📰 Vorfall und Rechtfertigung In Berlin-Neukölln hat das links geführte Café K-Fetisch nach dem Rauswurf eines Paares wegen eines T-Shirts mit hebräischer Schrift ein Rechtfertigungsstatement veröffentlicht und damit massiven Widerspruch ausgelöst. Das Kollektiv erklärt, nicht die hebräischen Zeichen, sondern die angeblichen „kulturellen Implikationen“ des Falafel-Motivs seien ausschlaggebend gewesen. Der Antisemitismus-Beauftragte des Bezirks kritisiert diese Argumentation als unplausibel und in der Sache verharmlosend.
📚 Ablauf laut Berichten Nach übereinstimmenden Schilderungen wurde die Besucherin beim Bestellen auf die hebräische Aufschrift ihres „Falafel“-Shirts angesprochen, als „Zionistin“ beschimpft und schließlich gemeinsam mit ihrem israelischen Partner des Lokals verwiesen; auch von einem Hausverbot ist die Rede. Die Betroffenen sehen darin einen klar antisemitischen Vorfall. Das Café bestreitet dies und behauptet, das Paar sei wegen „aggressiven Verhaltens“ zum Gehen aufgefordert worden.
📢 Inhalte des Instagram-Statements Das Kollektiv betont, das Design reduziere „eine ganze Region auf ein kulinarisches Symbol“; vor dem Hintergrund von Krieg und Hunger in Gaza könne das Motiv „anstößig“ wirken. Zugleich verweist die Bar auf ihre „intersektionale Politik“ und berichtet von Drohungen gegen Beschäftigte nach dem Vorfall. Diese Begründung lässt jedoch zentrale Fragen offen – etwa, warum ein Verweis auf eine in der Region verbreitete Speise nicht als verbindendes, sondern als ausschließendes Symbol gelesen wird.
👕 Herkunft des T-Shirts Das konkrete „Falafel Humanity Shirt“ wurde von Designerinnen und Designern aus Israel und Iran entworfen; die Erlöse fließen laut Projektangaben an die israelische Friedensinitiative Women Wage Peace, die mit palästinensischen Partnern kooperiert. Die Initiatoren widersprechen der Lesart des Cafés und verweisen auf das Anliegen von Dialog und Zusammenleben.
🧑⚖️ Stimmen der Betroffenen und Einordnung Die Betroffenen halten fest, der Rauswurf sei allein wegen der hebräischen Schrift erfolgt; das nachgereichte „kulturelle“ Argument sei eine nachträgliche Rationalisierung. Der Antisemitismus- und Queer-Beauftragte von Neukölln, Carl Chung, erklärt, die Begründung des Cafés überzeuge nicht; offenkundig sei Hebräisch mit Zionismus und dieser wiederum mit „Völkermord“ gleichgesetzt worden – eine antijüdische Zuschreibung, die nach seiner Einschätzung nahe an strafbare Volksverhetzung rücke. Ähnlich äußert sich der Politikwissenschaftler Claus Leggewie, der eine „Sippenhaft“-Logik erkennt.
✅ Fazit Die nachgereichte Begründung des K-Fetisch delegitimiert keine Vorwürfe, sondern verschärft sie. Wer Vielfalt, Offenheit und Antidiskriminierung proklamiert, kann Hebräisch nicht als „anstößig“ markieren und die Verantwortung in ein abstraktes „Kultur“-Argument verschieben. Ein freiheitlicher, rechtsstaatlicher Umgang erfordert das Gegenteil: gleicher Respekt, klare Distanz zu antisemitischen Deutungsmustern und die Bereitschaft, Fehler ohne Ausflüchte einzugestehen.
🗨️ Kommentar der Redaktion Die Darstellung des Cafés ist widersprüchlich und verfehlt den Kern: Sprache und Herkunft dürfen nicht zum Makel erklärt werden. Wer unter dem Deckmantel „kultureller Implikationen“ Hebräisch problematisiert, normalisiert die Ausgrenzung jüdischer Präsenz im Alltag. Ein Rechtsstaat schützt Individuen vor Kollektivzuschreibungen und Identitätstesterei. Moralische Entlastungsfiguren ersetzen keine Verantwortung, sie untergraben sie. Notwendig sind eine klare Entschuldigung, praktische Konsequenzen und eine unmissverständliche Absage an antisemitische Deutungsmuster.


