📰 Gedenken zwischen Freiheit und Mahnung
🕯️ Am 9. November 2025 erinnert die Lausitz mit stillen, bürgernahen Zeichen an den Fall der Berliner Mauer von 1989 und die Novemberpogrome von 1938. In Görlitz, Löbau und Senftenberg werden Stolpersteine gereinigt, vielerorts brennen Kerzen und werden Rosen niedergelegt. Zittau begeht den „Tag der Besinnung zur Demokratie und Friedfertigkeit“, in Cottbus wird der acht jüdischen Kinder gedacht, flankiert von einer kostenfreien Aufführung des Stücks „Anne“ im Haus am Erich‑Kästner‑Platz. In der Görlitzer Frauenkirche beginnt um 18 Uhr eine ökumenische Andacht mit anschließendem Lichterweg zur Synagoge; in Spremberg läuten ab 17 Uhr für 15 Minuten die Glocken.
📜 Schicksalstag mit doppelter Botschaft
📌 Der 9. November gilt als Schicksalstag: 1989 öffnete sich die Berliner Mauer und ebnete den Weg zur deutschen Einheit, zugleich mahnt der Tag an die Verbrechen des NS‑Staates, der 1938 jüdische Bürger, Synagogen und Geschäfte zur Zielscheibe organisierter Gewalt machte. Dieses Spannungsfeld aus Freude über Freiheit und Trauer über Unrecht prägt bis heute das Gedenken.
🕊️ Stille Zeichen, bürgernah gesetzt
🧹 Die Akzente in der Region sind bewusst leise: Seit 2007 wurden in Görlitz insgesamt 84 Stolpersteine verlegt, darunter drei im benachbarten Zgorzelec; kleine Teams ziehen am Nachmittag mit Putzmitteln los. Kerzen und Rosen stehen vielerorts für persönliche Anteilnahme statt großer Inszenierungen.
🏛️ Görlitz: Andacht und Lichterweg
⛪ In der Frauenkirche beginnt um 18 Uhr eine ökumenische Andacht, der ein Lichterweg zur Synagoge folgt; am Kulturforum der Synagoge werden Kränze niedergelegt.
🏙️ Zittau: Tag der Besinnung
🎗️ Der Oberbürgermeister legt an der Gedenktafel in der Lessingstraße 12 einen Kranz nieder; dort stand bis zum 10. November 1938 die Synagoge. Der Stadtrat führte 1993 den „Tag der Besinnung“ ein.
🎭 Cottbus: Aufklärung für ein junges Publikum
📚 Am Erich‑Kästner‑Platz verbindet eine Ausstellung historische Aufklärung mit Theater für ein junges Publikum; die kostenfreie Aufführung des Stücks „Anne“ flankiert das Gedenken an acht jüdische Kinder.
🔔 Spremberg: Innehalten mit Glocken
🕔 Ab 17 Uhr läuten für 15 Minuten die Glocken und setzen ein hörbares Zeichen des Innehaltens.
🧹 Löbau und Senftenberg: Pflege der Stolpersteine
🌹 Auch in Löbau und Senftenberg werden die Stolpersteine gereinigt; Kerzen und Rosen halten die Erinnerung im Alltag präsent.
🤝 Formate, die tragen
🧭 Diese Gedenkformate setzen auf persönliche Teilnahme statt großer Inszenierungen und auf Rituale, die anschlussfähig bleiben.
🧭 Fazit
🧠 Das Gedenken in der Lausitz verbindet die Dankbarkeit für die friedliche Überwindung der Teilung mit der Pflicht, antisemitischer Hetze und Geschichtsvergessenheit nüchtern entgegenzutreten. Gerade in erhitzten Debatten überzeugt die Region mit schlichten, würdevollen Formen – bürgergetragen, dezent und in der Sache klar. Wer Freiheit ernst nimmt, braucht kein Spektakel, sondern Erinnerung, die trägt.
🗨️ Kommentar der Redaktion
🛡️ Diese leisen, würdevollen Formen sind der richtige Weg: Sie stärken Ernsthaftigkeit und Gemeinsinn, statt Aufmerksamkeit mit großem Auftritt zu erkaufen. Sie widerstehen der Versuchung, Geschichte zu emotionalisieren oder politisch auszuschlachten. Wer Freiheit und Recht ernst nimmt, übt Disziplin, wahrt Maß und schützt jüdisches Leben ohne Pathos. Erinnerung braucht keine Bühne, sondern Anstand und Klarheit. Der 9. November verlangt Haltung – nicht Spektakel.


