sind daher begrenzt.

🧪 Triebwerke und Stufen Die Neuentwicklung RD-171MV basiert auf der RD-171M-Familie, die Triebwerkstests wurden 2021 abgeschlossen. In der zweiten Stufe arbeiten zwei RD-0124MS, als obere Stufe sind Block DM oder Fregat-SBU vorgesehen. Technologisch nutzt Russland seit 2018 verstärkt 3D-Druck und digitales Design.

🤝 Programm und Partnerschaft Das Programm wird unter dem Namen Baiterek gemeinsam mit Kasachstan vorangetrieben. Perspektivisch ist eine bemannte Nutzung in Aussicht gestellt, der Routinebetrieb ist ab 2028 geplant. Zugleich prüfte Roskosmos, die Sojus-5 als Booster für eine künftige Schwerlastrakete (Jenissei) einzubinden, das Vorhaben befindet sich jedoch in einem unklaren Entwicklungsstadium.

📈 Strategische Ziele Strategisch peilt die Raumfahrtbehörde eine Verdopplung der jährlichen Startzahl auf 30 sowie 1.000 transportierte Raumfahrzeuge binnen zehn Jahren an. Weitere Demonstrationsflüge sollen dem operativen Einstieg vorausgehen.

🌐 Marktumfeld und Wettbewerb Politisch und ökonomisch bleibt die Sojus-5 eine Wette: Westliche Kunden fallen infolge des Ukraine-Kriegs weg, der GEO-Satellitenmarkt schrumpft. Im Mittelklassesegment dominieren wiederverwendbare Systeme wie SpaceX’ Falcon 9 preislich, zugleich erweitern China und Indien ihr Angebot. Damit dürfte die Sojus-5 vor allem russische Staats- und Partneraufträge bedienen. Ob sie darüber hinaus bestehen kann, entscheidet sich an Zuverlässigkeit, Startkadenz und tatsächlichen Kosten – nicht an Ankündigungen.

🗨️ Kommentar der Redaktion Die Sojus-5 ist technisch ein notwendiger Modernisierungsschritt, aber sie startet in ein denkbar enges Marktfenster. Ohne Wiederverwendung bleibt die Preisfrage offen, während der Wettbewerb die Taktzahl erhöht. Ankündigungen ersetzen keine nachweisliche Zuverlässigkeit, keine stabile Startkadenz und keine belastbaren Kostendaten. In einem schrumpfenden GEO-Segment und mit weggebrochenen Westkunden wird das Projekt auf staatliche und partnerstaatliche Aufträge angewiesen sein. Verfehlt die Rakete die geforderte Performance im Betrieb, droht eine Nischenlösung. Die Messlatte liegt damit höher als die Rhetorik.

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