🧭 Bewährungsprobe für die Stadt Weißwasser ringt um einen soliden Etat und richtet Ratsarbeit sowie Großprojekte transparenter aus. Zugleich zeigen Schule, Feuerwehr und Kulturstandorte, wie eng Chancen und strukturelle Schwächen miteinander verwoben sind. Das Lagebild drängt auf klare Prioritäten, Disziplin und Verlässlichkeit.
📉 Haushalt unter Druck Finanziell steckt Weißwasser im Gegenwind: Der Etat 2025 war Anfang November noch nicht beschlossen; ohne Beschluss gibt es keinen Kassenkredit. Die Verwaltung rechnet mit einem Fehlbetrag von rund 5,9 Millionen Euro, der in den Folgejahren deutlich steigen dürfte. Im Raum steht ein Kassenkredit-Rahmen von 6,9 Millionen Euro – ein Rekordwert. Für 2026 zeichnet sich eine Lücke im zweistelligen Millionenbereich ab, weitere Negativsalden für 2027 und 2028 inklusive. Das verengt den Spielraum für Investitionen und zwingt zu harter Schwerpunktsetzung: Vorrang für Pflichtaufgaben, kritischer Blick auf alle „Wünsch-dir-was“-Projekte.
🔎 Transparenz in der Ratsarbeit Mit dem Bürgerinformationssystem Allris sind Sitzungen, Vorlagen und Protokolle öffentlich einsehbar. Das ist ein notwendiger Schritt, um Vertrauen zurückzugewinnen und Debatten nachvollziehbar zu machen. Transparente Verfahren erhöhen die Legitimation von Entscheidungen und schaffen die Grundlage, Projekte am Ergebnis zu messen.
🏒 Eisarena nur unter klaren Bedingungen Der Stadtrat will die Eisarena für die DEL2 tauglich halten. Geplant sind Flexbanden und LED-Licht mit einem Volumen von 740.000 Euro. Fördermittel sollen eingeworben werden; den Eigenanteil wollen Stadt und EHC Lausitzer Füchse hälftig tragen. Das sendet ein Signal: Leistungssport bleibt Teil der Stadtidentität, aber nur unter klaren Finanzbedingungen und öffentlicher Kontrolle.
🎓 Bildung zwischen Stärke und Defizit Am Landau-Gymnasium lag die Ausfallquote zuletzt vergleichsweise niedrig. Beim Besuch von Kultusminister Conrad Clemens standen dennoch strukturelle Themen im Vordergrund – von der Lehrerversorgung bis zur Namensdebatte um den Physiker Lew Landau, deren Beibehaltung die Schulleitung fachlich begründet. Anders die Oberschule: Dort fiel der Physikunterricht zeitweise aus, Noten konnten nicht in allen Klassen erteilt werden. Das ist mehr als ein Betriebsproblem – es ist ein Standortfaktor.
🚒 Sicherheit am Limit Die Freiwillige Feuerwehr meldete 2023 einen personellen Tiefpunkt, der Brandschutz stand phasenweise auf der Kippe. Ein neuer Bedarfsplan, eine überarbeitete Satzung und das Strategiepapier „Feuerwehr 2030“ setzen Korrekturen. Gleichwohl bleibt der Auftrag klar: Kapazitäten stabilisieren, Führungsfragen klären, verlässliche Einsatzbereitschaft sichern.
🏭 Strukturwandel mit Maß Aus der Industriegeschichte soll Zukunft werden: Die Ruine der ersten Glashütte, der Gelsdorfhütte, ist als offener Kultur- und Erlebnisort gedacht. Das Projekt nimmt Bürgerbeteiligung ernst und setzt auf Interaktivität. Im Kern geht es um Profilbildung ohne Folklore – authentisch, belastbar, finanzierbar.
🗣️ Stimmen aus der Stadt Der frühere Oberbürgermeister Torsten Pötzsch bereut seinen Rückzug nach eigener Aussage zunehmend; sein Ärger über den Umgang mit den Kohlemillionen hält an. Diese Kritik gehört zur Realität und mahnt, Fördergelder nicht in Ritualen, sondern in Wirkung zu denken. Sie unterstreicht die Erwartung, Mittel zielgerichtet und nachvollziehbar einzusetzen.
📌 Fazit Weißwasser braucht jetzt dreierlei: einen genehmigungsfähigen, ehrlichen Haushalt ohne kreative Taschenspielertricks; Konsequenz bei Kernaufgaben wie Schule, Sicherheit und Infrastruktur; und Transparenz, die Entscheidungen erklärt und Projekte am Ergebnis misst. Eisarena, Feuerwehr, Schulen und Gelsdorfhütte sind dabei Prüfsteine. Wer Prioritäten setzt und den Mut zum Nein hat, verschafft der Stadt Luft – und den Spielraum für echte Zukunftsprojekte.
🗨️ Kommentar der Redaktion Haushaltswahrheit und -klarheit sind die erste Bürgerpflicht einer Kommune; erst wenn die Zahlen stimmen, darf verteilt werden. Kernaufgaben gehen vor Prestige – Leistungssport und Erlebnisprojekte haben ihren Platz, aber nur, wenn Finanzierung und Nutzen belastbar sind. Transparenz wie mit Allris ist nicht Kür, sondern Mindeststandard und muss konsequent gelebt werden. Die Stadtspitze sollte symbolische Politik und Projektitis zurückweisen und sich zur Disziplin bekennen. Wer jetzt Grenzen akzeptiert und Prioritäten hart durchsetzt, stärkt Vertrauen und Zukunftsfähigkeit.


