📰 Abschied nach 160 Jahren Nach mehr als 160 Jahren sichtbarer Präsenz in Pflege, Bildung und Seelsorge endet in Görlitz eine Epoche: Die letzten fünf Borromäerinnen verlassen die Stadt. Damit schließt sich ein traditionsreiches Kapitel kirchlicher Prägung des lokalen Gesundheits- und Sozialwesens.
⛪ Verabschiedung in der Kathedrale Am Dienstag, 4. November 2025, werden die Schwestern um 18 Uhr in der St.-Jakobus-Kathedrale verabschiedet. Vier Ordensfrauen ziehen anschließend nach Wittichenau; eine Schwester bleibt in Görlitz tätig, jedoch nicht mehr im St.-Carolus-Krankenhaus. Der sichtbare Ordensdienst im Krankenhausalltag endet damit faktisch.
🕰️ Historischer Hintergrund Der Orden der Barmherzigen Schwestern vom heiligen Karl Borromäus wirkt in Görlitz seit 1863. Wegweisend war die Eröffnung des neuen St.-Carolus-Krankenhauses in Rauschwalde im Jahr 1927; nahezu ein Jahrhundert prägten die Schwestern die Einrichtung, die sie bis 2004 leiteten.
👩⚕️ Präsenz in Pflege und Bildung Parallel zum Krankenhausdienst engagierten sich die Schwestern in Kindergärten, Altenheimen und der Ausbildung von Pflegekräften. Dieses Wirken hat das städtische Leben über Generationen mitgeprägt.
🧭 Strukturelle Verankerung Regional bleibt der Orden strukturell verankert: Neben dem bisherigen Konvent am Malteser-Krankenhaus St. Carolus in Görlitz besteht ein Schwesternkonvent im St.-Adalbert-Stift in Wittichenau. Das Mutterhaus der Grafschafter Kongregation liegt in Kloster Grafschaft im Hochsauerland.
🏥 Konsequenzen für das St.-Carolus Für das St.-Carolus-Krankenhaus bedeutet der Abschied einen identitätsrelevanten Einschnitt. Die medizinische Versorgung bleibt gesichert, doch die tägliche, sichtbare Ordenspräsenz entfällt.
📍 Perspektive Wittichenau Wittichenau übernimmt künftig die Gemeinschaft: Der dortige Konvent am St.-Adalbert-Stift bietet die notwendige Infrastruktur, um die Kräfte der kleiner gewordenen Gemeinschaft zu bündeln und pastoral wie caritativ präsent zu bleiben.
🔎 Strukturwandel und Erbe Der Rückzug aus Görlitz steht exemplarisch für den Strukturwandel in Kirche und Gesundheitswesen: Sinkende Ordenszahlen und die Professionalisierung durch Trägerstrukturen haben die Rollenprofile verändert. Zugleich hinterlassen die Borromäerinnen ein Profil der Verlässlichkeit, geprägt von Dienst am Kranken, der Erziehung und der Nächstenliebe. Das Erbe wird man an der Haltung messen: an einer Pflege, die nicht nur professionell, sondern dem Menschen zugewandt bleibt.
🗨️ Kommentar der Redaktion Dieser Abschied ist mehr als ein organisatorischer Schritt; er ist ein kultureller Aderlass. Wo Ordensfrauen verschwinden, droht ein Verlust an geistlichem Fundament, das unser Gemeinwesen getragen hat. Professionalisierung ersetzt keine Haltung, die den Menschen an die erste Stelle setzt. Görlitz muss Identität bewahren statt nur Abläufe zu verwalten. Das St.-Carolus hat die Pflicht, Nähe und Nächstenliebe im Alltag sichtbar zu halten. Wittichenau verdient Rückhalt, damit das geistliche Zentrum nicht zur bloßen Verwaltungseinheit schrumpft.

                
