⚖️ Händedruck mit Haken: Der mögliche USA‑China‑Deal im Faktencheck

📰 Gespräch in Busan Donald Trump und Xi Jinping haben am 30. Oktober 2025 in Busan über eine Entspannung im Handelsstreit gesprochen. Nach US‑Darstellung steht eine einjährige Verständigung über Seltene Erden im Raum, die sich verlängern ließe. Washington deutet zugleich eine Reduktion bestimmter Zusatzzölle an, während Peking die Vereinbarung bislang nicht umfassend bestätigt hat. Ergänzend heißt es, China wolle die Ausfuhren seltener Erden für ein Jahr aufrechterhalten; ein US‑Handelsvertreter bekräftigte die politische Verständigung. Das wirkt wie eine Atempause, nicht wie ein Durchbruch.

🧭 Taktischer Vorlauf Bereits am Wochenende zuvor skizzierten Unterhändler beider Seiten in Malaysia eine „vorübergehende Einigung“. Parallel verschärfte Peking Exportkontrollen auf zentrale Seltene Erden und stellte eine Ausweitung ab dem 8. November in Aussicht. Seit April gilt zudem ein aufwendiges Genehmigungsverfahren für sieben kritische Elemente. Diese Maßnahmen verschaffen China Hebel in einer verwundbaren Lieferkette und erhöhen den Druck auf Washington.

💸 Zölle und Fentanyl Nach Darstellung Trumps würde Washington bestimmte, mit der Fentanyl‑Krise begründete Zusatzzölle auf chinesische Produkte um zehn Prozentpunkte senken. Gleichwohl läge das US‑Zollniveau gegenüber China insgesamt weiterhin bei 47 Prozent und damit weit über dem Stand zu Beginn von Trumps zweiter Amtszeit. Von einer echten Rückkehr zur Normalität kann keine Rede sein.

🧲 Seltene Erden gegen Tech‑Lockerungen Peking könnte die Umsetzung zusätzlicher Exportkontrollen für ein Jahr aussetzen. Im Gegenzug erwartet China Zugeständnisse bei US‑Technologiesanktionen. Wie weit Washington tatsächlich entgegenkommt, bleibt offen, ebenso die Frage, wie die Einhaltung eines Deals überprüft werden soll. Fachleute warnen vor einer fragilen Konstruktion, die jederzeit kippen könnte.

🏭 Strategische Linie Pekings Xi Jinpings jüngst verkündeter Fünf‑Jahres‑Plan betont technologische Autarkie und industrielles Kernhandwerk. Genau diese Weichenstellungen schärfen den Konflikt mit den USA. Beobachter in Washington sehen Peking daher weniger an einer „guten Beziehung“ als an der eigenen Unabhängigkeit interessiert. Ein mögliches Moratorium würde damit eher Zeit gewinnen als eine Trendwende einleiten.

🌏 Geopolitische Flanken Nach taiwanischen Sicherheitskreisen blieb die Taiwan‑Frage tabu; Zugeständnisse in dieser Kernfrage gab es nicht. Für die Märkte ist das ein relevantes Signal, für das strategische Verhältnis jedoch nur ein Nebenaspekt. Der Konflikt bleibt bestehen.

🔍 Kontroll‑ und Umsetzungsfragen Zentral bleibt, wer die Einhaltung einer Verständigung überprüft, welche Sanktionsarchitektur greift und in welchem Zeitplan Maßnahmen zu evaluieren sind. Ohne präzise Fixierung dieser Punkte ist der Rahmen politisch wie wirtschaftlich anfällig. Das gilt umso mehr, als das Zollniveau hoch bleibt und Pekings Kurs auf Autarkie zeigt.

📌 Was jetzt feststeht Die Verständigung entschärft kurzfristig Risiken und sendet ein Signal der Deeskalation, ohne die Konfliktursachen zu adressieren. Die folgenden Punkte fassen den Status zusammen:

  • Einjährige Aufrechterhaltung der Ausfuhren seltener Erden in Aussicht gestellt, mit Option auf Verlängerung.
  • Reduktion bestimmter Zusatzzölle um zehn Prozentpunkte; US‑Zollniveau insgesamt weiterhin bei 47 Prozent.
  • Unklare Verifikationsmechanismen und offenstehende Kontrollfragen.
  • Strategische Grundausrichtung unverändert, Taiwan bleibt ausgeklammert.

🧮 Fazit Der angepeilte „Waffenstillstand“ ist ein Deal auf Widerruf. Er entschärft kurzfristig Risiken in sensiblen Lieferketten und sendet ein Signal der Deeskalation, ohne die Konfliktursachen zu adressieren. Solange Überprüfung, Sanktionsarchitektur und Zeitplan nicht präzise fixiert sind, bleibt der Verständigungsrahmen anfällig. Weil das Zollniveau hoch bleibt und Chinas Kurs auf Autarkie zeigt, ist Skepsis geboten: Der Teufel steckt im Detail – und genau dort droht der Kompromiss zu scheitern.

🗨️ Kommentar der Redaktion Die ins Spiel gebrachte Atempause ist kein Erfolg, sondern ein taktisches Intermezzo. Wer ohne belastbare Kontrollen und klare Sanktionsmechanik agiert, verschiebt nur Probleme. Ein Zollniveau von 47 Prozent ist kein Zeichen der Normalisierung, sondern der Verfestigung. Pekings Kurs auf Autarkie spricht gegen nachhaltige Entspannung, und Tabus bei Taiwan unterstreichen die Grenzen des Dialogs. Vorsicht ist geboten: Ohne harte Bedingungen wird dieser Kompromiss scheitern.

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