📰 Druck auf Volkswagen in Dresden: In der Gläsernen Manufaktur wächst der Druck: Die IG Metall fordert rasch belastbare Aussagen zur Zukunft des Standorts und kündigt an, bei weiterer Hängepartie einen eigenen Plan vorzulegen. Die Gespräche stocken, die Endmontage des ID.3 läuft zum Jahresende 2025 aus, ein Nachnutzungskonzept liegt bislang nicht vor. Der Belegschaft fehlt damit weiterhin eine klare Perspektive.
🏭 Hintergrund und Eckdaten: Die Gläserne Manufaktur dient seit Jahren als Schaufenster des Konzerns und zuletzt als Endmontage-Standort für den ID.3. Nach Unternehmensangaben endet die Fahrzeugfertigung Ende 2025. Am Standort arbeiten über 300 Beschäftigte, laut Volkswagen Sachsen sind sie bis Ende 2030 abgesichert. Pro Jahr wurden zuletzt rund 6.000 ID.3 in Dresden final montiert. Parallel erarbeitet der Konzern ein alternatives Gesamtkonzept, das jedoch noch nicht spruchreif ist.
🧰 Gewerkschaft erhöht den Druck: Sollte Volkswagen keine tragfähige Linie präsentieren, will die IG Metall selbst Inhalte setzen. Gefordert werden eine zeitnahe Planungs- und Investitionszusage, die Qualifikation der Belegschaft zu nutzen und die Wettbewerbsfähigkeit nicht weiter auszuhöhlen. Diese Position speist sich aus der Lage vor Ort: Verhandlungen ohne Ergebnis, auslaufende Produktion, anhaltende Unsicherheit.
💡 Diskutierte Zukunftsoptionen: Aus dem Umfeld der Belegschaft kommen Vorschläge für eine industrielle Nachnutzung, etwa Pilotfertigungen jenseits des klassischen Pkw-Geschäfts. Öffentlich diskutiert wurden unter anderem eine Umstellung auf den Bau von Kleinbussen oder Straßenbahnen. Volkswagen Sachsen hält eine solche Verlagerung derzeit für unrealistisch, signalisiert jedoch Gesprächsbereitschaft über sinnvolle Zukunftsoptionen und verweist auf die starke Forschungslandschaft in Dresden mit Universitäten und Instituten. Die Botschaft: Dialog ja, aber in ökonomisch tragfähigen Bahnen.
📉 Transformationsdruck der Branche: Die Gemengelage steht exemplarisch für die Transformationskrise der deutschen Autoindustrie: begrenzte Stückzahlen, hoher Kostendruck und unklare Geschäftsmodelle jenseits des Kerngeschäfts. Für einen prominenten, aber kleinen Produktionsstandort wie Dresden verschärft das die Frage nach einer wirtschaftlich tragfähigen Ausrichtung, die zugleich Arbeitsplätze sichert.
✅ Was jetzt nötig ist: Ohne verbindliche Roadmap droht der Standort in eine lange Übergangsphase zu rutschen. Gefordert sind drei Punkte, die zügig belastbar unterlegt werden sollten:
- Ein klares Nutzungskonzept von Volkswagen mit Zeit- und Investitionsplan.
- Eine nüchterne wirtschaftliche Prüfung alternativer Vorschläge ohne industriepolitische Symbolik.
- Verlässlichkeit für die Beschäftigten, die bis 2030 zugesichert ist und mit konkreten Aufgaben unterlegt werden muss.
🔭 Ausblick: Die IG Metall setzt das Management zu Recht unter Zugzwang. Entscheidend ist jedoch, dass am Ende ein tragfähiges, marktnahes Konzept steht – nicht die nächste Ankündigung. Der Ball liegt nun bei Volkswagen, den Kurs für den Standort klar und nachvollziehbar zu definieren.
🗨️ Kommentar der Redaktion: Dieser Standort braucht Fakten statt weiterer Absichtserklärungen. Ein belastbarer Plan mit klaren Meilensteinen und Investitionen ist überfällig. Experimente abseits des Kerngeschäfts sind nur dort sinnvoll, wo sie nachweislich markt- und erlösnah sind; symbolpolitische Projekte wie ein Wechsel zu Straßenbahnen oder Kleinbussen würden wertvolle Zeit und Ressourcen binden. Die Forschungskompetenz vor Ort ist ein Plus, ersetzt aber kein Geschäftsmodell. Die Beschäftigten haben eine Zusage bis 2030 – sie brauchen jetzt konkrete Aufgabenprofile. Der Konzern muss führen, die Gewerkschaft darf drängen, doch Entscheidungen müssen am Kriterium der Wirtschaftlichkeit gemessen werden.


