📰 Selbstständigkeit trifft auf Versorgungslücke In Görlitz zeigt eine 103‑jährige Bürgerin bemerkenswerte Eigenständigkeit – und legt zugleich eine Schwachstelle in der lokalen Grundversorgung offen. Weil der nahe Rewe‑Markt nach einem Brand seit mehr als zwei Monaten geschlossen ist, erledigt Herta Born ihre Besorgungen zu Fuß im nächstgelegenen Lidl. Der Hin‑ und Rückweg summiert sich auf rund zwei Kilometer; das Beispiel steht für persönliche Tatkraft und für planerische Lücken bei der fußläufigen Nahversorgung älterer Menschen.
👵 Alltag einer 103‑Jährigen Born lebt am Rand der Görlitzer Südstadt und gilt als geistig wie körperlich rüstig. Sie kocht selbst und verlässt bei gutem Wetter täglich die Wohnung. Ihren 103. Geburtstag begeht sie am Montag, 10. November 2025. Den geschlossenen Rewe vermisst sie spürbar und wartet auf seine Wiedereröffnung – eine Verzögerung, die ihren Alltag messbar beeinträchtigt.
🚶♀️ Zwei Kilometer zum Einkauf Seit der Rewe‑Schließung steuert die Seniorin für leichtere Einkäufe den Lidl‑Markt im Stadtteil Rauschwalde an. Pro Strecke fällt etwa ein Kilometer Fußweg an – für eine 103‑Jährige eine respektable Leistung, die sie dennoch verlässlich bewältigt. Dass sie weiterhin selbstbestimmt wirtschaftet, unterstreicht ihre Robustheit und verdeutlicht zugleich, wie sehr wohnortnahe Angebote für ältere Alleinlebende zählen.
🏬 Wenn der Versorger ausfällt Der Einzelfall steht sinnbildlich für ein strukturelles Thema: Wenn zentrale Versorger nach Zwischenfällen über Wochen schließen, trifft dies besonders jene, die auf kurze Wege angewiesen sind. Gerade die fußläufige Grundversorgung im Quartier wird dann zur Belastungsprobe.
🛠️ Übergangslösungen gefordert Kommunen und Händler sollten für solche Phasen belastbare Übergangslösungen parat haben. Im Mittelpunkt stehen einfache, niedrigschwellige Angebote, die ohne digitale Hürden funktionieren.
- Temporäre Verkaufsstellen in Wohnortnähe
- Zustellangebote ohne digitale Hürden
- Nachbarschaftliche Shuttle-Modelle
🧭 Planerische Verantwortung Es ist Aufgabe einer vorausschauenden Stadt‑ und Handelsplanung, die fußläufige Grundversorgung im Quartier zu sichern – damit persönliche Tatkraft nicht zur stillschweigenden Ersatzstrategie für ausfallende Infrastruktur wird.
🗨️ Kommentar der Redaktion Herta Borns Disziplin verdient Respekt; sie ist Vorbild, aber kein Alibi. Daseinsvorsorge heißt, kurze Wege zu sichern, nicht, Hochbetagte zu längeren Märschen zu veranlassen. Gefragt sind pragmatische Übergänge, sofort umsetzbar und analog erreichbar, statt großspuriger Pilotprojekte. Wer Versorgungsstandorte betreibt, muss belastbare Notfallpläne haben und Schließzeiten straff verkürzen. Die Stadt wiederum hat die Pflicht, diese Standards einzufordern und durchzusetzen.


