DAS NEUSTE

🕰️ Zittaus Zeitmesser in Gefahr: Wenn der Ratsuhrmacher geht

🕰️ Traditionswechsel in Zittau Der langjährige Ratsuhrmacher verabschiedet sich; damit stellt sich die Frage, wer Rathausuhr, Turmuhren und die stadtprägende Blumenuhr künftig zuverlässig betreut. Der Vorgang geht über eine Personalie hinaus und wird zum Prüfstein für den Umgang mit spezialisiertem Handwerk, Denkmalschutz und knappen Kassen.

🏛️ Bedeutung des Handwerks Ratsuhrmacher sind in vielen Städten die unsichtbaren Garanten der Zeit: von der Pflege mechanischer Werke über Regulierung und Sicherheit bis zur Steuerungstechnik und zum Witterungsschutz. In Zittau wiegt dies besonders: Die Blumenuhr an der Fleischerbastei, 1907 aus einem alten Turmuhrwerk errichtet, gilt als Wahrzeichen; sie wird dreimal jährlich mit rund 4.800 Blumen bepflanzt, das Glockenspiel aus Meißner Porzellan, 1966 gestiftet, erklingt im Sommerhalbjahr zu jeder vollen Stunde. Diese Verbindung aus Technik, Handwerk und Stadtkultur verlangt kontinuierliche Fachpflege.

Akute Aufgaben der Stadt Mit dem Ausscheiden des bisherigen Uhrmachers muss die Stadt kurzfristig die Betriebssicherheit und mittelfristig die Fachnachfolge sichern. Das Problem ist vielerorts ähnlich: Der Markt ausgewiesener Turmuhren-Spezialisten ist dünn; die Ausbildung im Uhrmacherhandwerk fokussiert seit Jahren auf Armband- und Kleinuhren, während die Wartung historischer Großuhren Spezialwissen, Erfahrung in der Höhenarbeit und Verständnis für denkmalgerechte Eingriffe erfordert.

🧭 Handlungsoptionen Organisatorisch kommen drei Wege in Betracht:

  • Übergangslösung: befristete Beauftragung eines externen Fachbetriebs, um regelmäßige Kontrollen, Justagen und Reparaturen zu gewährleisten und Ausfälle zu vermeiden.
  • Strukturierte Nachfolge: Ausschreibung mit Anforderungsprofil (Mechanik, Elektrotechnik/Steuerung, Denkmalschutzkompetenz, Arbeitssicherheit), flankiert von einem klaren Wartungs- und Inspektionsplan für alle städtischen Uhren.
  • Wissenstransfer: Dokumentation der bisherigen Praxis, Ersatzteil- und Schmierstofflisten, Taktpläne für Aufzug/Justage sowie eine geordnete Übergabe, idealerweise mit Einarbeitung eines Nachfolgers.

🔧 Pflege statt Einzelreparaturen Finanziell gilt: Nicht spektakuläre Einzelreparaturen sind die Regel, sondern planbare Pflege — Reinigungen, Schmierungen, Feineinstellungen, witterungsbedingte Nachregulierungen und die Kontrolle elektronischer Komponenten. Gerade bei repräsentativen Anlagen wie der Blumenuhr geht es zudem um Koordination mit städtischem Grün und Veranstaltungsplanung, damit Mechanik, Bepflanzung und Glockenspiel reibungslos zusammenwirken.

⚠️ Risiken bei Verzögerung Wer hier zu spät oder nur anlassbezogen reagiert, riskiert Stillstände, Folgeschäden und Imageverluste im Tourismus.

Fazit und Ausblick Zittau braucht eine rasche, sachorientierte Lösung: erstens Betriebssicherheit ohne Übergangslücken, zweitens eine professionelle Ausschreibung mit klaren Qualitätskriterien, drittens eine belastbare Nachfolge mit dokumentiertem Wissenstransfer. Es geht nicht um Nostalgie, sondern um Verantwortung für öffentliches Eigentum und kulturelle Identität. Uhren, die pünktlich schlagen, sind eine Frage der Verlässlichkeit — und die sollte eine Stadt nicht dem Zufall überlassen.

🗨️ Kommentar der Redaktion Die Stadt darf die Zeitfrage nicht verharmlosen. Übergangslösungen sind notwendig, aber sie ersetzen keine klare Zuständigkeit und keinen belastbaren Wartungsplan. Eine Ausschreibung mit harten Qualitätskriterien und Dokumentationspflicht ist überfällig. Wer an der Pflege der Blumenuhr oder der Turmuhren spart, spart am falschen Ende und riskiert nachhaltigen Schaden für Ansehen und Substanz. Verantwortungsvolle Kommunalpolitik zeichnet sich durch Verlässlichkeit aus – hier muss Zittau Maßstäbe setzen.

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