📰 Warnung vor gefährlichem Kurs Der US‑Religionswissenschaftler Bradley Onishi sieht die Vereinigten Staaten auf eine riskante Entwicklung zusteuern. Ein machtbewusstes Bündnis aus Evangelikalen, rechten Katholiken und weiteren christlichen Strömungen befeuere eine Dynamik, die bis in einen inneren Konflikt führen könne. Er beschreibt eine Bewegung, die sich gegen Demokratie, Pluralismus und Vielfalt stelle und notfalls autoritäre sowie gewaltsame Mittel in Kauf nehme. Diese Einschätzung legte Onishi in einem am 25. Oktober 2025 veröffentlichten Bericht vor.
🧭 Hintergrund zur Person Onishi war einst evangelikaler Pastor, hat sich von der Bewegung gelöst und untersucht seit Jahren deren politische Radikalisierungstendenzen. Seine aktuelle Warnung begründet er mit der anhaltenden Nähe eines Teils des religiösen Konservatismus zu den Machtzentren in Washington.
📊 Politische Sichtbarkeit Empirisch bleibt der Einfluss evangelikaler Milieus erkennbar: In einer repräsentativen Erhebung bewerten weiße evangelikale Protestanten die Amtsführung von Präsident Donald Trump in dessen zweitem Amtsjahr weiterhin überdurchschnittlich positiv; rund sieben von zehn äußern Zustimmung.
⚠️ Diagnose und Einflusskanäle Onishi spricht vom »Beginn eines christlichen Faschismus« – eine harte, bewusst zugespitzte Kategorie. Als Beleg führt er einen gewachsenen Einfluss christlicher Nationalisten in Exekutive, Legislative und Judikative an. Exemplarisch verweist er auf führende Regierungs- und Parlamentsvertreter sowie eine konservative Prägung am Supreme Court. Diese Punkte entstammen ausdrücklich seiner Analyse.
🛂 Migrationspolitik als Prüfstein Zugleich kritisiert Onishi einen Verschärfungskurs in der Einwanderungspolitik. Die Arbeit der Behörde ICE schaffe mit flächendeckenden Maßnahmen – bis hin zu Fällen, die US‑Bürger, Greencard‑Inhaber und Kinder betreffen sollen – ein Klima der Angst. Onishi ordnet dies in eine breitere Strategie ein, in der Religion politisch instrumentalisiert werde. Auch diese Bewertungen geben seine Einschätzungen wieder.
🧩 Einordnung und Maßstäbe Der Befund ist alarmierend und politisch brisant. Onishis These eines drohenden inneren Konflikts ist kein Konsens, markiert jedoch einen realen Trend: Teile des religiösen Konservatismus suchen machtpolitischen Einfluss und tragen zur Polarisierung der USA bei. Für eine nüchterne Lagebeurteilung gilt es, zwischen religiöser Überzeugung, legitimer politischer Interessenvertretung und ideologischer Radikalisierung klar zu unterscheiden – und die Debatte auf überprüfbare Fakten, rechtsstaatliche Maßstäbe sowie die Gewaltfreiheit politischer Auseinandersetzung zurückzuführen.
🗨️ Kommentar der Redaktion Alarmistische Etiketten taugen selten zur Lösung gesellschaftlicher Konflikte. Wer pauschal von »christlichem Faschismus« spricht, verschärft die Rhetorik und riskiert pauschale Verdächtigungen gläubiger Bürger. Religionsfreiheit und die Möglichkeit politischer Interessenvertretung gehören zum Kern der amerikanischen Ordnung, solange sie an Recht und Gesetz gebunden bleiben. Gleichzeitig gilt: Gewalt, Einschüchterung und die Instrumentalisierung des Glaubens für Machtzwecke sind inakzeptabel – von keiner Seite. Politische Auseinandersetzungen gehören in Parlamente und Gerichte, nicht auf die Straße, und sie müssen die vielen rechtschaffenen Gläubigen respektieren, statt sie zu diffamieren.


