📰 Auftritt und Zwischenruf Bei einer Nahost-Konferenz in Berlin ist die Grünen-Co-Vorsitzende Franziska Brantner mit deutlichem Widerspruch aus dem Publikum konfrontiert worden. Ein Zuschauer rief: „Menschenrechte sind keine komplexe Frage.“ Brantner hielt dagegen, betonte Israels Recht auf Selbstverteidigung, warnte zugleich vor eigenen „schrecklichen Verbrechen“ und beklagte eine verunglückte Debatte in Deutschland. Die Reaktionen im Saal reichten von Applaus bis Buhrufen.
🏛️ Konferenzrahmen und Erwartungen Veranstalter der Diskussion war die israelische Tageszeitung Haaretz, unterstützt von der grünennahen Heinrich-Böll-Stiftung und weiteren Partnern. Zuvor hatte der israelische Menschenrechtsanwalt Michael Sfard die israelische Politik scharf kritisiert. Die Konferenz verstand sich als Forum für Regierungskritiker, Menschenrechtsaktivisten und Thinktanks – mit der Erwartung, Deutschland solle seine „besondere Beziehung“ zu Israel stärker für Vermittlung und Druck auf extrem rechte Teile der israelischen Regierung nutzen.
🌍 Deutschlands Ansehen und Verantwortung Auf die moderierte Frage, ob Deutschlands Zurückhaltung gegenüber Israel dem internationalen Ansehen geschadet habe, antwortete Brantner „offenkundig“ und verwies auf spürbar erschwerte Gespräche im Ausland. Zugleich unterstrich sie mehrfach die besondere Verantwortung Deutschlands gegenüber Israel.
🇪🇺 Europäische Linie und Sanktionsfrage Inhaltlich kritisierte Brantner weniger die Israelkritik der Bühne als vielmehr das Fehlen einer gemeinsamen europäischen Stimme seit dem 7. Oktober. Sie zeigte Verständnis dafür, dass Berlin einen Sanktionsvorschlag der EU-Kommission gegen Israel nicht mittrug, forderte aber eigene Gestaltungsinitiativen Deutschlands in der EU.
🗣️ Stimmen aus dem Saal Das Publikum erhielt zuvor und danach viel Raum: Vertreter deutsch-palästinensischer Positionen sprachen über anti-palästinensischen Rassismus, jüdische Teilnehmer beklagten verschärfte Rhetorik aus Teilen der israelischen Führung. Als Brantner zu „Komplexität“ und gegen Schwarz-Weiß-Denken mahnte, kam der Zwischenruf. Sie entgegnete, gerade diese Gemengelage sei komplex – mit klarer Verurteilung der Hamas-Verbrechen und der Feststellung, Israel dürfe im Gegenzug keine eigenen Gräueltaten begehen.
🇩🇪 Innenpolitische Folgen In Deutschland hat der israelbezogene Konflikt unmittelbare Folgen. Nach Angaben des RIAS-Bundesverbands hat sich die Zahl antisemitischer Proteste seit dem 7. Oktober vervielfacht; die Sicherheitslage von Juden in Deutschland sei spürbar angespannter.
⚖️ Zwischen Verantwortung und Maßstäben Die Berliner Debatte zeigte, wie sehr die grüne Führung zwischen historischer Verantwortung gegenüber Israel, wachsender Sorge um jüdisches Leben in Deutschland und dem Anspruch auf universelle Menschenrechte navigieren muss. Brantners Kernbotschaft – europäisch handeln, Antisemitismus klar benennen, Leid auf beiden Seiten sehen – traf auf ein Publikum, das eindeutige Urteile einfordert. Für die Bundesregierung bleibt die Aufgabe, Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen: durch eine konsistente Außenpolitik, die Israels Sicherheit und das Völkerrecht gleichermaßen ernst nimmt – ohne rhetorische Eskalation, aber mit klaren Maßstäben.
🗨️ Kommentar der Redaktion In einem von moralischer Unschärfe geprägten Diskurs ist Klarheit Pflicht. Deutschlands besondere Verantwortung gegenüber Israel darf nicht relativiert werden; sie verlangt Handlungsfähigkeit und Verlässlichkeit in Wort und Tat. Wer Menschenrechte betont, muss Terror eindeutig verurteilen und staatliche Selbstverteidigung als legitime Pflicht anerkennen. Zugleich gilt: Maß und Recht statt Symbolpolitik – eine konsistente europäische Linie, die Extremisten Grenzen setzt. Antisemitismus in Deutschland ist mit der vollen Härte des Rechtsstaats zu bekämpfen; Ausreden verbieten sich.


