📰 Lage im Überblick Der deutsche Arbeitsmarkt sendet widersprüchliche Signale: Im November 2025 ist die Zahl der Arbeitslosen saisonal bedingt leicht gesunken, im Vergleich zum Vorjahr bleibt sie jedoch erhöht. Erwerbstätigkeit stagniert, die Personalnachfrage verharrt auf niedrigem Niveau. Das Ergebnis ist ein strukturelles Missverhältnis, das den Druck auf eine verlässliche, wachstumsorientierte Arbeitsmarktpolitik erhöht.
🧭 Hintergrund Die Bundesagentur für Arbeit beschreibt eine Seitwärtsbewegung trotz üblicher Herbstbelebung. Unterbeschäftigung bleibt erhöht, die Erwerbslosigkeit nach ILO-Maßstab liegt deutlich unter der registrierten Arbeitslosigkeit, was zeigt, dass statistische Effekte und arbeitsmarktpolitische Maßnahmen die Lage nur begrenzt kaschieren. Rückgänge bei offenen Stellen und verhaltene Personalnachfrage deuten auf eine Kombination aus Konjunkturschwäche und strukturellen Engpässen wie Qualifikationslücken und Demografie hin. Für eine robuste Wende reichen saisonale Effekte nicht aus.
📉 Arbeitslosigkeit Im November 2025 sank die Zahl der Arbeitslosen gegenüber Oktober um 26.000 auf 2,885 Millionen. Gegenüber November 2024 ergibt sich ein Plus von 111.000. Die Arbeitslosenquote verringerte sich um 0,1 Punkte auf 6,1 Prozent. Saisonbereinigt stagniert die Entwicklung. Die Unterbeschäftigung lag bei 3,544 Millionen und war saisonbereinigt leicht rückläufig.
👥 Erwerbstätigkeit Die Zahl der Erwerbstätigen nach Inlandskonzept fiel im Oktober 2025 saisonbereinigt um 2.000 auf 46,17 Millionen und lag unter dem Vorjahresniveau. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung bewegte sich nahezu seitwärts bei 35,23 Millionen, lediglich 12.000 mehr als ein Jahr zuvor. Das unterstreicht, dass der Beschäftigungsaufbau an Grenzen stößt.
💼 Personalnachfrage Der Bestand gemeldeter offener Stellen belief sich im November auf 624.000, das sind 44.000 weniger als vor einem Jahr. Der BA‑Stellenindex BA‑X stieg minimal auf 100 Punkte, liegt jedoch im Jahresvergleich niedriger. Von einer breit angelegten Einstellungswelle kann keine Rede sein.
🛠️ Kurzarbeit Zwischen 1. und 24. November wurde für 34.000 Beschäftigte konjunkturelle Kurzarbeit angezeigt. Tatsächlich gezahltes Kurzarbeitergeld erhielten im September 2025 rund 209.000 Personen – mehr als im Vormonat, aber weniger als ein Jahr zuvor. Kurzarbeit stabilisiert Beschäftigung, verweist jedoch zugleich auf fehlende Aufträge.
💶 Transferbezug Im November bezogen 986.000 Menschen Arbeitslosengeld I, deutlich mehr als ein Jahr zuvor. Die Zahl der erwerbsfähigen Bürgergeld-Berechtigten wurde auf 3,819 Millionen geschätzt, das entspricht 7,0 Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung. Damit bleibt die finanzielle Flanke des Arbeitsmarkts belastet.
🧩 Strukturelles Missverhältnis und Handlungsdruck Eine konjunkturelle Delle trifft auf einen strukturell ausgedünnten Arbeitskräftepool. Um das Paradox aus zu vielen Arbeitslosen und zu wenigen verfügbaren Erwerbstätigen aufzulösen, muss die Angebotseite gestärkt und Leistungsanreize geschärft werden.
- Schnellere Anerkennung ausländischer Qualifikationen
- Gezielte Zuwanderung in Engpassberufe
- Konsequente Weiterbildung
- Entbürokratisierte Arbeitsvermittlung
- Klare Signale, dass sich Mehrarbeit und Leistung auszahlen
- Investitionsfreundliche Rahmenbedingungen für neue Stellen
📅 Ausblick Ohne eine Kurskorrektur droht Deutschland, zwischen anhaltender Arbeitslosigkeit und fehlenden Erwerbstätigen dauerhaft zerrieben zu werden. Die am 28. November 2025 vorliegenden Daten liefern den nüchternen Beleg für diesen Befund.
🗨️ Kommentar der Redaktion Die Diagnose ist eindeutig: Die Politik muss die Bremsen lösen und den Arbeitsmarkt auf Leistungsorientierung stellen. Wer jetzt auf kosmetische Programme und saisonale Effekte setzt, verwaltet den Stillstand. Erforderlich sind klare Anreize für Arbeit, weniger Bürokratie in der Vermittlung und ein konsequentes Vorantreiben von Qualifikationsanerkennung, Weiterbildung und gezielter Zuwanderung in Engpassberufe. Ebenso braucht es investitionsfreundliche Rahmenbedingungen, damit Unternehmen wieder Stellen schaffen. Halbherzigkeit würde die Schere zwischen Arbeitslosen und offenen Bedarfen weiter öffnen.


