⚡ Wiederhergestellte Einspeisung Im von Russland besetzten ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja ist eine weitere externe Stromverbindung wiederhergestellt worden. Nach wochenlangen Ausfällen verfügt die Anlage damit erneut über zwei Zuführungen aus dem Netz, ein zentraler Schritt, um Kühlung und Sicherheitsfunktionen stabil zu gewährleisten. Die Lage bleibt jedoch fragil, da der Standort weiterhin nahe der Front liegt und die Energieinfrastruktur regelmäßig Ziel von Angriffen ist.
🏭 Größtes Kernkraftwerk Europas unter Kontrolle der Besatzung Saporischschja ist Europas größtes Kernkraftwerk und seit März 2022 unter russischer Kontrolle. Die Reaktoren speisen seit Langem nicht mehr ins Stromnetz, benötigen aber kontinuierlich Energie für Pumpen, Überwachung und Sicherheitsreserven. Nach einer Phase wiederholter Notstromphasen über Dieselaggregate wurde Ende Oktober die Hauptanbindung über die 750‑Kilovolt‑Leitung Dniprovska repariert. Nun folgte die Wiederinbetriebnahme einer zweiten, 330‑Kilovolt‑Ersatzleitung, was die Redundanz erhöht, das Risiko aber nicht beseitigt.
🛠️ Reparaturen unter Aufsicht der IAEA Die zweite Stromleitung am AKW ist wieder am Netz und erweitert den Sicherheitskorridor im Fall erneuter Beschädigungen, da der Betrieb nicht sofort auf Dieselaggregate zurückfallen muss. Die jüngste Instandsetzung wurde – wie bereits bei der ersten Wiederherstellung – durch lokal vereinbarte Feuerpausen ermöglicht. Unter Aufsicht der Internationalen Atomenergiebehörde wurden beschädigte Kabelsegmente ersetzt, Isolatoren an mehreren Masten erneuert und ein verbogenes Trägerteil ausgetauscht.
🔌 Zwei externe Einspeisungen Mit der Reparatur der Leitungen Dniprovska (750 kV) und Ferosplavna-1 (330 kV) verfügt der Standort wieder über zwei externe Einspeisungen. Weitere Schadstellen an der 330‑kV‑Trasse außerhalb einer temporären Schutzzone sollen folgen. Die Rückkehr von Netzstrom wird als entscheidend für die nukleare Sicherheit bewertet, verbunden mit der Mahnung zur Vorsicht wegen wiederholter Stromverluste.
🧯 Mehr Puffer für Sicherheitssysteme Die erneute Redundanz schafft Spielraum, um Kühlung, Überwachung und Sicherheitsfunktionen stabil zu betreiben. Im Störfall muss der Standort nicht unmittelbar auf Dieselaggregate umschalten, was den Betrieb planbarer macht. Dennoch bleibt die Abhängigkeit von ungestörter externer Versorgung bestehen.
🛡️ Fragile Gesamtlage im Kriegsgebiet Politisch und sicherheitstechnisch ändert die zweite Leitung nichts an der prekären Lage. Solange das Kraftwerk im Kriegsgebiet liegt und die Energieinfrastruktur beschossen wird, bleibt die Sicherheit störanfällig. Für Kiew wie für Moskau ist die Anlage strategisch sensibel; ihr Schutz erfordert nüchterne, überprüfbare Sicherheitsvereinbarungen statt Symbolpolitik.
🔭 Ausblick Dass Reparaturen überhaupt möglich waren, zeigt: Wo klare Absprachen gelten, steigt die Sicherheit sofort. Eine dauerhafte Entschärfung setzt verlässliche Schutzmechanismen und anhaltende internationale Präsenz voraus. Bis weitere Schadstellen behoben sind, bleibt die Lage volatil.
🗨️ Kommentar der Redaktion Die zusätzliche Einspeiseleitung ist eine gute Nachricht, aber kein Freibrief. Sicherheit im Kernkraftwerk entsteht nicht durch Ankündigungen, sondern durch überprüfbare Absprachen, technische Redundanz und disziplinierte Einhaltung von Feuerpausen. Wer Verantwortung ernst nimmt, setzt auf belastbare Schutzmechanismen und eine dauerhafte internationale Präsenz, nicht auf symbolische Gesten. Maßstab muss die nukleare Sicherheit sein, nicht kurzfristige politische Effekte. Alles andere wäre Leichtsinn.


