📰 Demografischer Dämpfer in der Oberlausitz In den Landkreisen Görlitz und Bautzen ist die Zahl der Geburten binnen fünf Jahren von rund 4.000 auf knapp 3.000 gesunken – ein Minus von etwa 25 Prozent. Das ist mehr als eine Momentaufnahme: Die Entwicklung schwächt die Region strukturell und belastet Familien, Kliniken und Kommunen gleichermaßen.
📉 Landesweiter Trend bestätigt Rückgang Sachsen zählte zum Stichtag 31. Dezember 2024 insgesamt 24.697 Lebendgeborene. Das unterstreicht die anhaltende demografische Abkühlung, die besonders ländliche Räume Ostdeutschlands trifft. Für die Oberlausitz wiegt der Rückgang doppelt schwer: Er verkleinert die ohnehin schrumpfenden Jahrgänge der Schulkinder und verringert die Zahl der jungen Fachkräfte von morgen.
🏥 Geburtskliniken unter Druck Seit 2019 registrieren die Geburtskliniken in den Kreisen Görlitz und Bautzen deutlich weniger Neugeborene. Weniger Geburten erhöhen die Fixkosten pro Fall und verlängern die Wege, was die Versorgungsstrukturen in der Fläche fragiler macht. Die Pendelbewegung werdender Mütter aus dem Umland – etwa aus Spremberg, Weißwasser oder Boxberg – verdeutlicht die angespannte Lage.
👶 Beispiel Hoyerswerda Das Lausitzer Seenland-Klinikum meldete Mitte Oktober 2025 die 400. Geburt des Jahres und rechnet heuer mit rund 500 Kindern im Kreißsaal (2024: 512). Damit liegt das Haus knapp über der Schwelle, ab der der Betrieb einer Geburtsstation als wirtschaftlich tragfähig gilt – ein dünnes Polster in einem schwierigen Umfeld.
🏫 Folgen für Bildung und Arbeitsmarkt Der Rückgang reduziert die künftigen Schülerkohorten und mindert das Potenzial an Nachwuchs für Betriebe. Spürbar werden die Effekte in der Bildungsplanung, in den Kommunalfinanzen und perspektivisch auch in der Pflege.
🧭 Was jetzt nötig ist Wer die Oberlausitz stärken will, braucht mehr als punktuelle Familienprogramme. Entscheidend sind verlässliche Strukturen und ein Umfeld, das junge Familien hält oder zurückholt.
- Zuverlässige Geburtshilfe- und Kinderarztstrukturen
- Gute Kitas und Schulen
- Bezahlbarer Wohnraum
- Verlässlicher öffentlicher Nahverkehr
- Wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen mit Perspektive für Familien
⚖️ Zeit für Bestandsaufnahme und Kurskorrektur Die Zahlen sind ein Weckruf. Ohne eine Kombination aus Familien-, Infrastruktur- und Standortpolitik droht die demografische Schraube sich weiter nach unten zu drehen. Jetzt ist die Zeit für eine nüchterne Bestandsaufnahme – und für eine konsequente Kurskorrektur.
🗨️ Kommentar der Redaktion Die Oberlausitz braucht Ordnung und Verlässlichkeit statt wohlklingender Programme. Geburtshilfe und Kinderarztpraxen sind Daseinsvorsorge, sie müssen vor Prestigeprojekten finanziert und gesichert werden. Wer junge Familien halten will, bietet erst funktionierende Infrastruktur und planbare Rahmenbedingungen – nicht Versprechen auf später. Landespolitik und Kommunen haben die Pflicht, knappe Mittel klar zu priorisieren und Verantwortung zu übernehmen. Wer jetzt zögert, nimmt weiteren Substanzverlust in Kauf.

