📰 Lage und Beschluss Im Landkreis Görlitz steht der Schlesisch-Oberlausitzer Museumsverbund vor dem Aus. Der Beschluss zur Auflösung ist gefallen; zum Verbund zählen unter anderem die Schlösser in Königshain und Krobnitz. Während ein Liquidator den Abwicklungsprozess begleiten soll, ringt die Region um Perspektiven für ihre Häuser. Als erstes setzt die Gemeinde Markersdorf ein deutliches Signal: Sie bittet öffentlich um Unterstützung, um das Dorfmuseum auch nach dem Verbundende funktionsfähig zu halten. Bis Ende 2025 läuft der Betrieb regulär weiter, danach droht eine Zäsur.
🏛️ Hintergrund des Verbunds Der Schlesisch-Oberlausitzer Museumsverbund wurde 1999 gegründet, um die kleinteilige Museumslandschaft der Oberlausitz professionell zu organisieren. Unter seinem Dach vereint sind das Ackerbürgermuseum Reichenbach, Schloss Krobnitz, das Granitabbaumuseum Königshainer Berge, Schloss Königshain und das Dorfmuseum Markersdorf. Nach Angaben der Gemeinde kann der Verbund die finanziellen Lasten in seiner bisherigen Struktur nicht mehr tragen; die Gesellschafter aus Kreis und Kommunen haben daher das Ende des öffentlichen Museumsbetriebs unter dem Verbund zum 1. Januar 2026 beschlossen.
⏳ Zeitplan und Abwicklung Der reguläre Betrieb aller Häuser läuft noch bis zum 31. Dezember 2025 weiter. Anschließend bleibt die gGmbH ein weiteres Jahr zur ordentlichen Abwicklung bestehen. Bildungsangebote, Führungen, Pflegearbeiten und Veranstaltungen im Jahr 2026 wären damit nicht mehr unter dem Dach des Verbunds organisiert. Parallel dazu wird ein Liquidator eingesetzt; wie Liegenschaften und Sammlungen dauerhaft gesichert werden, ist Gegenstand laufender Abstimmungen.
🤝 Markersdorf mobilisiert Unterstützung Die Gemeinde Markersdorf sucht Ehrenamtliche und Unterstützer aus Bürgerschaft und Wirtschaft, um das Dorfmuseum übergangsweise zu tragen. Benötigt werden tatkräftige Hilfe bei Tierpflege und Gartenarbeit sowie die Mitwirkung an traditionellen Veranstaltungen. Ein erster Arbeitseinsatz fand Anfang Oktober statt; ein offener Austauschtermin wurde für den 12. November 2025 angesetzt.
- Tierpflege
- Gartenarbeit
- Flegeldrusch
- Erntedank
- Schlachtfest
- Bauernmarkt
🧭 Regionale Bedeutung und Risiken Die Entscheidung zur Auflösung markiert eine kulturpolitische Wegscheide. Ehrenamt und lokale Initiative können Lücken kurzfristig schließen, ersetzen jedoch keine belastbare Struktur- und Finanzierungsentscheidung der öffentlichen Hand. Ohne tragfähiges Modell droht nach 2025 eine Zäsur mit kleinteiligen Notlösungen statt koordinierter Bewirtschaftung.
📑 Handlungsauftrag an Träger Landratsamt und Gesellschafter sind gefordert, zügig Klarheit über Eigentümerverantwortung, Bewirtschaftung und ein tragfähiges Betriebsmodell herzustellen. Nur so bleibt die regionale Museumslandschaft als identitätsstiftendes Fundament erhalten.
🗨️ Kommentar der Redaktion Der Befund ist eindeutig: Ohne klare Zuständigkeiten und solide Haushaltsentscheidungen wird das Erbe der Oberlausitz aufs Spiel gesetzt. Wer Kulturträger auf Ehrenamt verlagert, handelt kurzsichtig und riskiert den Substanzverlust öffentlicher Güter. Kreis und Kommunen müssen jetzt verbindlich entscheiden, wie Eigentum, Bewirtschaftung und Betrieb ab 2026 gesichert werden — nicht irgendwann, sondern sofort. Markersdorfs Initiative verdient Respekt, darf aber kein Freibrief für Rückzug der Träger sein. Struktur vor Aktionismus, Verlässlichkeit vor Symbolik: So lässt sich die Museumslandschaft bewahren.


