DAS NEUSTE

🛰️ Klare Regeln statt Schnellschüsse: Wie Deutschland Drohnengefahren wirksam begegnen sollte

🛡️ Nüchterne Drohnenabwehr statt Reflex Der Umgang mit verdächtigen Drohnen über Flughäfen, Militärstandorten und Industrieanlagen verlangt besonnene Abwägung, nicht reflexhafte Härte. Der israelische Luftverteidigungsexperte Yair Ramati, am Iron Dome beteiligt, rät grundsätzlich von Abschüssen ab und verweist auf Defizite bei elektronischer Abwehr in Deutschland. Seine Mahnung ist Realitätscheck – und ein klarer Auftrag, Zuständigkeiten, Technik und Taktik zu ordnen.

ℹ️ Neue Lage im niedrigen Luftraum Drohnen haben die Luftsicherheitslage in Europa verändert: Sie sind preiswert, schwer zuzuordnen und in niedrigen Höhen oft nur schwer zu erkennen. Wer sie stoppen will, muss zuerst wissen, was da fliegt, dann entscheiden, ob Gefahr besteht, und schließlich mit einem verhältnismäßigen Mittel eingreifen. Kinetische Maßnahmen wie Schüsse, Spreng- oder Raketeneinsatz bergen in dicht besiedelten Räumen erhebliche Kollateralisiken wie abstürzende Teile, Fehltreffer und Sekundärschäden. Zudem produziert jeder Schuss Bilder, die politisch wirken, selbst wenn er technisch erfolgreich war. Der konservative Grundsatz lautet daher: Schutz der Bevölkerung vor Symbolpolitik und Priorität für rechtsklare, risikoarme Verfahren.

🧭 Prozesse vor Technikgläubigkeit Internationale Erfahrung zeigt, dass Technologie allein keine Wunderwaffe ist. Entscheidend sind robuste Abläufe: Wer meldet, wer prüft, wer entscheidet – und wer greift wie ein. Wo Kompetenzen zersplittern, entstehen Verzögerungen, und Verzögerung ist im Luftraum ein Sicherheitsrisiko. Ein Staat, der Sicherheit garantieren will, braucht ein durchgehendes Lagebild und eine einheitliche Einsatzführung im niedrigen Luftraum.

🔎 Erkennen statt rätseln Für Deutschland folgt daraus: Zuerst erkennen, nicht spekulieren. Ein dauerhaftes, vernetztes Lagebild ist die Grundlage jeder Entscheidung. Ohne klare Identifikation wird jedes Eingreifen zum Glücksspiel.

  • Radar
  • Funkpeilung
  • Optische Sensoren
  • Daten aus dem regulären Drohnenbetrieb Remote ID

📡 Elektronische Gegenmaßnahmen zuerst In urbaner Umgebung sind elektronische Mittel in der Regel die risikoärmste Option. Jamming, Spoofing und Link-Unterbrechung neutralisieren Kontrolle oder Navigation der Drohne und zwingen sie in definierte Sicherheitsprozeduren oder zur Landung. Genau hier mahnt Ramati zur Ehrlichkeit: Deutschland muss verfügbare Fähigkeiten und die dazugehörige Ausbildung konsequent ausbauen, statt Debatten durch symbolträchtige Abschussforderungen zu ersetzen.

🎯 Kinetik als eng gefasste Ultima Ratio Der Gesetzgeber arbeitet an präziseren Befugnissen: In eng begrenzten Lagen soll die Bundeswehr künftig auch Waffengewalt gegen unbemannte Luftfahrzeuge anwenden dürfen – ein Bruch mit der bisherigen Rechtslage, die vor allem Abdrängen und Zur-Landung-Zwingen kannte. Das ist sicherheitspolitisch nachvollziehbar, verlangt aber strikte Kriterien, klare Befehlsketten und technische Mittel, die Punktgenauigkeit gewährleisten. Ein Blankoscheck wäre falsch; ein eng gefasstes, gerichtlich kontrollierbares Notfallinstrument ist richtig.

🧩 Kompetenzen bündeln, Führung klären Ein nationales Führungs- und Koordinierungszentrum für Drohnenabwehr mit dauerhaftem 24/7-Lagebild, definierter Einsatzführung und klarer Schnittstelle zu Ländern, Bundespolizei und Bundeswehr verhindert Kompetenzgerangel im Ereignis. Ohne solche Bündelung drohen Parallelstrukturen, Verzögerungen und Kommunikationsbrüche.

🧰 Beschaffung als Systemgeschäft Drohnenabwehr ist ein System, in dem alle Bausteine zusammenspielen müssen. Beschafft werden dürfen nicht einzelne Showstücke, sondern interoperable Baukästen mit Redundanz, Übungsmunition, Ersatzteilen und Instandhaltung. Ausbildungsstände sind regelmäßig zu prüfen; Übungen mit kritischer Infrastruktur gehören in den Routinebetrieb.

  • Sensorik
  • Störmittel
  • Abfangdrohnen
  • Hardkill-Fähigkeiten
  • Mobile Plattformen
  • Einsatzsoftware

⚖️ Recht, Risiko, Verhältnismäßigkeit Eingriffe in Funkspektrum, IT-Systeme und Luftraum müssen rechtlich sauber legitimiert sein. Transparente Standards, wann der Staat einschreitet und wann nicht, sowie eine dokumentierte Verhältnismäßigkeitsprüfung reduzieren Rechtsunsicherheit für die Einsatzkräfte und schaffen Akzeptanz.

✅ Fazit Wirksamkeit vor Symbolik Deutschlands Drohnenabwehr braucht keine lauten Gesten, sondern eine ruhige Hand: ein flächendeckendes Lagebild, starke elektronische Mittel, klare Zuständigkeiten und eine rechtlich eng begrenzte, technisch präzise Ultima Ratio für den äußersten Notfall. Ramatis Hinweis, nicht vorschnell abzuschießen, ist keine Schwäche, sondern Ausdruck konservativer Sicherheitslogik. Der Staat schützt zuerst Leben und Infrastruktur – mit den wirksamsten, nicht den spektakulärsten Mitteln. Wer das beherzigt, stärkt die Wehrhaftigkeit ohne Risiko-Show und trifft die richtige Balance zwischen Freiheit, Sicherheit und Verantwortung.

🗨️ Kommentar der Redaktion Wer reflexhaft nach dem Abschuss ruft, verwechselt Durchsetzung mit Show. Öffentliche Sicherheit verlangt Präzision statt Pose: Erst Lagebild, dann Elektronik, Kinetik nur als eng begrenzte Ausnahme. Ohne gebündelte Zuständigkeiten und rechtssichere Eingriffsregeln bleibt jede Debatte ritualisiert und wirkungslos. Der Staat schuldet Schutz, nicht Spektakel; er beweist Wehrhaftigkeit durch verlässliche Systeme, klare Führung und strenge Verhältnismäßigkeit. Das ist konservative Sicherheitspolitik im besten Sinn.

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