📰 Schärfere Gegenmaßnahmen vor Anhebung des Mindestlohns Kurz vor der Erhöhung auf 13,90 Euro zum 1. Januar 2026 melden zahlreiche Unternehmen härtere Reaktionen. Ein signifikanter Teil rechnet mit Stellenabbau, geringeren Investitionen und Preiserhöhungen. Neue Befragungsdaten zeigen gegenüber der letzten großen Mindestlohnerhöhung eine klare Verschärfung.
ℹ️ Hintergrund und Größenordnung Der Mindestlohn steigt von 12,82 auf 13,90 Euro je Stunde, ein Plus von 8,4 Prozent. Dieser Lohnkostenschub liegt deutlich über den für 2026 erwarteten Tariflohnzuwächsen von rund drei Prozent. Damit verteuert sich insbesondere einfache Arbeit in einer Phase schwacher Konjunktur und hoher Kostenbelastungen spürbar.
👷 Beschäftigung und Investitionen Mehr als jedes fünfte direkt betroffene Unternehmen (22 Prozent) plant infolge der Anhebung Stellenstreichungen. Gleichzeitig kündigen 28 Prozent Investitionskürzungen an. Der Kurs fällt damit deutlich schärfer aus als 2022.
💸 Preise, Gewinne und Wettbewerbsfähigkeit Jedes zweite betroffene Unternehmen (50 Prozent) will höhere Personalkosten an Kunden weitergeben, wobei die Preisanpassungen weniger häufig ausfallen sollen als bei der vorherigen Anhebung. Zugleich werden sinkende Gewinne und höhere Einkaufspreise erwartet, mit negativen Folgen für die Wettbewerbsfähigkeit.
📊 Betroffenheit nach Branchen Nach eigener Einschätzung sind 37 Prozent aller Firmen direkt von der Anhebung erfasst. Besonders exponiert sind das Gastgewerbe (77 Prozent) und der Einzelhandel (71 Prozent). In der Industrie trifft es vor allem Textil und Bekleidung (62 Prozent) sowie Nahrungs und Genussmittel (59 Prozent). Im Baugewerbe fallen die Effekte geringer aus, weil dort höhere Branchenmindestlöhne gelten. Grundlage ist eine Sonderauswertung der ifo Konjunkturumfrage vom Oktober 2025 mit mehr als 4.600 teilnehmenden Unternehmen.
🧭 Einordnung und Ausblick Die Daten zeichnen ein nüchternes Bild: Inmitten anhaltender Flaute verschärft der kräftige Lohnanstieg die Kostenseite vieler Betriebe, mit spürbaren Rückwirkungen auf Beschäftigung, Preise und Investitionen. Für eine robuste Balance zwischen sozialer Absicherung und wirtschaftlicher Tragfähigkeit sind flankierende Entlastungen nötig, darunter weniger Bürokratie, verlässliche Energiekosten sowie zielgerichtete Steuer und Abgabenreformen. Andernfalls droht die Wettbewerbsfähigkeit, gerade in arbeitsintensiven Branchen, weiter zu erodieren.
🗨️ Kommentar der Redaktion Der kräftige Eingriff in die Lohnstruktur kommt zum falschen Zeitpunkt. Wer in dieser Lage zusätzliche Kosten auflädt, gefährdet Arbeitsplätze und Investitionen. Die Antwort kann nicht in immer neuen Vorgaben liegen, sondern in struktureller Entlastung durch weniger Bürokratie, verlässliche Energiekosten und gezielte Steuer und Abgabenreformen. Ohne rasche Kurskorrektur wird der Preisdruck zunehmen und die Wettbewerbsfähigkeit weiter bröckeln. Verantwortliche Wirtschaftspolitik muss Prioritäten neu ordnen und den Realitäten der Betriebe Rechnung tragen.


