🌏 Einordnung China war jahrelang der wichtigste Käufer australischer Rohstoffe, vor allem von Eisenerz. Nun verlagert Peking den Hebel: Mit Kapital, Beteiligungen und politischer Flankierung dringt die Volksrepublik in Australiens Wertschöpfungsketten bei kritischen Mineralien vor – von Seltenen Erden bis Lithium. Canberra reagiert mit schärferen Kontrollen, neuen Industrieanreizen und einer klareren sicherheitspolitischen Linie. Der Rohstoffmachtkampf verschiebt sich damit vom Erzhandel hin zu Eigentums- und Einflussfragen in Australiens eigener Rohstoffindustrie.
🧭 Hintergrund Australiens Wohlstand fußte zuletzt stark auf chinesischer Nachfrage nach Eisenerz; zugleich versucht China, seine Abhängigkeit von australischen Lieferungen zu mindern. Symbol dafür ist Simandou in Guinea: Ein chinesisch geprägtes Konsortium und Rio Tinto bereiten den Start eines der größten Hochgradeisenerz-Projekte der Welt vor. Erste Verschiffungen nach China sind für Mitte November 2025 avisiert – mit dem Potenzial, die globale Angebotsstruktur zulasten Australiens zu verschieben. Die Begleitung der Inbetriebnahme durch einen chinesischen Vizepremier unterstreicht den strategischen Stellenwert des Projekts.
⚖️ Schärfere Investitionsprüfung 2024 zwang die Bundesregierung china-verbundene Investoren zum Teilverkauf von Anteilen am Seltene-Erden-Förderer Northern Minerals. 2025 folgte ein Präzedenzfall: Canberra verklagte einen dieser Investoren wegen mutmaßlicher Verstöße gegen das Auslandsinvestitionsrecht. Die Botschaft ist unmissverständlich: Verstöße werden nicht nur administrativ, sondern auch gerichtlich verfolgt.
🔋 Abwehr von Einflussnahmen im Lithium-Sektor 2025 schlug der Entwickler Global Lithium Alarm und warf einer Gruppe china-verbundener Aktionäre vor, sich unzulässig abzustimmen, um faktisch die Kontrolle über das Kernprojekt Manna in Westaustralien zu erlangen. Der Fall zeigt, wie umkämpft die Vorstufe der Batteriewertschöpfung geworden ist – und wie sorgfältig Canberra zwischen Investitionsoffenheit und Sicherheitsinteressen austarieren muss.
🏭 Industriepolitik als Gegenmittel Mit dem Budget 2024/25 hat die Regierung das Programm Future Made in Australia aufgelegt, ein über Jahre gestrecktes Investitions- und Anreizpaket. Vorgesehen sind milliardenschwere Produktionsförderungen für die Verarbeitung kritischer Mineralien. Ziel ist, mehr Raffination und Magnetvorprodukte im Land aufzubauen und die Abhängigkeit von China bei Zukunftstechnologien zu senken.
⛏️ Strategische Verschiebung im Eisenerz Parallel zu den Abwehrmaßnahmen gegen ungewollte Beteiligungen muss Australien Simandou als strukturelle Marktveränderung einkalkulieren. Kommt die Mine wie geplant hoch, könnte zusätzlicher Hochgradeisenerz-Zufluss die Preissetzungsmacht der Pilbara-Produzenten schwächen und Chinas Beschaffungsposition stärken.
💼 Folgen für Investoren Der Kurswechsel bedeutet höhere regulatorische Hürden und längere Genehmigungswege. Zugleich entsteht für Projekte, die Verarbeitung und Wertschöpfung nach Australien holen, mehr Planbarkeit durch gezielte Förderung.
🤝 Internationale Anschlussfähigkeit Für Europa und die USA öffnet sich ein Partnerfenster: Wer Australiens Aufbau einer nicht-chinesischen Lieferkette für Seltene Erden, Lithium und Nickel unterstützt, reduziert eigene Abhängigkeiten.
📌 Fazit Der Wettbewerb um Rohstoffe verlagert sich von Zollschranken und Mengenquoten hin zu Eigentumsrechten, Compliance und industrieller Souveränität. Peking setzt auf die Doppelstrategie aus Diversifizierung seiner Bezugsquellen im Eisenerz und gezielter Kapitalallokation in Australiens kritische Mineralien. Canberra kontert mit rechtlicher Härte, engerer Sicherheitsprüfung und industriepolitischen Anreizen. Der Spieß ist damit nicht umgedreht, aber neu ausbalanciert – mit klaren roten Linien für Einflussnahmen und einem industriepolitischen Kompass, der strategische Autonomie über kurzfristige Renditen stellt.
🗨️ Kommentar der Redaktion Australiens Kurs ist notwendig und überfällig: Eigentum, Kontrolle und Rechtsdurchsetzung gehören ins Zentrum der Rohstoffpolitik. Wer kritische Wertschöpfung aus der Hand gibt, macht sich erpressbar. Gerichtliche Härte und engmaschige Prüfungen sind keine Abschottung, sondern Ausdruck souveräner Verantwortung. Industriepolitische Förderung ist in diesem Sektor Pflicht, nicht Kür. Europa und die USA sollten diese Chance konsequent nutzen, statt sich in Kostendebatten zu verlieren.


