📰 Überblick Deutschland plant eine großangelegte Modernisierung der Bundeswehr. Ein internes Beschaffungsdokument sieht für den Zeitraum 2024 bis 2034 Investitionen von 377 Milliarden Euro in Waffen und Ausrüstung vor, über alle Dimensionen von Land, Luft, See, Cyber und Weltraum. Insgesamt sind rund 320 Projekte vorgesehen, für 178 Vorhaben existieren bereits benannte Vertragspartner. Rund 160 davon sind deutsche Unternehmen, denen ein Auftragsvolumen von zusammen 182 Milliarden Euro zugeordnet wird.
🧭 Planungsrahmen und Zeitenwende Das 39-seitige Planungsdokument markiert die nächste Stufe der Modernisierung in der Zeitenwende. Statt punktueller Nachbesserungen legt das Verteidigungsministerium eine umfassende Fähigkeitsliste vor, von bodengebundener Luftverteidigung über gepanzerte Kräfte bis hin zu weltraumgestützter Kommunikation. Auffällig bleibt die enge Anbindung an US-Technologie, obwohl politisch häufiger eine stärkere europäische Autonomie gefordert wird.
🛡️ Luftverteidigung und Drohnenschutz an Land Für die Nah- und Nächstbereichsverteidigung sind 561 Skyranger-30-Mobilplattformen geplant. Ergänzend sollen 14 IRIS-T SLM-Systeme beschafft werden, einschließlich 396 Mittelstreckenraketen sowie zusätzlich 300 IRIS-T-Lenkflugkörper für kurze Distanzen. Damit adressiert die Planung eine der zentralen Fähigkeitslücken der letzten Jahre.
🚙 Mechanisierte Kräfte Zur Stärkung der Infanterie sieht die Liste die Beschaffung von 687 Schützenpanzern Puma vor. Dies würde die Flotte substanziell erweitern und zugleich standardisieren, um Verfügbarkeit und Einsatzbereitschaft zu erhöhen.
✈️ Luftkriegsmittel Ergänzend zu den bereits bestellten 45 Maschinen sollen 15 weitere F-35A Lightning II beschafft werden. Parallel plant das Ministerium mehrere Drohnenprogramme für Aufklärung und Wirkung, um die Luftstreitkräfte breiter und nachhaltiger aufzustellen.
🎯 Reichweitenwirksame Abschreckung Vorgesehen sind 400 Tomahawk-Marschflugkörper sowie drei zugehörige Typhon-Startgeräte. Diese Fähigkeiten würden die konventionelle Reichweite Deutschlands deutlich ausdehnen und die glaubwürdige Abschreckung stärken.
🚢 Seeaufklärung und U-Boot-Jagd Die Marine soll vier Boeing P-8A Poseidon erhalten. Diese Langstreckenplattformen dienen der Seeüberwachung und der U-Boot-Bekämpfung und schließen eine wichtige Fähigkeitslücke in der maritimen Aufklärung.
🛰️ Weltraum und Kommunikation Ein Satellitenprogramm mit LEO-Komponenten soll eine robuste, eigenständige Gefechtsfeldkommunikation sicherstellen. Ziel ist eine widerstandsfähige, vernetzte Führungs- und Informationsfähigkeit über alle Einsatzdimensionen hinweg.
🏭 Industrie und Vertragspartner Von den 178 bereits benannten Vertragspartnern sind etwa 160 deutsche Unternehmen. Ihnen ist ein Auftragsvolumen von insgesamt 182 Milliarden Euro zugeordnet. Zugleich zeigt die Planung die fortgesetzte Einbindung US-amerikanischer Schlüsseltechnologien in zentrale Systeme.
💶 Umsetzung, Finanzierung, Priorisierung Der Plan ist ambitioniert und politisch folgenschwer. Viele Projekte sind noch nicht kontrahiert; Priorisierung, Finanzierung und Industriekapazitäten werden Tempo und Tiefe der Modernisierung bestimmen. Verfügbarkeit steht im Mittelpunkt, zugleich bleiben Zeit- und Haushaltsrahmen herausfordernd.
📌 Einordnung Die Einkaufsliste setzt auf breite Fähigkeitszuwächse und schließt Lücken in Luftverteidigung, Reichweite und Aufklärung. Sie betont Verfügbarkeit und operative Wirkung, während die Abhängigkeit von US-Systemen in Schlüsselbereichen fortbesteht. Für eine konservative Sicherheitspolitik heißt das: klare Prioritäten, strikte Mittelkontrolle und eine enge Verzahnung mit der heimischen Industrie zur Balance von Wertschöpfung und Souveränität.
🗨️ Kommentar der Redaktion Dieser Plan ist richtig und überfällig, denn Abschreckung entsteht aus konkreter Fähigkeit, nicht aus Absichtserklärungen. Entscheidend sind jetzt belastbare Zeitpläne, harte Meilensteine und disziplinierte Haushaltsführung. US-Technologie ist pragmatisch, darf aber nicht in neue Abhängigkeiten führen; deutsche Wertschöpfung und eigenständige Kompetenzen müssen konsequent mitwachsen. Politische Führung hat die Pflicht, Projekte zu priorisieren und Verzögerungen unnachsichtig abzustellen. Sicherheit ist Kern staatlicher Verantwortung, und dieser Kurs muss entschlossen, effizient und kontrolliert umgesetzt werden.


