📰 Ausgangslage: In Hoyerswerda ringt eine 19-jährige Auszubildende zugleich mit der ausbleibenden Auszahlung ihres Kindergelds und dem verpflichtend digitalen Antrag auf Berufsausbildungsbeihilfe. Der Anspruch auf Kindergeld ist unstrittig, dennoch stockt die Zahlung. Der Fall macht sichtbar, wie Schnittstellenprobleme zwischen Stellen junge Menschen in Ausbildung ausbremsen.
👤 Hintergrund: Die im Bericht „Amelie“ genannte junge Frau wuchs unter schwierigen familiären Verhältnissen auf; ein Lehrer schaltete das Jugendamt ein. Mit 15 verließ sie das Elternhaus und lebte im Familienumfeld, wo das Kindergeld gesetzlich korrekt an die betreuende Bezugsperson ging und an sie weitergereicht wurde. Mit dem 18. Geburtstag und dem Umzug in die eigene Wohnung entfiel diese Berechtigung – seither ist strittig, wer das Geld zunächst erhält. Für Auszubildende beträgt das Kindergeld 255 Euro im Monat.
🌐 Digitale Hürden beim BAB-Antrag: Parallel verlangt das Jobcenter Bautzen den Antrag auf Berufsausbildungsbeihilfe, der ausschließlich online gestellt werden kann. In der Praxis war die Beantragung zeitweise kaum möglich. Für eine Auszubildende im Gesundheitswesen, die auf verlässliche Zahlungen angewiesen ist, entsteht dadurch eine finanzielle Hängepartie.
🔀 Abzweigung als Beschleuniger: Grundsätzlich kann die Familienkasse Kindergeld an das volljährige Kind abzweigen, wenn es einen eigenen Haushalt führt und keinen Unterhalt erhält. Diese Option kann Verfahren beschleunigen, sofern die notwendigen Nachweise vorliegen.
⏸️ Folgen für die Betroffene: Zwischen unklarer Auszahlung und stockender Online-Beantragung fehlt der jungen Frau zeitweise die planbare finanzielle Basis. Ausgerechnet in einer dualen Ausbildung, die Zuverlässigkeit voraussetzt, entstehen Lücken, die den Alltag erschweren.
🧩 Systemische Lehre: Der Fall ist kein Skandal, aber ein Symptom. Digitalisierte Verfahren ohne robuste Erreichbarkeit und klare Zuständigkeitsübergänge führen zu Verzögerungen zulasten der Leistungsberechtigten. Nötig sind pragmatische, rechtssichere Übergangslösungen – etwa zügige Abzweigungen bei Volljährigen mit eigenem Haushalt – sowie verlässliche Online-Dienste. Die Behörden sind gefordert, Abläufe zu entflechten und Zahlungen planbar zu machen.
🗨️ Kommentar der Redaktion: Der Fall ist ernüchternd: Wenn Anspruch und Auszahlung auseinanderfallen, versagt der Prozess. Staatliche Stellen müssen digitale Verfahren stabil betreiben und Zuständigkeiten eindeutig regeln. Bei Volljährigen mit eigenem Haushalt gehört die zügige Abzweigung zur gebotenen Praxis, wenn die Voraussetzungen belegt sind. Wer in Ausbildung steht, braucht Planungssicherheit statt Warteschleifen. Die Verwaltung muss Abläufe entflechten und verlässliche Online-Dienste sicherstellen – ohne Ausreden.


