📰 Überblick Görlitz hat binnen eines Jahres Einwohner verloren – trotz anhaltender Zuzüge. Zum Stichtag 30. September 2025 waren 57.274 Menschen mit Haupt- oder Nebenwohnsitz registriert, 232 weniger als ein Jahr zuvor. Die aktuellen Monatsdaten der Stadtverwaltung gelten als vorläufig. Besonders auffällig: Während die Innenstadt wächst, schrumpfen andere Stadtteile – ein Muster, das auf eine demografische Schieflage verweist, die mit reiner Zuwanderung nicht ausgeglichen wird.
📊 Datenbasis und Begriffe Die kommunale Statistikstelle ermittelt monatlich auf Basis des Einwohnermelderegisters und unterscheidet zwischen „Einwohnern“ (Haupt- und Nebenwohnsitz) und „Bevölkerung“ (nur Hauptwohnsitz). Im September 2025 zählte Görlitz 56.707 Einwohner mit Hauptwohnsitz – ebenfalls weniger als im Vorjahr.
👶 Geburten und Sterbefälle Die natürliche Bevölkerungsbewegung fällt negativ aus: 16 Geburten standen 69 Sterbefällen gegenüber, der Saldo beträgt –53. Diese Unterdeckung erklärt, warum positive Wanderungssalden nicht automatisch zu Wachstum führen.
🚶 Wanderung im Monatsvergleich Im September wurden 332 Zuzüge und 313 Fortzüge registriert – ein Wanderungsplus von 19 Personen. Dieses Plus reicht jedoch nicht, um die negative natürliche Bilanz auszugleichen.
🧮 Stadtweite Entwicklung Gegenüber September 2024 verringerte sich die Zahl der Einwohner mit Haupt- und Nebenwohnsitz um 232 auf 57.274; die Bevölkerung mit Hauptwohnsitz sank um 86 auf 56.707. Zugleich nahm die ausländische Bevölkerung binnen Jahresfrist um 111 auf 9.537 Personen zu.
🗺️ Gewinner und Verlierer nach Stadtteilen Die Dynamik unterscheidet sich deutlich zwischen den Quartieren.
- Innenstadt: +171 auf 17.769
- Hagenwerder: +17 auf 959
- Nikolaivorstadt: +8 auf 1.673
- Ober‑Neundorf: +2 auf 266
- Königshufen: –111 auf 7.403
- Südstadt: –67 auf 9.193
- Biesnitz: –37 auf 3.708
- Klingewalde: –20 auf 589
- Rauschwalde: –5 auf 5.639
🏙️ Innenstadt wächst, Peripherie schrumpft Die Zuwanderung konzentriert sich räumlich vor allem auf die Innenstadt, während mehrere andere Stadtteile Einwohner verlieren. Diese Divergenz verstärkt die demografische Schieflage innerhalb der Stadt.
📝 Vorläufigkeit der Monatszahlen Die ausgewiesenen Monatswerte werden aus dem Melderegister fortgeschrieben und können von späteren amtlichen Bestandszahlen abweichen.
🧭 Fazit und Ausblick Görlitz erlebt, was viele ostdeutsche Kommunen beschäftigt: Die demografische Schere geht trotz Zuzugs weiter auf. Mehr Sterbefälle als Geburten drücken den Bestand, und Migration allein wird den Befund nicht drehen. Für eine tragfähige Trendwende braucht es mehr als Nettozuzüge: eine Stärkung familien- und altersgerechter Infrastruktur in schrumpfenden Quartieren, kluge Stadtentwicklung – und Geduld.
🗨️ Kommentar der Redaktion Die Zahlen sind ernüchternd. Wer den Rückgang allein mit Zuzug bekämpfen will, verkennt die demografische Lage. Familien stärken, Geburten fördern und die Versorgung Älterer sichern – das muss jetzt Priorität haben. Stadtentwicklung darf nicht nur in der Innenstadt glänzen, sondern muss gezielt die schwächer werdenden Quartiere stabilisieren. Kosmetische Maßnahmen reichen nicht; ohne klare Prioritäten, Disziplin und langen Atem wird der Trend anhalten.

