🚦 Pilot am Assi‑Eck Dresden geht an einem seiner bekanntesten Treffpunkte neue Wege: An der Kreuzung Louisenstraße/Rothenburger Straße, dem sogenannten „Assi‑Eck“, soll eine Rundum‑Grün‑Schaltung für Fußgänger im Rahmen eines städtischen Pilotprojekts erprobt werden. Vorbild sind internationale „Scramble Crossings“ wie in Tokios Shibuya, bei denen alle Fußgänger gleichzeitig Grün erhalten. Ziel ist es, die Machbarkeit an diesem stark frequentierten Knoten auszutesten. Öffentlich gemacht wurde das Vorhaben am 18. Oktober 2025 im DNN‑Newsletter.
🏛️ Politischer Hintergrund Die Idee ist nicht neu: Bereits 2021 brachte die SPD im Dresdner Stadtrat einen Antrag für Rundum‑Grün‑Ampeln ein. Befürworter argumentieren, was im Ausland und in anderen deutschen Städten funktioniere, müsse auch in Dresden möglich sein – eine Position, die SPD‑Stadtrat Stefan Engel sinngemäß bekräftigte. Die Stadt greift den Faden nun auf und startet am neuralgischen „Assi‑Eck“ einen ersten Praxistest. Parallel zeigt der Blick in andere Kommunen, dass das Konzept wieder an Fahrt gewinnt.
📊 Externe Referenz München München testet seit Herbst 2024 an der Kreuzung Goethe‑/Landwehrstraße ein einjähriges Rundum‑Grün mit wissenschaftlicher Begleitung und klarem Sicherheitsfokus. Die dortige Testphase wird durch Zählungen, Videobeobachtung und Befragungen evaluiert – ein Verfahren, das auch für Dresden als Maßstab taugt.
🔧 Funktionsweise und Ziele Technisch trennt Rundum‑Grün die Bewegungen von zu Fuß Gehenden und Fahrzeugen zeitlich: Alle Fußgängerampeln schalten gleichzeitig auf Grün, der übrige Verkehr hat Rot. Diagonal über die Kreuzung zu gehen, ist in der Regel ausdrücklich erlaubt. Befürworter versprechen sich davon weniger Konflikte zwischen abbiegenden Fahrzeugen und Passanten sowie geordnetere Ströme im dichten Stadtviertel.
📝 Anforderungen an die Umsetzung Für die Landeshauptstadt ist der Einstieg am „Assi‑Eck“ Chance und Bewährungsprobe zugleich. Der Standort ist lebhaft, die Wegebeziehungen sind komplex, und die Geduld aller Verkehrsteilnehmer ist begrenzt. Damit der Versuch überzeugt, braucht es aus konservativer Sicht eine klare und nachvollziehbare Ausgestaltung:
- Klare Markierungen einschließlich Diagonalführung
- Eindeutige Signalzeiten
- Verständliche Kommunikation vor Ort
- Belastbare und öffentlich nachvollziehbare Erfolgskontrolle
🚍 ÖPNV und Verkehrsfluss Entscheidend ist, dass der ÖPNV‑Betrieb in der Neustadt nicht leidet und die Schaltung nicht zu übermäßigen Rückstaus führt. Der Pilotcharakter bietet die Möglichkeit, diese Fragen nüchtern zu beantworten und Zielkonflikte offen zu benennen.
🎯 Prüfauftrag der Stadt Nach Angaben der DNN will die Stadt am Knoten Louisenstraße/Rothenburger Straße genau die Machbarkeit einer Rundum‑Grün‑Schaltung prüfen. Weitere Umsetzungen sollen an harte Evidenz und messbaren Nutzen gebunden werden.
✅ Fazit Dresden testet mit Bedacht eine international erprobte Idee am richtigen Ort. Wer Ordnung an einer problematischen Kreuzung will, muss die Querungen für Fußgänger klar und konfliktfrei organisieren. Der Ansatz verdient eine sachliche, datenbasierte Bewertung – ohne Technik‑Euphorie, aber auch ohne reflexhafte Ablehnung. Erst wenn Sicherheit, Akzeptanz und verlässliche Abläufe nachgewiesen sind, sollte eine Ausweitung in Betracht kommen. Der Pilot am „Assi‑Eck“ ist dafür ein realistischer Stresstest.
🗨️ Kommentar der Redaktion Dieser Versuch ist richtig, aber er muss sich strikt an messbaren Ergebnissen messen lassen. Sicherheit und verlässliche Abläufe stehen vor Tempo‑Gewinnen und Symbolpolitik. Wenn ÖPNV oder Kfz‑Verkehr spürbar leiden, ist der Test zu korrigieren oder zu beenden. Markierungen, Signalzeiten und Kommunikation müssen kompromisslos eindeutig sein, sonst drohen neue Risiken. Erst ein nachweisbarer Nutzen rechtfertigt weitere Standorte – und dann nur dort, wo die Rahmenbedingungen passen.


