🌱 Gemüse vom Industriedach In Liberec (Reichenberg) wachsen auf dem Dach eines Gebäudes des Logistikers DB Schenker Lollo Rosso und Eichblattsalat – ohne ein Gramm Erde. Hinter dem Vorhaben steht die Architektin Tereza Nalezená, die aus einer Studienidee ein Praxisprojekt entwickelt hat. Zwischen April und Oktober verwandelt sich das Industriedach in einen Gemüsegarten; die Nährstoffe erhalten die Pflanzen über das Wasser. Erste Unternehmen haben sich dem Konzept bereits angeschlossen. Ziel ist eine sinnvolle Nutzung ungenutzter Flächen in Industriegebieten.
🧪 Hydroponik kurz erklärt Hydroponik bezeichnet den Anbau von Pflanzen ohne Boden. Die Wurzeln stehen in einer Nährlösung oder werden von ihr umspült. Für Dächer ist diese Form des Anbaus prinzipiell geeignet, weil sie platzsparend ist und unabhängig vom Untergrund funktioniert.
📚 Studienlage zum Dachanbau Eine 2021 veröffentlichte Studie zu einem offenen Dach-Hydroponiksystem für Kopfsalat zeigt: Unter Schutz vor extremer Witterung kann die Ertragsleistung mit Indoor-Anlagen konkurrieren. Zugleich macht die Windempfindlichkeit den Bedarf an baulichem Schutz deutlich.
🏗️ Vom Studienprojekt zur Praxis Das Projekt in Liberec entstand aus dem Impuls, die zahlreichen Flachdächer in Gewerbe- und Logistikarealen produktiv zu machen. DB Schenker setzte das Konzept in Liberec als erstes Unternehmen in Tschechien um. Die Initiatorin will damit den städtischen Gemüseanbau professionalisieren und Versorgungsketten verkürzen.
🚚 Ziele und Nutzen Der Ansatz zielt auf kurze Wege, frische Ware und geringeren Flächenverbrauch. Urbane Flächen sollen produktiv genutzt werden, indem bislang ungenutzte Dachflächen in Industriegebieten für den Anbau geöffnet werden.
💧 Betriebsweise und Saison Die Pflanzen erhalten alle Nährstoffe über das Wasser; auf Erde wird bewusst verzichtet. Der Betrieb läuft saisonal im Freiluftmodus von April bis Oktober. Weitere Einzelheiten zu Erträgen, Kosten und technischen Parametern sind derzeit nicht veröffentlicht.
⚠️ Herausforderungen und Auflagen Wirtschaftlichkeit, Pflegeaufwand, Witterungsschutz und Genehmigungsfragen gelten als Nagelprobe. Offene Dachsysteme benötigen windbrechende Maßnahmen. In mitteleuropäischem Klima ist der Betrieb ohne zusätzliche Infrastruktur typischerweise auf die frostfreie Saison begrenzt.
🔎 Kennzahlen als Entscheidungsgrundlage Ob aus dem Pilotansatz ein tragfähiges Modell jenseits einzelner Leuchttürme wird, entscheidet sich an belastbaren Zahlen zu Ertrag, Qualität sowie Energie- und Materialeinsatz. Ebenso entscheidend ist die Bereitschaft weiterer Unternehmen, ungenutzte Dächer dauerhaft für die Lebensmittelproduktion zu öffnen.
🧭 Einordnung Das Dachbeet in Liberec illustriert die Chancen urbaner Hydroponik auf bestehenden Industrieflächen. Es demonstriert, wie sich Logistikstandorte temporär in Produktionsorte verwandeln können, ohne zusätzlichen Boden zu beanspruchen. Der Praxisbetrieb bleibt jedoch von baulichem Schutz, saisonalen Grenzen und prüfbarer Wirtschaftlichkeit abhängig.
🗨️ Kommentar der Redaktion Der Ansatz verdient nüchterne Prüfung statt Begeisterung auf Vorrat. Ohne belastbare Ertrags- und Kostenzahlen sowie verlässlichen Witterungsschutz bleibt es ein Leuchtturm, nicht mehr. Unternehmen sollten nur dort einsteigen, wo klare Verantwortlichkeiten, Genehmigungen und ein positiver Deckungsbeitrag nachweisbar sind. Öffnung ungenutzter Dächer ist sinnvoll, wenn sie sich betriebswirtschaftlich trägt und saisonale Grenzen klar akzeptiert werden. Erst dann wird aus der Idee ein belastbares Modell.

 
                

 
														 
														 
								
								
								 
								
								
								 
								
								
								 
								
								
								 
								
								
								 
								
								
								 
														 
														